
Ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) an einer alten Fassade lohnt sich, aber nur, wenn die Ausführungsqualität unter Ihrer Kontrolle stimmt.
- Die Heizkostenersparnis ist real, hängt aber stark von den zukünftigen Energiepreisen und der korrekten Ausführung ab.
- Die Wahl des Dämmstoffs (Steinwolle/EPS) ist eine Systementscheidung, die über Brand- und Schallschutz mitentscheidet.
- Ihre aktive Kontrolle der Handwerker ist entscheidend für den Erfolg und wird sogar staatlich gefördert.
Empfehlung: Prüfen Sie vor einer teuren WDVS-Entscheidung, ob eine wesentlich günstigere Einblasdämmung für Ihr zweischaliges Mauerwerk in Frage kommt.
Der Blick auf die Heizkostenabrechnung wird für viele Hausbesitzer mit Gebäuden aus den 80er- oder 90er-Jahren zunehmend unangenehm. Die Fassade, einst solider Schutz, ist heute oft die größte energetische Schwachstelle des Hauses. Schnell kommt der Gedanke an eine umfassende Dämmung auf, meist in Form eines Wärmedämmverbundsystems, kurz WDVS. Die Versprechen der Industrie sind verlockend: massive Heizkostenersparnis, mehr Wohnkomfort und eine Wertsteigerung der Immobilie. Doch die Realität auf der Baustelle ist oft komplexer.
Die Diskussionen drehen sich häufig um die einfache Frage: Styropor oder Steinwolle? Doch das greift viel zu kurz. Eine Fassadendämmung ist eine der eingriffsintensivsten Sanierungsmaßnahmen am Haus. Aus meiner Praxis als Fassadenbauer weiß ich: Die größte Gefahr für Ihre Investition ist nicht die falsche Materialwahl, sondern handwerklicher Pfusch, unentdeckte Wärmebrücken und ein fehlendes Gesamtkonzept, insbesondere bei der Belüftung. Die wahre Frage ist also nicht nur, *ob* sich ein WDVS lohnt, sondern *wie* Sie als Bauherr sicherstellen, dass die Maßnahme ihr volles Potenzial entfaltet und nicht in wenigen Jahren zum teuren Sanierungsfall wird.
Dieser Artikel gibt Ihnen das Rüstzeug eines Praktikers an die Hand. Wir gehen über die üblichen Pro-und-Contra-Listen hinaus. Sie erfahren, wie Sie die Qualität der Handwerkerleistung selbst überprüfen können, welche Systementscheidungen wirklich zählen und wann sich die Investition unter Berücksichtigung von Förderungen und steigenden Kosten tatsächlich amortisiert. Ziel ist es, Ihnen die Kontrolle über Ihr Projekt zurückzugeben.
Um diese komplexe Entscheidung fundiert treffen zu können, beleuchten wir die entscheidenden Aspekte Schritt für Schritt. Der folgende Überblick führt Sie durch die zentralen Fragen, von den physikalischen Grundlagen über die kritischen Ausführungsdetails bis hin zur ehrlichen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Weg zur fundierten Dämm-Entscheidung
- Warum Sie durch ungedämmte Wände 40% Ihrer Heizenergie verlieren?
- Wie überwachen Sie die Handwerker beim Kleben der Dämmplatten, um Pfusch zu vermeiden?
- Steinwolle oder Styropor: Welcher Dämmstoff brennt schlechter und dämmt besser?
- Die Gefahr von Schimmel in der luftdichten Hülle, wenn die Lüftung fehlt
- Wie vermeiden Sie Wärmebrücken an den Fensterlaibungen bei nachträglicher Dämmung?
- Kernsanierung oder Abriss: Was ist der schnellere Weg zum Effizienzhaus 55?
- Einblasdämmung oder Platten: Was ist die günstigere Lösung für zweischaliges Mauerwerk?
- Wann amortisiert sich eine Fassadendämmung bei steigenden Handwerkerkosten wirklich?
Warum Sie durch ungedämmte Wände 40% Ihrer Heizenergie verlieren?
Eine ungedämmte Außenwand eines 30 Jahre alten Hauses ist wie ein Mantel mit Löchern im Winter. Sie heizen buchstäblich für draußen. Der entscheidende Kennwert dafür ist der Wärmedurchgangskoeffizient, auch U-Wert genannt. Er gibt an, wie viel Wärme pro Quadratmeter und pro Grad Temperaturunterschied verloren geht. Je niedriger der U-Wert, desto besser die Dämmwirkung. Eine typische Wand aus den frühen 90er-Jahren hat oft einen U-Wert von 1,0 bis 1,5 W/m²K. Das ist aus heutiger Sicht katastrophal.
