
Entgegen der Annahme ist nicht das dichte Fenster schuld am Schimmel, sondern die physikalische Verlagerung der kältesten Stelle im Raum von der alten Fensterscheibe auf die ungedämmte Außenwand.
- Hochisolierende 3-fach-Verglasung ist wärmer als die angrenzende Altbauwand, wodurch Feuchtigkeit nun an der Wand statt am Fenster kondensiert.
- Ein fehlendes Lüftungskonzept und eine unsachgemäße Montage ohne RAL-Abdichtung potenzieren dieses Risiko exponentiell.
Empfehlung: Betrachten Sie den Fenstertausch niemals isoliert. Er erfordert zwingend eine Analyse des Gesamtsystems „Gebäudehülle“ und ein angepasstes Lüftungsverhalten, idealerweise unterstützt durch ein technisches Lüftungskonzept nach DIN 1946-6.
Sie haben in Ihren Altbau investiert, sich für moderne, energieeffiziente 3-fach verglaste Fenster entschieden und freuen sich auf niedrigere Heizkosten. Doch nach dem ersten Winter der Schock: Feuchte Stellen und schwarze Flecken an der Wand. Der erste Gedanke vieler betroffener Eigentümer ist, dass die neuen Fenster „zu dicht“ sind und das Haus nicht mehr „atmen“ kann. Dies ist jedoch nur die halbe Wahrheit und führt zu falschen Schlussfolgerungen.
Als Bausachverständiger für Fenster warne ich davor, das Problem oberflächlich zu betrachten. Die landläufige Meinung, man müsse einfach nur mehr lüften, greift zu kurz. Die eigentliche Ursache ist ein fundamentaler bauphysikalischer Wandel, den die neuen Fenster in Ihrem Haus auslösen. Das Problem liegt nicht in der Dichtheit des Fensters selbst, sondern in der radikalen Veränderung der Oberflächentemperaturen innerhalb des Raumes. Dieser Artikel deckt auf, warum die kälteste Stelle im Raum plötzlich nicht mehr das Fenster ist, und wie genau diese Taupunktverschiebung zur unsichtbaren Falle wird. Es ist ein systemisches Risiko, das ein systemisches Verständnis erfordert.
Wir werden die komplexen Zusammenhänge Schritt für Schritt aufschlüsseln. Von der entscheidenden Rolle des U-Wertes über die unverzichtbare RAL-Montage bis hin zur strategischen Wahl zwischen 2-fach und 3-fach Verglasung. Sie erhalten konkrete Handlungsanweisungen und Checklisten, um sich vor, während und nach dem Fenstertausch vor teuren Folgeschäden zu schützen und die Vorteile Ihrer Investition sorgenfrei zu genießen.
Dieser Leitfaden führt Sie durch alle kritischen Aspekte, die Sie als Altbaubesitzer kennen müssen. Die folgende Übersicht zeigt Ihnen die Themen, die wir im Detail behandeln, um Ihnen eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu geben.
Inhalt: Der komplette Leitfaden zum Fenstertausch im Altbau ohne Schimmelrisiko
- Warum muss das Glas kälter sein als die Wand, damit Schimmel am Fenster und nicht an der Wand entsteht?
- Wie erkennen Sie, ob der Fensterbauer das Dichtband nach RAL-Standard vergessen hat?
- 2-fach oder 3-fach Verglasung: Was ist die sicherere Wahl für ungedämmte Häuser?
- Das Phänomen von beschlagenen Fenstern außen: Warum das ein Qualitätszeichen ist
- Wie wählen Sie schmale Rahmen, um trotz dicker Gläser viel Licht zu bekommen?
- Der Fehler beim Kipplüften, der Ihre Heizkosten treibt und Schimmel züchtet
- Wie rechnen Sie die Umfeldmaßnahmen (Maler, Gerüst) mit in die Förderung ein?
- Wie verhindern Sie Schimmel im sanierten Altbau trotz neuer dichter Fenster?
Warum muss das Glas kälter sein als die Wand, damit Schimmel am Fenster und nicht an der Wand entsteht?
