Veröffentlicht am März 15, 2024

Der entscheidende Fehler beim Hausbau ist nicht der Mangel selbst, sondern das Versäumnis, ihn rechtssicher zu dokumentieren, bevor er unzugänglich wird.

  • Ein Bautagebuch ist kein optionales Extra, sondern Ihr wichtigstes Beweismittel vor Gericht.
  • Die Kontrolle von Materiallieferungen und kritischen Bauphasen (z. B. vor dem Estrich) ist nicht verhandelbar.

Empfehlung: Denken Sie wie ein Gutachter. Betrachten Sie jeden Bauabschnitt, der verdeckt wird, als potenziellen „Tatort“ und sichern Sie systematisch Beweise durch Fotos, Protokolle und den Abgleich von Lieferscheinen mit der Baubeschreibung.

Ein Neubau ist für die meisten die größte Investition ihres Lebens. Doch unter dem frischen Putz und dem glänzenden Estrich lauert eine Gefahr, die Bauherren oft erst Jahre später einholt: verdeckte Mängel. Der landläufige Rat lautet, den Handwerkern zu vertrauen und auf eine gute Kommunikation zu setzen. Als erfahrener Baugutachter sage ich Ihnen: Vertrauen ist gut, eine lückenlose, misstrauische Kontrolle ist besser. Pfusch am Bau ist selten böse Absicht, oft aber die Folge von Hektik, mangelnder Koordination und dem fatalen Irrglauben, dass schon alles gut gehen wird. Ein verdeckter Mangel ist ein Mangel, der bei der Bauabnahme nicht ohne Weiteres erkennbar ist, zum Beispiel eine fehlerhafte Abdichtung unter der Bodenplatte.

Die wahre Kunst der baubegleitenden Qualitätskontrolle (BQK) liegt nicht darin, Fehler zu finden. Sie liegt darin, eine unangreifbare Beweiskette aufzubauen, *bevor* die kritischen Bauteile für immer verschwinden. Es geht darum, systematisch einen Soll-Ist-Abgleich durchzuführen und jeden Schritt so zu dokumentieren, als würden Sie für ein Gerichtsverfahren vorsorgen. Denn genau das tun Sie. Die Garantie auf einen Neubau beträgt nach BGB oder VOB/B in der Regel fünf Jahre, doch der Nachweis eines Mangels liegt oft beim Bauherrn – eine fast unmögliche Aufgabe ohne stichhaltige Beweise aus der Bauphase.

Dieser Leitfaden ist daher keine Ansammlung wohlmeinender Ratschläge. Er ist eine strategische Anleitung für Bauherren, die nichts dem Zufall überlassen wollen. Wir werden nicht über die Wichtigkeit von Kommunikation sprechen, sondern über die rechtssichere Protokollierung von Baumängeln. Wir werden nicht nur raten, einen Gutachter zu engagieren, sondern aufzeigen, warum dessen Unabhängigkeit Ihr größtes Kapital ist. Betrachten Sie diesen Artikel als Ihr Handbuch für eine forensische Bauüberwachung, die Ihnen hilft, Ihr Recht durchzusetzen und teure Folgeschäden zu vermeiden.

Um die komplexen Zusammenhänge auf einer Baustelle zu meistern und kostspielige Fehler zu vermeiden, haben wir die entscheidenden Kontrollpunkte für Sie strukturiert. Der folgende Überblick führt Sie durch die wichtigsten Aspekte der Qualitätskontrolle, von der lückenlosen Dokumentation bis hin zu essenziellen technischen Prüfungen.

Warum tägliche Bautagebücher vor Gericht Ihr wichtigstes Beweismittel sind?

Ein Bautagebuch wird von vielen Bauherren als lästige Pflicht angesehen. Das ist ein fataler Fehler. Vor Gericht ist ein sorgfältig geführtes Bautagebuch oft das Zünglein an der Waage. Es dient nicht nur der reinen Dokumentation des Baufortschritts, sondern der systematischen Beweissicherung. Jede Abweichung vom Plan, jede Materiallieferung, jede mündliche Absprache, die nicht schriftlich festgehalten wird, ist im Streitfall wertlos. Ein Bautagebuch schließt diese Lücke. Es schafft eine lückenlose Chronologie der Ereignisse, die auch Jahre später noch nachvollziehbar ist. Laut rechtlicher Einschätzung deutscher Baurechtsexperten können Bautagesberichte in Deutschland als starkes Beweismittel mit der Wirkung eines Anscheinsbeweises dienen.