Durch die Anbringung eines modernen WDVS lässt sich dieser Wert drastisch senken. Eine fachgerecht installierte Dämmung von 16 cm Dicke kann den U-Wert auf etwa 0,19 W/m²K reduzieren. Wie eine Berechnung der Verbraucherzentrale zeigt, entspricht dies einer Verringerung des Energieverlusts durch die Wand um rund 87 %. Der oft genannte Wert von 40 % bezieht sich auf den Gesamtenergieverlust des Hauses, bei dem die Fassade den größten Einzelposten darstellt.
Was bedeutet das konkret in Euro? Nehmen wir das Praxisbeispiel der Familie Muster aus Hagen: Durch die Dämmung ihrer 110 m² großen Außenwand konnten sie ihren jährlichen Heizenergiebedarf um 1.870 kWh senken. Das entspricht einer signifikanten Ersparnis, die mit steigenden Energiepreisen weiter zunimmt. Der erste Schritt zu einer Sanierung sollte immer eine professionelle Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 durch einen Energie-Effizienz-Experten sein. Nur so lässt sich das tatsächliche Einsparpotenzial für Ihr spezifisches Gebäude exakt ermitteln und die Dämmmaßnahme optimal auslegen.
Dieser massive Energieverlust ist der Hauptgrund, warum eine Fassadendämmung bei älteren Gebäuden eine der wirksamsten Einzelmaßnahmen zur Senkung der Betriebskosten und zur Steigerung des Wohnkomforts darstellt. Der Unterschied ist im Winter sofort spürbar: Die inneren Wandoberflächen sind wärmer, was die Behaglichkeit erhöht und die Gefahr von Kondenswasserbildung reduziert.
Wie überwachen Sie die Handwerker beim Kleben der Dämmplatten, um Pfusch zu vermeiden?
Die beste Dämmplatte nützt nichts, wenn sie falsch an der Wand befestigt wird. Fehler bei der Verklebung sind eine der häufigsten und fatalsten Ursachen für Bauschäden bei einem WDVS. Eine nicht vollflächig verklebte Platte kann zur Hinterströmung mit kalter Luft führen, was die Dämmwirkung massiv reduziert. Im schlimmsten Fall können sich Platten lösen oder Risse im Putz entstehen. Als Bauherr haben Sie das Recht und die Pflicht, die Qualität zu kontrollieren.

Sie müssen kein Experte sein, um die kritischsten Punkte zu erkennen. Beobachten Sie die Handwerker bei der Arbeit und achten Sie auf die Details. Eine professionelle baubegleitende Qualitätskontrolle durch einen unabhängigen Sachverständigen ist ebenfalls eine sehr gute Investition, zumal die aktuellen BEG-Förderrichtlinien vorsehen, dass 50 % der Kosten für diese Baubegleitung übernommen werden (bis zu 5.000 Euro bei Ein- und Zweifamilienhäusern). Dies sichert Ihre Investition nachhaltig ab.
Checkliste zur Qualitätskontrolle: Ihr Blick auf die Baustelle
- Verklebemethode prüfen: Wird bei unebenen Wänden das Punkt-Wulst-Verfahren (ein Mörtelwulst am Rand, drei Batzen in der Mitte) angewendet? Bei absolut ebenen Flächen ist eine vollflächige Verklebung mit der Zahnkelle (Zahnbettverfahren) optimal.
- Klebefläche kontrollieren: Fragen Sie nach, ob die vorgeschriebene Klebefläche (meist >40 %) erreicht wird. Ein kurzer Blick auf die Rückseite einer Platte vor dem Ansetzen genügt oft schon für einen ersten Eindruck.
- Verdübelung beachten: Besonders bei Steinwolle oder Systemen über 10 kg/m² ist eine zusätzliche Verdübelung zwingend. Die Dübel müssen im tragenden Untergrund verankert sein, nicht nur im alten Putz.
- Gewebeeinlage an Ecken prüfen: An allen Gebäude- und Öffnungsecken (Fenster, Türen) müssen diagonale Gewebestreifen (Armierungspfeile) in den Unterputz eingearbeitet werden, um Rissbildung zu vermeiden.
- Anschluss an Fensterbänken: Achten Sie darauf, dass die Dämmung sauber unter die Fensterbank geführt wird und die Fugen fachgerecht mit Kompribändern abgedichtet sind, um Wassereintritt zu verhindern.