In einem ungedämmten Altbau mit alten Fenstern ist die Physik auf Ihrer Seite, auch wenn es paradox klingt. Die einfach oder doppelt verglaste Scheibe ist mit Abstand die kälteste Oberfläche im Raum. Im Winter kondensiert die Luftfeuchtigkeit genau hier – Sie kennen das als beschlagene oder vereiste Scheiben. Das ist zwar ein Zeichen für schlechte Dämmung, aber es ist auch ein sichtbares Warnsignal und ein effektiver „Feuchtigkeitssammler“. Der Schimmel wächst, wenn überhaupt, am Fensterrahmen, wo er leicht zu entdecken und zu entfernen ist.
Der Tausch gegen eine 3-fach-Verglasung kehrt dieses Prinzip radikal um. Plötzlich ist die Fensterscheibe durch ihre hervorragende Isolation eine der wärmsten Oberflächen im Raum. Der bauphysikalische Kipppunkt ist erreicht: Die ungedämmte Außenwand, insbesondere in Ecken oder hinter Möbeln, wird zur neuen kältesten Oberfläche. Ein Faktencheck der Verbraucherzentrale bestätigt dies mit Zahlen: Während eine moderne 3-fach-Verglasung einen U-Wert von 0,6 bis 0,8 W/m²K aufweist, liegt der U-Wert einer typischen Altbauwand oft bei 1,4 bis 2,0 W/m²K. Sie ist also deutlich schlechter gedämmt.
Die Konsequenz ist unausweichlich: Die Feuchtigkeit aus der Raumluft kondensiert nun nicht mehr sichtbar am Glas, sondern unsichtbar an und in der kalten Wand. Dort trifft sie auf organische Materialien wie Tapete oder Putz und schafft den idealen Nährboden für Schimmelpilze. Das Problem ist also nicht verschwunden, es hat sich nur an eine gefährlichere Stelle verlagert: die Taupunktverschiebung hat stattgefunden.
Ihr Praxistest: Finden Sie die kälteste Stelle
- Besorgen Sie sich ein Infrarot-Thermometer (oft schon für unter 30 € erhältlich).
- Messen Sie an einem kalten Tag (Außentemperatur unter 5°C, innen ca. 20°C).
- Dokumentieren Sie die Oberflächentemperatur Ihrer neuen Fensterscheiben in der Mitte.
- Messen Sie die Temperatur der Wandflächen, insbesondere in einem Abstand von 30 cm zum Fenster.
- Legen Sie besonderes Augenmerk auf die Raumecken; Temperaturen unter 13°C sind hier kritisch.
- Protokollieren Sie die Werte. Ist die Wand kälter als das Glas, besteht ein erhöhtes Schimmelrisiko.
Wie erkennen Sie, ob der Fensterbauer das Dichtband nach RAL-Standard vergessen hat?
Ein hochwertiges Fenster ist nur die halbe Miete. Die zweite, oft unterschätzte Schwachstelle ist der Anschluss zwischen Fensterrahmen und Mauerwerk. Eine professionelle Montage nach den anerkannten Regeln der Technik (RAL-Gütezeichen) ist kein Luxus, sondern eine absolute Notwendigkeit, um Wärmebrücken und Feuchteschäden zu vermeiden. Das zentrale Prinzip lautet: „innen dichter als außen“. Dies wird durch ein Drei-Ebenen-Dichtsystem realisiert.
Die innere Ebene muss dampfdiffusionsdicht sein, um zu verhindern, dass feuchte Raumluft in die Anschlussfuge eindringt. Die mittlere Ebene dient der Wärme- und Schalldämmung. Die äußere Ebene muss schlagregendicht, aber diffusionsoffen sein, damit eventuell eingedrungene Feuchtigkeit nach außen entweichen kann. Wurde hier geschlampt – etwa durch das alleinige Ausschäumen der Fuge ohne spezielle Dichtbänder – entsteht eine permanente Wärmebrücke. Kalte Außenluft kühlt die Fuge ab, warme Raumluft kondensiert darin und durchnässt die Dämmung und das Mauerwerk. Ein sicherer Weg zu Schimmel und Bauschäden.