Der entscheidende Punkt ist die Regelmäßigkeit und Detailliertheit. Ein Protokoll, das nur einmal pro Woche erstellt wird, hat eine wesentlich geringere Beweiskraft als eine tägliche Aufzeichnung. Notieren Sie nicht nur, was gemacht wurde, sondern auch, was nicht gemacht wurde, welche Gewerke anwesend waren und welche Witterungsbedingungen herrschten. Ein Foto von einer nassen Kellerwand vor dem Verfüllen, versehen mit Datum und Uhrzeit, kann Ihnen später eine Sanierung im fünfstelligen Bereich ersparen. Ein Bautagebuch ist Ihre Versicherung gegen das Vergessen und die bequemste Form der Beweissicherung, die Sie haben. Behandeln Sie es nicht als Notizblock, sondern als juristisches Instrument.

Wie prüfen Sie auf der Baustelle, ob wirklich der bestellte Dämmstoff geliefert wurde?

Ein häufiger und folgenschwerer Mangel ist die Verwendung eines minderwertigeren Dämmstoffs als im Wärmeschutznachweis berechnet. Der Unterschied ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen, führt aber zu höheren Heizkosten und potenziell zu Tauwasserschäden. Der entscheidende Kennwert ist der Lambda-Wert (λ), der die Wärmeleitfähigkeit angibt. Je kleiner der Wert, desto besser die Dämmwirkung. Während im Wärmeschutznachweis vielleicht ein hochwertiger Dämmstoff mit λ = 0,032 W/(m·K) vorgesehen ist, wird auf der Baustelle aus Kostengründen oder durch einen Fehler manchmal ein Produkt mit λ = 0,040 W/(m·K) verbaut. Im täglichen Baustellenbetrieb fällt das niemandem auf – bis zur ersten hohen Heizkostenabrechnung.

Sie als Bauherr müssen daher einen systematischen Soll-Ist-Abgleich durchführen. Verlangen Sie bei Anlieferung der Dämmstoffe Einblick in die Verpackungsetiketten. Auf jedem Paket finden Sie eine CE-Kennzeichnung und eine Leistungserklärung (Declaration of Performance, DoP) mit einer DoP-Nummer. Diese Dokumente weisen den exakten Lambda-Wert des gelieferten Materials aus. Vergleichen Sie diesen Wert penibel mit den Vorgaben in Ihrem Wärmeschutznachweis. Akzeptieren Sie keine Ausreden. Die gebräuchlichen Dämmstoffe weisen typischerweise Lambda-Werte zwischen 0,025 und 0,075 W/(m*K) auf, was die Bedeutung präziser Kontrolle unterstreicht.

Nahaufnahme einer Hand mit Handschuh, die ein Dämmstoff-Etikett mit technischen Kennzeichnungen untersucht

Wie die Abbildung zeigt, ist eine genaue Prüfung der technischen Kennzeichnungen unerlässlich. Führen Sie die folgenden Schritte durch, um sicherzustellen, dass Sie die bestellte Qualität erhalten:

  1. Suchen Sie die CE-Kennzeichnung und das Ü-Zeichen auf der Verpackung.
  2. Identifizieren Sie die DoP-Nummer (Leistungserklärung) auf dem Etikett.
  3. Vergleichen Sie den ausgewiesenen Lambda-Wert mit den Vorgaben Ihres Wärmeschutznachweises.
  4. Achten Sie darauf, dass für GEG-Berechnungen der Bemessungswert (λB) und nicht nur der Nennwert (λD) relevant ist.
  5. Prüfen Sie, ob das Produkt über eine gültige bauaufsichtliche Zulassung verfügt.

Eigener Gutachter oder Bauleiter des Bauträgers: Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing?

Die Frage, ob der vom Bauträger gestellte Bauleiter ausreicht oder ob ein eigener, unabhängiger Bausachverständiger notwendig ist, ist eine der wichtigsten strategischen Entscheidungen für einen Bauherrn. Die Antwort ist aus meiner Sicht als Gutachter eindeutig: Der Bauleiter des Bauträgers ist dessen Angestellter. Seine Loyalität gilt primär seinem Arbeitgeber, dessen wirtschaftliche Interessen er vertritt. Er steht in einem natürlichen Interessenkonflikt. Seine Aufgabe ist es, den Bau reibungslos und kosteneffizient für den Bauträger abzuwickeln, nicht primär, Ihre Interessen als Bauherr mit Argusaugen zu schützen.