Diese einfachen Kontrollschritte helfen Ihnen, groben Pfusch frühzeitig zu erkennen und anzusprechen. Ein seriöser Handwerksbetrieb wird Ihre Fragen begrüßen und die fachgerechte Ausführung gerne erläutern. Misstrauen ist angebracht, wenn man Ihre Nachfragen abtut oder Ihnen den Zugang zur Baustelle verwehrt.
Steinwolle oder Styropor: Welcher Dämmstoff brennt schlechter und dämmt besser?
Die Wahl des Dämmstoffs ist eine zentrale Systementscheidung, die weit über den reinen Wärmeschutz hinausgeht. Die beiden gängigsten Materialien, Polystyrol (EPS, umgangssprachlich Styropor) und Mineralwolle (meist Steinwolle), haben sehr unterschiedliche Eigenschaften in Bezug auf Brandschutz, Schallschutz und Verarbeitung.
Die Dämmleistung, gemessen am U-Wert, ist bei beiden Materialien in den üblichen Qualitäten sehr ähnlich. Die Entscheidung sollte daher auf Basis anderer Kriterien getroffen werden. Der größte Unterschied liegt im Brandschutz. Während Steinwolle in die höchste Baustoffklasse A1 (nicht brennbar) eingestuft ist, gilt EPS als B1 (schwer entflammbar). Obwohl laut Statistik des Fachverbands WDVS nur 0,1 % aller Gebäudebrände auf einen Fassadenbrand zurückzuführen sind, bietet Steinwolle hier ein objektives Sicherheitsplus, das vor allem bei Mehrfamilienhäusern oder öffentlichen Gebäuden oft vorgeschrieben ist.
| Eigenschaft | Steinwolle | Styropor (EPS) | Holzfaser |
|---|---|---|---|
| Brandschutzklasse | A1 (nicht brennbar) | B1 (schwer entflammbar) | B2 (normal entflammbar) |
| U-Wert (W/m²K) | 0,035-0,040 | 0,032-0,040 | 0,040-0,050 |
| Kosten pro m² (nur Material) | 15-25 € | 10-20 € | 20-35 € |
| Schalldämmung | Sehr gut | Mittel | Gut |
| Recyclingfähigkeit | Gut | Problematisch | Sehr gut |
Ein weiterer, oft unterschätzter Vorteil von Steinwolle ist der deutlich bessere Schallschutz. Wenn Ihr Haus an einer befahrenen Straße liegt, kann eine Steinwolle-Dämmung den Lärmpegel im Inneren spürbar reduzieren. EPS hat hier nur eine geringe Wirkung. Ökologische Alternativen wie Holzfaserplatten bieten ebenfalls guten Schall- und Hitzeschutz, sind aber teurer und fallen in eine schlechtere Brandschutzklasse.
Letztendlich ist die Wahl eine Abwägung zwischen Kosten, Sicherheit und zusätzlichem Komfort. Für das preissensible Standard-Einfamilienhaus in ruhiger Lage ist EPS oft eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung. Wer jedoch Wert auf maximalen Brand- und Schallschutz legt, ist mit Steinwolle besser beraten.
Die Gefahr von Schimmel in der luftdichten Hülle, wenn die Lüftung fehlt
Ein modernes WDVS verwandelt Ihr Haus in eine hochdichte Gebäudehülle. Das ist gewollt, denn so wird der unkontrollierte Wärmeverlust durch Fugen und Ritzen minimiert. Doch diese Dichtheit hat eine Kehrseite: Die im Gebäude entstehende Feuchtigkeit – durch Atmen, Kochen, Duschen – kann nicht mehr von allein entweichen. Ohne ein angepasstes Lüftungsverhalten oder eine technische Lüftungsanlage steigt die Luftfeuchtigkeit im Inneren unweigerlich an. Dies schafft ideale Bedingungen für Schimmelwachstum, insbesondere an kalten Stellen wie Fensterlaibungen oder in Raumecken.
Die landläufige Meinung, eine „atmende Wand“ würde dieses Problem lösen, ist ein Mythos. Der Feuchtigkeitsaustausch durch eine massive Wand (Diffusion) ist minimal und kann die anfallende Wohnfeuchte niemals abtransportieren. Entscheidend ist der Luftwechsel. Aus diesem Grund ist der Gesetzgeber hier sehr klar, wie das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) betont:
Bei umfassenden Sanierungen wie einem WDVS ist ein Lüftungskonzept nach DIN 1946-6 gesetzlich vorgeschrieben, um die Bausubstanz zu schützen.