Leider ist eine mangelhafte Abdichtung nach dem Verputzen kaum noch sichtbar. Deshalb müssen Sie im Vorfeld aktiv werden. Ein einfacher Test nach der Montage, aber vor den Verputzarbeiten, kann erste Hinweise geben. Ein Bauphysiker empfiehlt: Fahren Sie bei geschlossenem Fenster mit einer brennenden Kerze oder einem Rauchstäbchen langsam an der inneren Anschlussfuge entlang. Flackert die Flamme oder wird der Rauch sichtbar verwirbelt, ist das ein starkes Indiz für Undichtigkeiten. Bei einer korrekten RAL-Montage darf keinerlei Luftzug spürbar sein. Fordern Sie eine Fotodokumentation der einzelnen Arbeitsschritte vom Handwerker an, bevor die Fugen verdeckt werden.
Checkliste für das Auftragsgespräch zur RAL-Montage
- Frage 1: Welche konkreten Produkte verwenden Sie für die innere, dampfdiffusionsdichte Ebene? (Erwarten Sie Produktnamen von Dichtbändern).
- Frage 2: Welche Materialien setzen Sie für die äußere, schlagregendichte Ebene ein? (z.B. Kompriband, Folien).
- Frage 3: Können Sie mir die RAL-Gütezeichen oder technischen Datenblätter Ihrer Montageprodukte vorlegen?
- Frage 4: Wird die Montage nach den Vorgaben der DIN 18355 und dem RAL-Leitfaden explizit im Angebot ausgewiesen?
- Frage 5: Ist eine Fotodokumentation der drei Dichtungsebenen vor dem Verputzen im Preis enthalten?
- Frage 6: Ist Ihr Betrieb für die Fenstermontage nach RAL zertifiziert?
2-fach oder 3-fach Verglasung: Was ist die sicherere Wahl für ungedämmte Häuser?
Angesichts des erhöhten Schimmelrisikos durch die Taupunktverschiebung stellt sich für viele Altbaubesitzer die Frage: Ist eine 2-fach Verglasung vielleicht die klügere, sicherere Wahl? Die Antwort ist nicht pauschal, sondern hängt stark von Ihrer Gesamtstrategie ab. Eine 2-fach Verglasung hat einen höheren U-Wert, ist also weniger isolierend. Das bedeutet, die Glasoberfläche bleibt im Winter kälter und die Wahrscheinlichkeit, dass sie die kälteste Oberfläche im Raum bleibt, ist höher. Das Risiko der Schimmelbildung an der Wand wird dadurch reduziert, aber nicht eliminiert.
Sie tauschen damit quasi ein geringeres Schimmelrisiko gegen höhere Heizkosten und geringeren Wohnkomfort ein. Zudem ist eine moderne 2-fach Verglasung in der Regel nicht durch die BAFA förderfähig, was den Kostenvorteil schnell zunichtemacht. Experten sind sich einig, dass der Einbau einer technologisch unterlegenen Komponente selten die nachhaltige Lösung ist. Ein Energie-Fachberater bringt es auf den Punkt:
Ihre Sorge ist berechtigt. Denn durch neue Fenster steigt die Dichtheit Ihres Gebäudes. Eine sichere Lösung zum Schutz vor Schimmel bieten lüftungstechnische Maßnahmen.
– Energie-Fachberater, ENERGIE-FACHBERATER Expertenrat
Die Entscheidung für eine 3-fach Verglasung ist also nur dann sinnvoll, wenn sie als Teil eines Gesamtkonzepts verstanden wird. Dieses Konzept muss zwingend ein angepasstes Lüftungsverhalten und oft auch technische Unterstützung umfassen. Der folgende Vergleich zeigt die Abwägungen auf.
| Kriterium | 2-fach Verglasung | 3-fach Verglasung |
|---|---|---|
| U-Wert | 1,1 – 1,4 W/m²K | 0,6 – 0,8 W/m²K |
| Heizkosten-Ersparnis/Jahr | ca. 70-90€ | ca. 100-120€ |
| Schimmelrisiko ungedämmte Wand | Mittel | Erhöht ohne Lüftungskonzept |
| BAFA-Förderung | Keine | 15-20% der Kosten |
| Empfehlung ohne Fassadendämmung | Bei Denkmalschutz sinnvoll | Nur mit Lüftungskonzept |
Das Phänomen von beschlagenen Fenstern außen: Warum das ein Qualitätszeichen ist
Ein Phänomen, das Besitzer neuer 3-fach verglaster Fenster oft verunsichert, ist Kondenswasser auf der Außenseite der Scheibe, meist am frühen Morgen. Viele befürchten einen Defekt oder eine Undichtigkeit. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall: Außen beschlagene Fenster sind ein eindeutiges Qualitätsmerkmal und der beste Beweis für die exzellente Dämmwirkung Ihrer neuen Verglasung.
