
Entgegen der landläufigen Meinung ist nicht das Glas (Ug-Wert), sondern das Gesamtsystem des Rahmens die entscheidende Schwachstelle oder Stärke eines Fensters.
- Die Materialqualität, die Anzahl der Kammern im Profil und die intakten Dichtungen bestimmen den Uf-Wert (Rahmen) und damit die tatsächliche Isolierleistung.
- Selbst die beste Dreifachverglasung wird durch einen minderwertigen Rahmen, poröse Dichtungen oder eine fehlerhafte Montage wirkungslos.
Empfehlung: Prüfen Sie bei Angeboten nicht nur den Glas-Wert, sondern hinterfragen Sie detailliert die Spezifikationen des Rahmenprofils (RAL-Klasse, Kammeranzahl) und der Dichtungen.
Wenn es um neue Fenster geht, fixieren sich die meisten Käufer auf einen einzigen Wert: den Ug-Wert, also den Wärmedurchgangskoeffizienten der Verglasung. Eine moderne Dreifachverglasung ist zweifellos ein technologisches Meisterstück. Doch in meiner täglichen Arbeit als Fensterbau-Meister sehe ich immer wieder, dass der teuerste Glasteil seine Wirkung komplett verliert, weil die Aufmerksamkeit nicht auf das gerichtet wurde, was das Glas überhaupt erst hält: den Rahmen. Die wahre Energieeffizienz eines Fensters – gemessen am Gesamt-Uw-Wert – ist ein komplexes Zusammenspiel, bei dem der Rahmen (Uf-Wert) und der Randverbund (Psi-Wert) eine oft unterschätzte, aber kritische Rolle spielen.
Viele glauben, dass Kunststoff gleich Kunststoff ist und ein Aluminiumrahmen per se modern sei. Das ist ein Trugschluss, der im Winter teuer zu stehen kommt. Die Qualität eines Rahmens liegt im Verborgenen: in seiner inneren Geometrie, der Materialbeschaffenheit und dem Zustand seiner Dichtungen. Ein Fenster ist ein System, und wie bei jeder Kette bestimmt das schwächste Glied die Gesamtleistung. Dieser Artikel führt Sie in die Denkweise eines Fachmanns ein. Wir werden nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern die entscheidenden Details analysieren, die ein gutes von einem hervorragenden Fenster unterscheiden. Sie lernen, die richtigen Fragen zu stellen und Angebote mit fachkundigem Blick zu bewerten, weit über den beworbenen Ug-Wert hinaus.
In den folgenden Abschnitten zerlegen wir das „System Fenster“ in seine entscheidenden Bestandteile. Sie werden verstehen, warum bestimmte Materialien zu Kältebrücken werden, wie Sie die Qualität eines Profils selbst beurteilen können und warum die Pflege kleiner Bauteile wie Dichtungen über die Langlebigkeit der gesamten Investition entscheidet.
Inhaltsverzeichnis: Der Fensterrahmen im Detailcheck des Meisters
- Warum alte Alufenster im Winter regelrechte Kältebrücken sind
- Wie Sie die Kammern im Kunststoffprofil zählen, um die Qualität zu prüfen
- Alu-Holz oder Kunststoff: Welcher Rahmen hält 40 Jahre ohne Wartung?
- Die Gefahr poröser Dichtungen, die den besten Rahmen nutzlos machen
- Wann und wie Sie die Dichtungen fetten, um die thermische Trennung zu erhalten
- Regie oder Festpreis: Welches Modell schützt Sie besser vor Pfusch am Bau?
- Wie Sie schmale Rahmen wählen, um trotz dicker Gläser viel Licht zu bekommen
- Wann Sie den Gewährleistungsanspruch bei der Montage durch „Nachbarschaftshilfe“ verlieren
Warum alte Alufenster im Winter regelrechte Kältebrücken sind
Aluminium ist ein hervorragender Werkstoff: stabil, langlebig und witterungsbeständig. Es hat jedoch eine entscheidende Eigenschaft, die es für ältere Fensterkonstruktionen zum Verhängnis werden lässt: seine exzellente Wärmeleitfähigkeit. Ein ungedämmter Aluminiumrahmen, wie er bis in die 1990er Jahre verbaut wurde, wirkt im Winter wie eine Kühlrippe. Er leitet die kostbare Wärme aus dem Innenraum direkt nach außen und kühlt an seiner Innenseite stark ab. Diese Stellen werden zu klassischen Kältebrücken, an denen die Oberflächentemperatur unter den Taupunkt der Raumluft fallen kann. Die Folge: unschöne und gesundheitsschädliche Kondensat- und Schimmelbildung. Es ist kein Zufall, dass laut Experten des Passivhaus Instituts über 30 Prozent des gesamten Wärmeverlusts durch Wärmebrücken entstehen können.