Ein unabhängiger Bausachverständiger oder eine baubegleitende Qualitätskontrolle (BQK) hingegen ist einzig und allein Ihnen verpflichtet. Er ist Ihr Anwalt auf der Baustelle. Seine Aufgabe ist es, Abweichungen vom Soll-Zustand zu identifizieren, die Einhaltung der anerkannten Regeln der Technik zu prüfen und Sie vor finanziellen Schäden zu bewahren. Die Investition dafür ist im Vergleich zum potenziellen Schaden minimal. In der Regel betragen die Kosten einer unabhängigen baubegleitenden Qualitätskontrolle (BQK) etwa 0,5 % bis 1,5 % der Bausumme. Diese Summe mag zunächst hoch erscheinen, doch sie ist eine der rentabelsten Versicherungen, die Sie abschließen können.

Fallbeispiel: Die Rentabilität eines unabhängigen Gutachters

Eine Analyse von Baukosten zeigt die beeindruckende Rendite dieser Investition. Bei einer Bausumme von 400.000 Euro belaufen sich die Kosten für eine professionelle Baubegleitung auf rund 8.000 Euro. Die durchschnittliche Schadensvermeidung durch die frühzeitige Erkennung von Mängeln liegt jedoch laut einer Untersuchung zu den Kosten von Baugutachtern zwischen 15.000 und 25.000 Euro. Typische verdeckte Mängel wie eine fehlerhafte Kellerabdichtung können Sanierungskosten von über 20.000 Euro verursachen, während Schimmelbildung durch unentdeckte Wärmebrücken oft mehr als 10.000 Euro kostet. Die Investition in einen Gutachter amortisiert sich somit fast immer durch die Vermeidung nur eines einzigen schwerwiegenden Mangels.

Verlassen Sie sich niemals allein auf die Kontrolle durch die Gegenseite. Ein eigener Gutachter ist keine Misstrauenserklärung, sondern ein Akt unternehmerischer Klugheit.

Das Risiko, wenn der Fensterbauer und der Putzer nicht miteinander reden

Einer der kritischsten Punkte an jedem Gebäude ist die Schnittstelle zwischen verschiedenen Gewerken. Hier entstehen die meisten Mängel, weil sich niemand wirklich zuständig fühlt. Ein klassisches Beispiel ist der Fensteranschluss: Der Fensterbauer montiert das Fenster, der Putzer bringt den Innen- und Außenputz an. Dazwischen liegt die entscheidende Abdichtungsebene, die die Luftdichtheit des Gebäudes sicherstellt (Stichwort: RAL-Montage). Wenn hier die Abstimmung fehlt, sind Wärmebrücken, Zugluft und im schlimmsten Fall Schimmelbildung vorprogrammiert. Der Putzer verlässt sich darauf, dass der Fensterbauer die Dichtbänder korrekt angebracht hat. Der Fensterbauer geht davon aus, dass der Putzer diese nicht beschädigt. Eine unkoordinierte Baustelle ist ein Garant für solche Schnittstellenrisiken.

Wer trägt die Verantwortung für die Koordination dieser Schnittstellen? Das hängt von Ihrem Vertragsmodell ab. Bei einem Bauträger oder Generalunternehmer liegt die Koordination und damit die Haftung klar beim Unternehmen. Wenn Sie jedoch die Gewerke einzeln vergeben, um Kosten zu sparen, liegt diese immense Koordinationsaufgabe bei Ihnen oder Ihrem Architekten. Dies ist eine oft unterschätzte Falle für private Bauherren.

Die folgende Tabelle verdeutlicht, wo das Risiko in den gängigen Vertragsmodellen liegt:

Verantwortlichkeiten bei der Schnittstellenkoordination
Vertragsmodell Verantwortung für Schnittstellenkoordination Risiko für Bauherr
Bauträger/Generalunternehmer Beim Unternehmen Gering
Einzelvergabe der Gewerke Beim Bauherrn/Architekten Hoch – oft unterschätzte Falle
Mit unabhängigem Bauleiter Beim beauftragten Bauleiter Mittel – abhängig von Qualifikation

Um diese Risiken zu minimieren, ist proaktives Handeln gefragt. Bestehen Sie auf klaren Absprachen und dokumentieren Sie den Zustand der Anschlüsse, bevor das nächste Gewerk seine Arbeit beginnt.