Das Prinzip ist einfach: Die 3-fach Verglasung mit ihren Edelgasfüllungen und wärmereflektierenden Beschichtungen isoliert so gut, dass kaum noch Heizwärme von innen nach außen dringt. Dadurch kühlt die äußere Glasscheibe in klaren, windstillen Nächten stark ab und kann sogar kälter werden als die umgebende Außenluft. Wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist, wie es besonders im Frühjahr und Herbst der Fall ist, kondensiert diese Feuchtigkeit an der kalten Außenscheibe – der Taupunkt wird unterschritten. Eine thermische Analyse der Verbraucherzentrale zeigt, dass die Außenscheibe oft nur 16,3 °C erreicht, während im Raum behagliche 20°C herrschen.
Dieser Effekt ist rein physikalisch und tritt nur unter bestimmten Witterungsbedingungen auf. Sobald die Sonne aufgeht oder ein leichter Wind weht, erwärmt sich die äußere Scheibe und der Beschlag verschwindet von selbst. Es ist also kein Grund zur Sorge, sondern ein Grund zur Freude. Ihr Fenster funktioniert genau so, wie es soll: Es hält die teure Wärme im Haus. Sie haben eine gute Investition getätigt. Dieser Effekt ist ein direkter visueller Beweis für den niedrigen U-Wert und die hohe Energieeffizienz Ihrer Fenster.
Wie wählen Sie schmale Rahmen, um trotz dicker Gläser viel Licht zu bekommen?
Ein Nachteil dicker 3-fach-Verglasungspakete ist, dass sie oft breitere, wuchtigere Fensterrahmen erfordern. Im Altbau, wo die Fensteröffnungen ohnehin oft kleiner sind, kann dies zu einem spürbaren Verlust an Tageslicht und einer Beeinträchtigung der historischen Ästhetik führen. Glücklicherweise hat die technologische Entwicklung hier Lösungen geschaffen: moderne Fenster mit schmalen Ansichtsbreiten. Die Wahl des richtigen Rahmenmaterials ist entscheidend, um maximale Glasfläche und damit maximalen Lichteinfall zu gewährleisten.
Während Standard-Kunststofffenster oft die breitesten Rahmenprofile aufweisen, ermöglichen Materialien wie Holz, Aluminium oder die Kombination aus Holz-Aluminium deutlich filigranere Konstruktionen. Besonders Aluminiumprofile können extrem schmal gefertigt werden, ohne an Stabilität oder Dämmleistung einzubüßen. Dies maximiert nicht nur den Lichteinfall, sondern passt oft auch besser zur feingliedrigen Optik historischer Fassaden. Bei denkmalgeschützten Gebäuden sind schmale Holz- oder Holz-Alu-Profile häufig die einzige genehmigungsfähige Option.

Die „Ansichtsbreite“ ist hier die entscheidende Kennzahl. Sie beschreibt die sichtbare Breite des Rahmens und des Fensterflügels in der Summe. Je geringer dieser Wert, desto größer der Glasanteil. Der folgende Vergleich, basierend auf Daten des Niedrig-Energie-Instituts, gibt einen Überblick.
| Material | Typische Ansichtsbreite | Glasflächenanteil | Eignung für Denkmalschutz |
|---|---|---|---|
| Kunststoff Standard | 110-130mm | 57-67% | Bedingt |
| Holz | 90-110mm | 67-73% | Gut |
| Aluminium | 70-90mm | 73-77% | Sehr gut |
| Holz-Alu Premium | 78-90mm | 73-76% | Sehr gut |
Der Fehler beim Kipplüften, der Ihre Heizkosten treibt und Schimmel züchtet
Das dauerhafte Kippen von Fenstern ist eine in Deutschland weit verbreitete Unsitte, die mit neuen, dichten Fenstern zu einer echten Gefahr wird. Viele glauben, damit für eine konstante Frischluftzufuhr zu sorgen. In Wahrheit erreichen sie das genaue Gegenteil von dem, was beabsichtigt ist: einen minimalen Luftaustausch bei maximalem Energieverlust. Energieexperten warnen, dass diese Praxis bis zu 200 € zusätzliche Heizkosten pro Fenster und Heizsaison verursachen kann.