Um dieses Problem sichtbar zu machen, nutzen Fachleute eine thermografische Untersuchung. Eine Wärmebildkamera zeigt schonungslos, wo die Energie entweicht. Die kalten, oft blauen oder violetten Bereiche auf dem Wärmebild decken die Schwachstellen auf.

Das Bild verdeutlicht das Prinzip: Während die Wand und das Glas eine relativ warme Temperatur halten (gelb/orange), strahlt der Aluminiumrahmen die Kälte (blau) direkt in den Raum ab. Moderne Aluminiumfenster umgehen dieses Problem durch eine sogenannte thermische Trennung. Dabei werden die innere und die äußere Aluminiumschale durch einen isolierenden Kunststoffsteg voneinander entkoppelt. Fehlt dieser Steg, ist der Rahmen die mit Abstand größte Schwachstelle des gesamten Fensters, egal wie gut die Verglasung ist.
Wie Sie die Kammern im Kunststoffprofil zählen, um die Qualität zu prüfen
Bei Kunststofffenstern ist die Qualität nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Das Geheimnis liegt im Inneren des Profils, genauer gesagt in seiner Kammergeometrie. Ein Kunststoffprofil ist nicht massiv, sondern hohl und durch mehrere Stege in einzelne Luftkammern unterteilt. Diese stehende Luft wirkt als Isolator. Die einfache Faustregel lautet: Je mehr Kammern, desto besser die Dämmwirkung (Uf-Wert). Während alte Profile oft nur drei Kammern hatten, sind heute fünf bis sieben Kammern der Standard für energieeffizientes Bauen. Doch die reine Anzahl ist nicht alles; die Wandstärke des Profils ist ebenso entscheidend für Stabilität und Langlebigkeit.
Hier kommt die RAL-Güteklasse ins Spiel. Profile der Klasse A (nach RAL-GZ 716) haben dickere Außenwände (mindestens 2,8 mm) als Profile der Klasse B. Diese höhere Materialstärke führt zu einer deutlich besseren Stabilität und Eckfestigkeit, was gerade bei großen Fensterelementen unerlässlich ist. Wie die Gütegemeinschaft Kunststoff-Fensterprofilsysteme bestätigt, erreicht man mit RAL-A-Profilen eine um ca. 25 % höhere Eckfestigkeit im Vergleich zu B-Profilen. Ein Qualitätsmerkmal, das Sie beim Angebotsvergleich aktiv erfragen sollten.
Doch wie prüfen Sie das als Laie? Zwar können Sie die Kammern nicht direkt zählen, ohne ein Profil aufzuschneiden, aber Sie können auf Querschnittsmodelle beim Fensterbauer achten und gezielt nach der Profilklasse fragen. Seriöse Anbieter weisen das RAL-Gütezeichen GZ 716 aus und können Ihnen die Unterschiede demonstrieren. Achten Sie auch auf die innenliegende Stahlverstärkung, die für die Statik des Fensters verantwortlich ist. Ein hochwertiges Profil fühlt sich massiv an und lässt sich nicht leicht verwinden.
Alu-Holz oder Kunststoff: Welcher Rahmen hält 40 Jahre ohne Wartung?
Die Frage nach dem „besten“ Material lässt sich nicht pauschal beantworten, da jedes seine eigenen Stärken und Schwächen in Bezug auf Langlebigkeit, Wartungsaufwand und Ästhetik hat. Die Vorstellung eines völlig wartungsfreien Fensters über 40 Jahre ist jedoch eine Illusion. Jedes Material benötigt ein Minimum an Pflege, um seine Funktion und Optik zu erhalten. Der entscheidende Unterschied liegt im Intervall und im Aufwand dieser Pflege.