Ihr Plan zur Vermeidung von Schnittstellenproblemen

  1. Organisation eines Schnittstellengesprächs vor Ort, idealerweise moderiert durch Ihren Bausachverständigen.
  2. Schriftliches Festhalten der Verantwortlichkeiten für Anschlüsse zwischen den beteiligten Gewerken.
  3. Sicherstellung der RAL-Montage für den Fenstereinbau gemäß der Norm DIN 4108.
  4. Verwendung der korrekten Abdichtungsbänder (z. B. Kompriband, spezielle Folien für innen und außen).
  5. Erstellung einer lückenlosen Fotodokumentation aller Anschlussstellen vor dem Verputzen.

Wann sind die kritischen 4 Termine für eine Baustellenbegehung während der Rohbauphase?

Eine baubegleitende Qualitätskontrolle ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein Prozess. Bestimmte Momente sind jedoch wichtiger als andere. Es sind die Zeitpunkte, kurz bevor entscheidende Bauteile für immer unter Beton, Estrich oder Putz verschwinden. Verpassen Sie diese kritischen Kontrollpunkte, kaufen Sie die Katze im Sack. Als Gutachter konzentriere ich mich auf vier essenzielle Termine während der Rohbauphase, die jeder Bauherr – mit oder ohne eigenen Sachverständigen – wahrnehmen muss.

Diese Begehungen sind Ihre einzige Chance, fundamentale Fehler aufzudecken, deren spätere Behebung extrem teuer oder gar unmöglich ist. Hier geht es nicht um Kratzer im Fensterrahmen, sondern um die grundlegende Substanz und Dichtheit Ihres Hauses. Die folgende Abbildung zeigt beispielhaft den Zustand vor dem Einbau des Estrichs – ein solcher Moment ist entscheidend für die Kontrolle der verlegten Leitungen und der Dämmschicht.

Weitwinkelaufnahme eines Rohbaus mit sichtbaren Rohrleitungen auf der Betondecke vor dem Estricheinbau

Die folgenden vier Termine bilden das Rückgrat jeder seriösen Bauüberwachung im Rohbau. Planen Sie diese fest ein und bestehen Sie darauf, bei diesen Schritten anwesend zu sein und den Zustand detailliert zu protokollieren:

  1. Termin 1 (Abdichtung): Nach Fertigstellung der Kellerabdichtung (schwarze oder weiße Wanne) oder der Bodenplatte, aber VOR dem Verfüllen der Baugrube. Dies ist die letzte Chance, die äußere Dichtheit des Fundaments zu prüfen.
  2. Termin 2 (Estrich-Vorbereitung): Nach der Verlegung aller Rohre (Heizung, Sanitär, Elektro) auf der Rohdecke, aber VOR dem Aufbringen der Dämmschicht und des Estrichs. Dies ist der Kernmoment, um „Pfusch unter dem Estrich“ zu verhindern.
  3. Termin 3 (Gebäudehülle): Nach dem Einbau der Fenster und der Errichtung des Dachstuhls, aber VOR dem Innenputz und der Dacheindeckung. Der Fokus liegt hier auf der luftdichten Ausführung der Anschlüsse (RAL-Montage).
  4. Termin 4 (Fassade): Nach dem Anbringen der Dämmplatten des Wärmedämmverbundsystems (WDVS), aber VOR der Armierung und dem Oberputz. Hier werden die korrekte Verklebung und Verdübelung der Platten kontrolliert.

Wie protokollieren Sie Mängel bei der Abnahme rechtssicher, um Nachbesserung zu fordern?

Die Bauabnahme ist ein formaler Rechtsakt, mit dem Sie die Leistung des Unternehmers als im Wesentlichen vertragsgemäß anerkennen. Ab diesem Zeitpunkt kehrt sich die Beweislast um: Nun müssen Sie beweisen, dass ein Mangel bereits bei der Abnahme vorlag. Zudem beginnt die Gewährleistungsfrist von in der Regel fünf Jahren. Deshalb ist es von größter Wichtigkeit, bei der Abnahme gefundene Mängel exakt und rechtssicher im Abnahmeprotokoll festzuhalten. Eine vage Formulierung wie „Kratzer an Fenstern“ ist wertlos. Jeder Mangel muss präzise beschrieben und lokalisiert werden (z.B. „Tiefer Kratzer, ca. 5 cm lang, auf der Innenseite des Fensterflügels im Wohnzimmer, links“).