Das physikalische Problem: Beim Kipplüften kühlen die Wandoberflächen um das Fenster herum stark aus. Die kalte Außenluft „fällt“ ins Zimmer, während die warme, feuchte Luft oben entweicht. Dieser Prozess ist extrem langsam und ineffizient. Die ausgekühlten Wandbereiche (Laibungen) werden jedoch zu idealen Kondensationsflächen für die Restfeuchte im Raum. Sie schaffen sich also aktiv eine Wärmebrücke und den perfekten Nährboden für Schimmel. Die korrekte Methode ist das Stoß- oder Querlüften: Fenster für 5-10 Minuten weit öffnen, um einen schnellen und kompletten Austausch der verbrauchten, feuchten Raumluft gegen frische, trockene Außenluft zu ermöglichen, ohne dass die Wände auskühlen.
Gegen die menschliche Vergesslichkeit oder Bequemlichkeit gibt es mittlerweile smarte technische Helfer, die das richtige Lüften unterstützen oder sogar automatisieren können. Diese kleinen Investitionen können große Schäden und hohe Kosten verhindern.
Smarte Helfer gegen das gefährliche Kipplüften
- Installieren Sie Fensterkontaktsensoren (z.B. Homematic IP, ca. 40€/Stück), die mit Ihren Heizkörperthermostaten gekoppelt sind.
- Programmieren Sie eine automatische Absenkung der Heizung, sobald ein Fenster geöffnet wird.
- Richten Sie eine Push-Benachrichtigung auf Ihrem Smartphone ein, die Sie daran erinnert, ein gekipptes Fenster nach 10 Minuten zu schließen.
- Nutzen Sie smarte Thermostate (z.B. AVM FRITZ!DECT), die offene Fenster anhand des schnellen Temperaturabfalls erkennen und die Heizung drosseln.
- Erwägen Sie als passive Grundlösung den Einbau von Fensterfalzlüftern, die für eine minimale, aber permanente Grundlüftung nach DIN 1946-6 sorgen.
Wie rechnen Sie die Umfeldmaßnahmen (Maler, Gerüst) mit in die Förderung ein?
Die Kosten für einen Fenstertausch gehen über den reinen Kauf und Einbau der Fenster hinaus. Es fallen zwangsläufig sogenannte Umfeldmaßnahmen an: Malerarbeiten an den Laibungen, die Erneuerung der Fensterbänke, eventuell Anpassungen an Rollladenkästen oder sogar die Kosten für ein Gerüst. Die gute Nachricht für Sanierer in Deutschland: Diese Kosten sind im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) ebenfalls förderfähig, wenn sie zusammen mit dem Fenstertausch beauftragt und auf derselben Rechnung ausgewiesen werden.
Dies ist ein entscheidender finanzieller Hebel, der oft übersehen wird. Die förderfähigen Kosten für den Fenstertausch erhöhen sich dadurch erheblich, und somit auch der absolute Zuschuss, den Sie vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erhalten. Wichtig ist, dass alle Maßnahmen von einem Fachunternehmen ausgeführt werden und in direktem Zusammenhang mit der energetischen Sanierungsmaßnahme stehen. Selbst die Kosten für den Energie-Effizienz-Experten, der die Maßnahme begleitet, sind zu 50% förderfähig.
Ein besonders cleverer Schachzug ist die Nutzung des iSFP-Bonus. Wie eine lokale Fallstudie zeigt, kann ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) die Fensterförderung erheblich steigern. Der iSFP selbst wird hoch bezuschusst und schaltet einen zusätzlichen Bonus von 5% auf die Fensterförderung frei. Bei einem Projektvolumen von 20.000 € für Fenster kann dieser Bonus allein 1.000 € ausmachen – oft genug, um einen Großteil der Umfeldmaßnahmen abzudecken.
Checkliste: Diese Umfeldmaßnahmen sind förderfähig
- Erneuerung und Abdichtung der inneren und äußeren Fensterbänke.
- Putz-, Stuck- und Malerarbeiten an den Fensterlaibungen (innen und außen).
- Anteilige Kosten für ein benötigtes Baugerüst.
- Fachgerechte Entsorgung der alten Fenster und Materialien.
- Anpassung und Dämmung der vorhandenen Rollladenkästen.