Eine realistische Einschätzung der Lebensdauer und des damit verbundenen Wartungsaufwands ist für eine langfristige Kosten-Nutzen-Rechnung unerlässlich. Die folgende Tabelle, basierend auf vergleichenden Analysen von Bauexperten, gibt einen Überblick über die gängigsten Materialien.
| Material | Lebensdauer | Wartungsintervall | Wartungskosten/Jahr |
|---|---|---|---|
| Kunststoff | bis 50 Jahre | Jährliche Pflege der Dichtungen | Minimal |
| Holz-Aluminium | 40+ Jahre | Holzseite alle 5-7 Jahre lasieren | Mittel |
| Aluminium | 40+ Jahre | Jährliche Reinigung | Gering |
Wie die Tabelle zeigt, bieten Kunststoff- und Aluminiumfenster den geringsten laufenden Aufwand. Eine jährliche Reinigung und die Pflege der Dichtungen genügen in der Regel. Holzfenster (hier nicht aufgeführt) erfordern den höchsten Einsatz mit regelmäßigen Anstrichen alle paar Jahre. Eine exzellente Kombination stellt das Holz-Aluminium-Fenster dar: Innen sorgt das Holz für eine warme Wohnatmosphäre, während die äußere Aluminiumschale das Holz witterungsbeständig schützt. Dennoch muss auch hier die Holzseite innen je nach Beanspruchung nachbehandelt werden. Das Material, das dem Ideal der Wartungsarmut am nächsten kommt, ist hochwertiger Kunststoff, vorausgesetzt, die Dichtungen werden regelmäßig gepflegt.
Die Gefahr poröser Dichtungen, die den besten Rahmen nutzlos machen
Dichtungen sind die unscheinbaren Helden eines jeden Fensters. Sie sind für die entscheidende Trennung zwischen Innen- und Außenklima verantwortlich und sorgen für Winddichtigkeit, Schlagregenschutz und Schalldämmung. Doch Gummi und Kunststoffe altern unter dem Einfluss von UV-Strahlung, Temperaturschwankungen und mechanischer Belastung. Sie werden spröde, verlieren ihre Elastizität und können sogar Risse bekommen. In diesem Zustand können sie ihre Funktion nicht mehr erfüllen. Es entsteht eine undichte Fuge, durch die kalte Luft ungehindert eindringen kann. Der mühsam optimierte U-Wert von Glas und Rahmen wird damit zunichtegemacht.
Die Auswirkungen sind dramatisch: Energieexperten haben berechnet, dass bereits eine 1 mm breite Lücke den Uw-Wert des gesamten Fensters um bis zu 25 % verschlechtern kann. Das bedeutet, dass ein Viertel der potenziellen Dämmleistung verloren geht, nur weil eine wenige Euro teure Dichtung versagt. Moderne Fenster verfügen über ein System aus mehreren Dichtungsebenen. Typischerweise gibt es eine äußere Anschlagdichtung und eine innere. Hochwertige Systeme besitzen zusätzlich eine Mitteldichtung, die im Falz zwischen Rahmen und Flügel sitzt und die Dämm- sowie Schallschutzeigenschaften nochmals erheblich verbessert.
Poröse Dichtungen sind nicht nur ein Energieproblem. Eindringende Feuchtigkeit kann zu Schimmelbildung im Fensterfalz und an der Laibung führen. Zudem leidet der Schallschutz erheblich, was besonders an befahrenen Straßen die Wohnqualität stark mindert. Die Überprüfung der Dichtungen ist daher ein wesentlicher Bestandteil jeder Fensterwartung. Ein einfacher Test: Führen Sie eine brennende Kerze oder ein Feuerzeug langsam am geschlossenen Fenster entlang. Flackert die Flamme, haben Sie eine undichte Stelle gefunden.
Wann und wie Sie die Dichtungen fetten, um die thermische Trennung zu erhalten
Die Pflege der Fensterdichtungen ist eine der einfachsten und zugleich wirkungsvollsten Maßnahmen, um die Lebensdauer und Funktion Ihrer Fenster zu erhalten. Elastische Dichtungen gewährleisten den nötigen Anpressdruck des Flügels an den Rahmen und sorgen so für eine lückenlose thermische Trennung. Ohne regelmäßige Pflege werden die Weichmacher im Gummi durch Umwelteinflüsse abgebaut, das Material wird hart und spröde. Eine einfache jährliche Behandlung kann diesen Prozess um Jahre hinauszögern.