Der entscheidende juristische Kniff ist die „Abnahme unter Vorbehalt“. Damit nehmen Sie das Bauwerk zwar ab, sichern sich aber explizit das Recht auf Nachbesserung der protokollierten Mängel. Ohne diesen Vorbehalt verlieren Sie unter Umständen Ihre Ansprüche. Die korrekte Formulierung ist entscheidend. Eine juristische Standardklausel, die in keinem Protokoll fehlen sollte, lautet:

Der Bauherr nimmt die Leistung unter dem Vorbehalt der Beseitigung der nachfolgend aufgelisteten Mängel ab.

– Juristische Standardformulierung, VOB/B § 12 – Förmliche Abnahme

Was aber, wenn der Unternehmer die Mängel trotz Protokoll und Fristsetzung nicht beseitigt? Dann müssen Sie den Eskalationspfad kennen. Passivität führt hier zum Verlust Ihrer Rechte. Sie müssen aktiv werden und dem Unternehmer schriftlich die Konsequenzen seines Nichthandelns aufzeigen. Der Weg führt von der Mängelanzeige über die Androhung bis zur Selbstvornahme, bei der Sie den Mangel auf Kosten des ursprünglichen Unternehmers von einer Drittfirma beheben lassen.

Wie kontrollieren Sie, ob die Dübel der Dämmplatten keine Wärmebrücken bilden?

Ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) ist nur so gut wie sein schwächstes Glied. Oft sind das die Dübel, mit denen die Dämmplatten an der Fassade befestigt werden. Werden hier Fehler gemacht, entstehen Hunderte von kleinen Wärmebrücken, die in der Summe die Dämmwirkung erheblich reduzieren und im schlimmsten Fall zu Taupunktunterschreitungen und Schimmelbildung im Inneren führen können. Ein häufiger Fehler ist die Verwendung von Dübeln mit einer durchgehenden Metallschraube. Metall leitet Wärme etwa 1.000-mal besser als Dämmstoff und wirkt wie eine Nadel, die Kälte direkt ins Mauerwerk leitet. Qualitativ hochwertige Systeme verwenden daher Dübel mit einem Kunststoff- oder Kompositdorn, um diese punktuellen Wärmebrücken zu vermeiden.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Setztiefe. Werden die Dübel zu tief gesetzt, entstehen Dellen in der Fassade, die sich später unschön abzeichnen. Werden sie nicht tief genug versenkt, stehen sie hervor und müssen vor dem Armieren abgeschliffen werden, was die Schutzschicht des Dübels beschädigt. Beides sind klare Ausführungsmängel. Die Verwendung eines falschen Dämmstoffs kann gravierende Folgen haben; so entstehen laut einer Analyse bei Lambda 0,039 im Vergleich zu Lambda 0,030 etwa 35 % höhere Energieverluste. Ähnliche Effekte treten bei fehlerhafter Verdübelung auf.

Als Bauherr sollten Sie diese Aspekte gezielt kontrollieren, bevor die Armierungsschicht und der Oberputz die Dübel für immer verdecken:

  • Fordern Sie die bauaufsichtliche Zulassung des kompletten WDVS-Systems an. Nur das Zusammenspiel von zugelassenem Kleber, Dämmplatten, Dübeln und Putz garantiert die Funktion.
  • Achten Sie darauf, dass Dübel mit einem thermisch getrennten Dorn (Kunststoff/Komposit) verwendet werden.
  • Prüfen Sie stichprobenartig die korrekte Setztiefe der Dübel. Sie müssen bündig mit der Dämmplatte abschließen.
  • Lassen Sie sich die Herstellervorgaben zur Anzahl der Dübel pro Quadratmeter zeigen und kontrollieren Sie deren Einhaltung.

Nach Fertigstellung der Fassade ist eine Thermografieaufnahme im Winter die einzige Möglichkeit, um die unsichtbaren Wärmebrücken aufzudecken. Besser und günstiger ist es, die Ausführung von Anfang an richtig zu kontrollieren.

Das Wichtigste in Kürze

  • Systematische Beweissicherung: Ein lückenloses Bautagebuch und Fotos von verdeckten Bauteilen sind im Streitfall wertvoller als jede mündliche Zusage.
  • Unabhängige Kontrolle: Verlassen Sie sich nie allein auf den Bauleiter des Bauträgers. Ein eigener Gutachter vertritt nur Ihre Interessen und rechnet sich durch vermiedene Schäden fast immer.
  • Kritische Momente nutzen: Inspizieren Sie die Baustelle zwingend vor dem Verfüllen der Baugrube, vor dem Estrich, vor dem Innenputz und vor dem Fassadenputz.