- Erneuerung von Fensterbrettern und notwendigen Abdeckleisten.
- Die Planungs- und Baubegleitungskosten durch einen zertifizierten Energie-Effizienz-Experten.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Schimmelproblem nach dem Fenstertausch entsteht durch die Verlagerung des kältesten Punktes von der Scheibe auf die ungedämmte Wand (Taupunktverschiebung).
- Eine professionelle Montage nach RAL-Standard und ein angepasstes Lüftungsverhalten (Stoßlüften statt Kipplüften) sind unverhandelbare Voraussetzungen, um Schäden zu vermeiden.
- Die Entscheidung für 3-fach-Verglasung im Altbau ist nur als Teil eines systemischen Ansatzes sinnvoll, der zwingend ein Lüftungskonzept nach DIN 1946-6 einschließt.
Wie verhindern Sie Schimmel im sanierten Altbau trotz neuer dichter Fenster?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Einbau neuer, dichter Fenster im Altbau eine systemische Veränderung darstellt, die eine systemische Antwort erfordert. Die alleinige Fokussierung auf das Bauteil „Fenster“ ist der häufigste und teuerste Fehler. Die Prävention von Schimmel ist kein Hexenwerk, sondern das Ergebnis einer klugen Strategie, die auf drei Säulen ruht: richtiges Nutzerverhalten, passive technische Hilfsmittel und aktive Lüftungstechnik. Wie Energie-Fachberater betonen, ist bei einem kompletten Fenstertausch die Erstellung eines Lüftungskonzepts nach DIN 1946 Teil 6 nicht nur eine Empfehlung, sondern eine normative Anforderung.
Die Umsetzung dieser Strategie muss nicht kompliziert oder unbezahlbar sein. Sie kann stufenweise erfolgen, je nach Budget und Dringlichkeit. Wichtig ist, dass Sie als Eigentümer das Problembewusstsein entwickeln und die Verantwortung für das neue „System Haus“ übernehmen. Die Zeiten, in denen undichte Fenster die Lüftung quasi automatisch übernommen haben, sind vorbei. Jetzt ist aktives Management gefragt, um ein gesundes und schimmelfreies Wohnklima sicherzustellen.
Die folgende 3-Stufen-Strategie bietet einen klaren Fahrplan, um das Risiko effektiv zu managen. Beginnen Sie sofort mit Stufe 1, unabhängig von weiteren technischen Planungen.
Ihre 3-Stufen-Strategie für ein schimmelfreies Zuhause
- Stufe 1 – Verhalten anpassen (Kosten: 0-50 €): Schaffen Sie digitale Hygrometer an, um die Luftfeuchtigkeit im Blick zu behalten (Ziel: unter 60%). Führen Sie 3-4 Mal täglich eine konsequente Stoßlüftung für 5-10 Minuten durch. Stellen Sie große Möbel mit etwa 5-10 cm Abstand zu Außenwänden auf.
- Stufe 2 – Passive Technik nutzen (Kosten: 200-500 €): Lassen Sie Fensterfalzlüfter in Ihre neuen Fenster integrieren oder nachrüsten. Diese sorgen für eine kaum spürbare, aber permanente Grundlüftung. Installieren Sie in Bädern und Küchen automatische Lüfter mit Feuchtigkeitssensoren.
- Stufe 3 – Aktiv lüften (Kosten: 3.000-8.000 €): Die Königslösung ist eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Kleine Geräte werden direkt in die Außenwände eingesetzt und sorgen für einen kontinuierlichen, kontrollierten Luftaustausch. Sie können bis zu 90% der Wärme aus der Abluft zurückgewinnen und sparen somit massiv Heizkosten bei maximalem Schimmelschutz.
Der Fenstertausch im Altbau ist eine wertvolle Investition, birgt aber bei unzureichender Planung ernsthafte Risiken. Betrachten Sie ihn nicht als isolierte Maßnahme, sondern als ersten Schritt einer ganzheitlichen energetischen Betrachtung Ihres Gebäudes. Der sicherste Weg, kostspielige Fehler zu vermeiden, ist die frühzeitige Einbindung eines unabhängigen Energie-Effizienz-Experten. Er kann die bauphysikalische Situation Ihres Hauses beurteilen und ein maßgeschneidertes Lüftungskonzept entwickeln, das Ihnen Sicherheit gibt.