Der ideale Zeitpunkt für die Dichtungspflege ist im Herbst, idealerweise im Oktober oder November, bevor der erste Frost einsetzt. So schützen Sie das Material vor den extremen Belastungen des Winters. Der Vorgang selbst ist unkompliziert, erfordert aber die richtigen Mittel und eine korrekte Vorgehensweise. Hierbei gilt es, entscheidende Fehler zu vermeiden:
- Reinigung zuerst: Vor dem Auftragen jeglicher Pflegemittel müssen die Dichtungen gründlich mit einem feuchten Tuch und milder Seifenlauge gereinigt werden. Schmutzpartikel wirken wie Schleifpapier und würden die Dichtung beschädigen.
- Das richtige Pflegemittel: Verwenden Sie niemals Hausmittel wie Vaseline, Melkfett oder Speiseöl. Diese greifen die Weichmacher im Gummi an und führen langfristig zum Gegenteil des gewünschten Effekts. Greifen Sie stattdessen zu speziellen Pflegestiften oder Sprays auf Silikonbasis aus dem Fachhandel.
- Gleichmäßiger Auftrag: Tragen Sie das Pflegemittel dünn und gleichmäßig auf die gesamte Dichtung auf. Ein leicht glänzender Film ist ausreichend.
- Ganzheitliche Wartung: Ein echter Profi-Tipp ist, die Wartung zu kombinieren. Wenn Sie die Dichtungen pflegen, geben Sie auch einen Tropfen harzfreies Öl (z. B. Nähmaschinenöl) auf die beweglichen Teile der Beschläge, wie Schließzapfen und Ecklager. Dies sichert die leichtgängige Funktion und den korrekten Anpressdruck.
Diese wenigen Minuten an jährlichem Aufwand zahlen sich durch eine deutlich verlängerte Lebensdauer der Dichtungen und eine konstant hohe Dämmleistung aus. Sie sparen Heizkosten und vermeiden teure Reparaturen.
Regie oder Festpreis: Welches Modell schützt Sie besser vor Pfusch am Bau?
Die beste Fensterkomponente nützt nichts, wenn die Montage mangelhaft ist. Der fachgerechte Einbau nach den anerkannten Regeln der Technik (z.B. RAL-Montageleitfaden) ist entscheidend für Dichtigkeit, Funktion und Langlebigkeit. Doch welches Vertragsmodell mit dem Handwerksbetrieb schützt Sie als Bauherr am besten vor unliebsamen Überraschungen und „Pfusch am Bau“? Die zwei gängigsten Modelle sind der Festpreisvertrag und die Abrechnung nach Aufwand (Regiearbeiten).
Der Festpreisvertrag bietet die größte Kostensicherheit. Sie vereinbaren einen Pauschalpreis für eine klar definierte Leistung. Der Handwerker trägt das Risiko für eventuellen Mehraufwand. Die Gefahr hierbei: Ein knapp kalkulierender Betrieb könnte versucht sein, an Material oder Zeit zu sparen, um im Budget zu bleiben. Der Regievertrag, bei dem nach Stunden abgerechnet wird, bietet mehr Flexibilität, birgt aber das Risiko unkontrollierbarer Kosten, wenn der Aufwand unterschätzt wurde. Für den Bauherrn ist er schwer zu kontrollieren.
Praxis-Empfehlung der Verbraucherzentrale
Angesichts der Vor- und Nachteile beider Modelle empfiehlt die Verbraucherzentrale Deutschland ein Hybridmodell für maximale Transparenz und Fairness. Vereinbaren Sie einen Festpreis für die Standardmontage der Fenster. Definieren Sie jedoch gleichzeitig im Vertrag feste Stundensätze für unvorhersehbare, aber notwendige Zusatzarbeiten. Dazu können beispielsweise umfangreiche Beiputzarbeiten nach dem Ausbau der alten Fenster oder die fachgerechte Entsorgung von Sonderabfällen gehören. So schaffen Sie eine klare Abrechnungsgrundlage und vermeiden Streit über „versteckte Kosten“.