Warum ist der Blower-Door-Test keine Schikane, sondern Ihre Versicherung gegen Bauschäden?

Der Blower-Door-Test (Differenzdruck-Messverfahren) hat bei manchen Handwerkern den Ruf einer unnötigen Schikane. Für Sie als Bauherr ist er jedoch eine der wichtigsten und kostengünstigsten Qualitätsprüfungen überhaupt. Der Test misst die Luftdichtheit der Gebäudehülle und ist damit eine knallharte, unbestechliche Prüfung der Arbeit von Fensterbauern, Dachdeckern, Elektrikern und Zimmerleuten. Er deckt Leckagen auf, durch die unkontrolliert warme, feuchte Raumluft in die Dämmkonstruktion eindringen kann. Dort kühlt die Luft ab, die Feuchtigkeit kondensiert und führt über kurz oder lang zu schweren Bauschäden wie Schimmel und Fäulnis – Schäden, die oft erst nach Ablauf der Gewährleistungsfrist sichtbar werden.

Der Test ist somit Ihre Versicherung gegen teure, verdeckte Mängel in der Gebäudehülle. Er ist Pflicht für alle KfW-Effizienzhäuser und für Gebäude mit Lüftungsanlagen, aber auch für jedes andere Haus dringend zu empfehlen. Die Kosten sind im Vergleich zum Nutzen verschwindend gering. Während die Kosten für einen Blower-Door-Test nur etwa 400-600 Euro betragen, sichern Sie sich damit KfW-Förderungen von 15.000-21.000 Euro und schützen sich vor Sanierungskosten, die schnell das Zehnfache des Testpreises übersteigen. Ohne den Nachweis muss im Energieausweis zudem ein viel schlechterer Luftwechselwert angesetzt werden, was wiederum teure Kompensationsmaßnahmen (z.B. dickere Dämmung) erfordern kann, um den Effizienzhaus-Standard zu erreichen.

Der Blower-Door-Test ist kein Misstrauensvotum, sondern ein etabliertes Verfahren zur Qualitätssicherung nach DIN EN 13829. Er liefert einen objektiven Messwert (den n50-Wert) und ermöglicht es, während der Messung die Leckagen mit einer Wärmebildkamera oder einem Luftströmungsmesser exakt zu lokalisieren. Typische Schwachstellen sind Steckdosen in Außenwänden, Rohrdurchführungen oder Anschlüsse der Dampfbremsfolie. Diese können oft noch vor dem finalen Innenausbau mit geringem Aufwand nachgebessert werden. Auf den Test zu verzichten, bedeutet, sehenden Auges ein enormes Risiko einzugehen.

Häufige Fragen zur Bauqualitätskontrolle

Wann ist der Blower-Door-Test Pflicht?

Der Test ist zwingend erforderlich bei der Beantragung von Fördermitteln für KfW-Effizienzhäuser (z. B. Effizienzhaus 40, 55), bei Gebäuden mit einer Lüftungsanlage und immer dann, wenn in der energetischen Berechnung nach GEG ein verbesserter, von der Norm abweichender Luftwechselwert angesetzt wird, um einen besseren Energiestandard zu erreichen.

Was sind die Top 5 Leckagestellen in Deutschland?

Die häufigsten und kritischsten Leckagen, die bei Blower-Door-Tests in Deutschland gefunden werden, sind: 1. Steckdosen und Lichtschalter in Außenwänden, 2. Bodeneinläufe und Sanitärinstallationen, 3. Anschlüsse von Dampfbremsfolien an Wände und andere Bauteile, 4. Fensterlaibungen und Anschlüsse von Fensterbänken, 5. undurchdachte Durchführungen von Kabeln und Rohren durch die luftdichte Hülle.

Welche Förderung gibt es für den Blower-Door-Test?

Der Blower-Door-Test selbst wird selten direkt gefördert, aber seine Kosten sind Teil der förderfähigen Baubegleitung. Im Rahmen des KfW-Programms 431 „Baubegleitung durch Energieberater“ werden bis zu 50 % der Kosten für die Fachplanung und Baubegleitung, wozu auch der Test gehört, übernommen, bis zu einem Maximalbetrag von 2.000 Euro pro Vorhaben.

Geschrieben von Klaus Hagedorn, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Schäden an Gebäuden und erfahrener Bauleiter. Seit 25 Jahren auf deutschen Baustellen unterwegs, um Baumängel aufzudecken und Sanierungen zu überwachen.