Unabhängig vom Abrechnungsmodell ist die vertragliche Grundlage entscheidend. Wie Frank Lange von der RAL Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren betont, sollten private Bauherren auf entscheidende Klauseln achten:
Die VOB/B- und BGB-Verträge unterscheiden sich in den Gewährleistungsfristen und Abnahmeregelungen. Private Bauherren sollten auf die Klausel ‚Montage nach RAL-Montageleitfaden‘ bestehen.
– Frank Lange, RAL Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren
Diese Klausel verpflichtet den Betrieb zur Einhaltung eines hohen Qualitätsstandards und gibt Ihnen im Mängelfall eine starke rechtliche Position.
Wie Sie schmale Rahmen wählen, um trotz dicker Gläser viel Licht zu bekommen
Moderne Dreifachverglasungen sind dicker und schwerer als alte Fenstergläser. Dies führt oft zu einem Dilemma: Um die nötige Stabilität zu gewährleisten, müssen die Rahmenprofile breiter und massiver konstruiert werden. Das Resultat ist eine geringere Glasfläche und damit weniger Lichteinfall und solare Energiegewinne im Winter. Laut Bauexperten nimmt der Rahmen bei einem Fenster 25 bis 45 Prozent der Gesamtfläche ein. Bei einer Sanierung, bei der die Maueröffnung fix ist, kann ein klobiger Rahmen die lichtdurchflutete Atmosphäre eines Raumes spürbar beeinträchtigen.
Die Industrie hat dieses Problem erkannt und innovative Lösungen entwickelt, um Stabilität und schmale Ansichtsbreiten zu vereinen. Der Schlüssel liegt in neuen Materialien und Konstruktionstechniken, die auf die klassische Stahlverstärkung im Inneren des Kunststoffprofils verzichten können. Eine dieser Technologien ist der Einsatz von glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), einem Material, das aus dem Flugzeug- und Automobilbau bekannt ist. GFK ist extrem steif und dimensionsstabil, dabei aber deutlich leichter als Stahl.
Bei Fenstern aus GFK werden entweder das gesamte Profil oder nur strategisch wichtige Bereiche mit Glasfasern armiert. Dies ermöglicht die Konstruktion von extrem schlanken, aber dennoch hochstabilen Profilen. Der Verzicht auf die wärmeleitende Stahlverstärkung verbessert zudem den Uf-Wert des Rahmens weiter. Das Ergebnis für Sie als Bauherr ist das Beste aus beiden Welten: maximale Dämmleistung durch Dreifachverglasung und schmale, elegante Rahmen, die einen hohen Lichteinfall garantieren und eine moderne Architektur unterstreichen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Uf-Wert (Rahmen) ist für die Gesamt-Dämmleistung (Uw-Wert) oft entscheidender als der Ug-Wert (Glas).
- Die Qualität eines Kunststoffrahmens bemisst sich an der Kammeranzahl (5-7 sind Standard) und der Profil-Wandstärke (RAL-Klasse A ist stabiler).
- Intakte und gepflegte Dichtungen sind kritisch; bereits 1mm Lücke kann die Dämmung um bis zu 25% verschlechtern.
Wann Sie den Gewährleistungsanspruch bei der Montage durch „Nachbarschaftshilfe“ verlieren
Der Fenstereinbau durch einen hilfsbereiten Nachbarn oder Freund scheint eine kostengünstige Alternative zum Fachbetrieb zu sein. Doch dieser vermeintliche Spareffekt kann sich schnell in einen finanziellen Alptraum verwandeln. Rechtlich bewegen Sie sich hier in einer Grauzone, die im Schadensfall fast immer zu Ihren Lasten geht. Der entscheidende Punkt ist die Unterbrechung der Gewährleistungskette. Der Fensterhersteller haftet nur für die einwandfreie Qualität seines Produkts. Für die Montage ist er nicht verantwortlich. Montiert ein Fachbetrieb, übernimmt dieser die Gewährleistung für den Einbau. Fällt diese Instanz weg, stehen Sie bei Problemen allein da.
Selbst wenn die Hilfe unentgeltlich erfolgt, sind Sie nicht vollständig abgesichert. Viele private Haftpflichtversicherungen schließen sogenannte Gefälligkeitsschäden explizit aus. Verursacht Ihr Helfer einen Schaden am neuen Fenster oder am Mauerwerk, bleiben Sie auf den Kosten sitzen. Noch komplizierter wird es, wenn Sie dem Helfer ein „großzügiges Dankeschön“ geben. Die Verbraucherzentrale warnt:
Sobald Geld fließt, auch als ‚großzügiges Dankeschön‘, kann juristisch ein mündlicher Werkvertrag nach BGB zustande kommen. Im Schadensfall liegt die Beweislast komplett beim Bauherrn.
– Verbraucherzentrale, Ratgeber Energetische Sanierung
Sie müssten dann nachweisen, dass der Einbau nicht den anerkannten Regeln der Technik entsprach – ein für Laien nahezu unmögliches Unterfangen ohne teures Gutachten. Bei einem fehlerhaften Einbau, der zu Bauschäden wie Schimmel führt, haben Sie keinerlei Anspruch gegenüber dem Fensterhersteller.
Ihr Aktionsplan: Risiken bei der Selbstmontage prüfen
- Versicherungsschutz klären: Prüfen Sie vorab die private Haftpflichtversicherung des Helfers. Fragen Sie explizit nach, ob Gefälligkeitsschäden abgedeckt sind und bis zu welcher Höhe.
- Zustand dokumentieren: Machen Sie detaillierte Fotos von der Bausubstanz und den Fenstern vor, während und unmittelbar nach der Montage. Dies dient als Beweismittel im Streitfall.
- Herstellerhaftung verstehen: Machen Sie sich bewusst, dass die Produktgarantie des Herstellers nur das Fenster selbst abdeckt. Jegliche Mängel, die aus dem Einbau resultieren (Undichtigkeit, klemmende Flügel), sind ausgeschlossen.
- Gewährleistungskette analysieren: Realisieren Sie, dass Sie mit der „Nachbarschaftshilfe“ die Kette „Hersteller -> Fachbetrieb -> Kunde“ durchbrechen. Sie sind das letzte Glied und tragen das volle Risiko für den Einbau.
- Kosten-Risiko-Abwägung: Stellen Sie die eingesparten Montagekosten den potenziellen Kosten für einen Bauschaden, einen notwendigen Neukauf oder einen Rechtsstreit gegenüber. Oft ist die Beauftragung eines Fachbetriebs die weitaus sicherere und langfristig günstigere Option.
Prüfen Sie Ihr nächstes Fensterangebot nun mit den Augen eines Meisters. Der erste und wichtigste Schritt ist eine genaue Analyse der Spezifikationen von Rahmenprofil, Dichtungen und der vertraglich zugesicherten Montagequalität. Nur das Zusammenspiel aller Komponenten garantiert eine Investition, die sich über Jahrzehnte auszahlt.
Häufige Fragen zu Fensterrahmen und Dämmung
Was ist der Unterschied zwischen Anschlag- und Mitteldichtung?
Die Anschlagdichtungen sind die beiden sichtbaren Dichtungen, die am Rahmen und am Flügel anliegen, wenn das Fenster geschlossen ist. Die Mitteldichtung ist eine zusätzliche, dritte Dichtungsebene, die in der Mitte des Falzraums zwischen Rahmen und Flügel verläuft. Sie ist von außen nicht sichtbar und verbessert die Wärme- und Schalldämmung sowie die Dichtigkeit gegen Schlagregen erheblich, da sie eine weitere Barriere darstellt.
Wie erkenne ich poröse Dichtungen?
Poröse Dichtungen erkennen Sie an mehreren Anzeichen. Visuell sind sie oft spröde, weisen feine Risse auf oder haben ihre schwarze Farbe verloren und wirken gräulich. Bei Berührung fühlen sie sich hart und unelastisch an, statt weich und nachgiebig. Ein praktischer Test ist der Feuerzeugtest: Führen Sie eine Flamme langsam am geschlossenen Fenster entlang. Ein deutliches Flackern der Flamme deutet auf eine undichte Stelle durch Zugluft hin.
Welche Folgen haben defekte Dichtungen?
Defekte Dichtungen haben weitreichende Folgen. Der offensichtlichste ist der direkte Wärmeverlust und damit höhere Heizkosten. Gleichzeitig führt die Undichtigkeit zu einem stark verminderten Schallschutz. Eine weitere große Gefahr ist die Bildung von Kondenswasser an den kalten Stellen im Innenbereich, was wiederum zu Schimmelwachstum an der Wand oder im Fensterfalz führen kann und die Bausubstanz sowie Ihre Gesundheit gefährdet.