– Deutsches Institut für Bautechnik (DIBt), Technische Richtlinie WDVS
Ein solches Lüftungskonzept muss von einem Fachplaner erstellt werden. Es prüft, ob nach der Sanierung der nutzerunabhängige Mindestluftwechsel noch gewährleistet ist. Ist dies nicht der Fall, müssen lüftungstechnische Maßnahmen ergriffen werden. Das kann von einfachen Fensterfalzlüftern bis hin zu einer dezentralen oder zentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung reichen. Folgende Faktoren erhöhen das Risiko und machen ein Konzept unabdingbar:
- Hohe Belegungsdichte (mehr als 4 Personen im Haushalt)
- Innenliegende Bäder ohne Fenster
- Regelmäßiges Trocknen von Wäsche in der Wohnung
- Vorhandene, aber noch nicht sanierte Wärmebrücken
Ignorieren Sie dieses Thema nicht! Eine Fassadendämmung ohne begleitendes Lüftungskonzept ist ein grober Planungsfehler, der nicht nur Ihre Gesundheit gefährdet, sondern auch die Bausubstanz schädigen kann und im Streitfall zu einem Verlust von Gewährleistungsansprüchen führt.
Wie vermeiden Sie Wärmebrücken an den Fensterlaibungen bei nachträglicher Dämmung?
Wärmebrücken sind die Achillesferse jeder Dämmmaßnahme. Es sind Bereiche, an denen die Wärme schneller nach außen entweicht als durch die gedämmte Fläche. Ein klassischer Schwachpunkt bei der nachträglichen Fassadendämmung sind die Anschlüsse an Fenster und Türen, die sogenannten Fensterlaibungen. Wird hier nicht sauber gearbeitet, kühlt die innere Oberfläche der Laibung stark aus, was zu Kondenswasser und Schimmel führen kann und die Einsparung zunichtemacht.

Das Kernproblem im Altbau ist, dass die Fenster oft bündig in der alten Wand sitzen. Die Dämmung wird nun von außen auf die Fassade aufgebracht, wodurch das Fenster optisch „tiefer“ in der Wand liegt. Um die Wärmebrücke zu minimieren, muss die Dämmung den Fensterrahmen seitlich um mindestens 3 cm überdecken. Da in der Laibung oft wenig Platz ist, kommen hier spezielle, dünnere Dämmplatten mit besserer Dämmleistung (sogenannte Laibungsplatten) zum Einsatz. Manchmal ist es sogar notwendig, den alten Putz in der Laibung abzufräsen, um genug Platz für eine wirksame Dämmung zu schaffen.
Dies führt zu einer strategischen Frage: Sollte man zuerst die Fenster tauschen oder die Fassade dämmen? Die beste Lösung ist, beides gleichzeitig im Rahmen einer Komplettsanierung zu tun. So können die neuen Fenster optimal in der Dämmebene positioniert werden („vorgesetzte Montage“). Ist dies finanziell nicht möglich, gilt die Faustregel: Sind die Fenster alt und undicht, sollten sie zuerst getauscht und für die spätere Dämmung vorbereitet werden. Sind die Fenster noch intakt, kann erst die Fassade gedämmt werden, wobei die Anschlüsse sorgfältig geplant werden müssen, um Nacharbeiten beim späteren Fenstertausch zu minimieren.
Achten Sie besonders auf die saubere Ausführung der Eckverbindungen und die Abdichtung der Anschlussfugen zwischen Dämmung und Fensterrahmen mit vorkomprimierten Dichtbändern (Kompribändern). Dies verhindert nicht nur Wärmeverluste, sondern auch das Eindringen von Schlagregen in die Konstruktion.
Kernsanierung oder Abriss: Was ist der schnellere Weg zum Effizienzhaus 55?
Manchmal ist eine einzelne Fassadendämmung nicht genug, um die ehrgeizigen Ziele eines Effizienzhauses (z. B. EH 55) zu erreichen. Gerade bei Gebäuden mit sehr schlechter Grundsubstanz stellt sich die Frage, ob eine aufwändige Kernsanierung überhaupt noch wirtschaftlich ist oder ob ein Abriss mit anschließendem Neubau der bessere Weg ist. Ein Neubau bietet maximale Gestaltungsfreiheit und die Sicherheit, alle energetischen Standards von Grund auf perfekt umzusetzen. Eine Kernsanierung erhält hingegen den Charakter des Gebäudes und kann, je nach Zustand, kostengünstiger sein.
Finanziell wird die Sanierung stark gefördert. So sehen nach den aktuellen KfW-Förderrichtlinien die BEG-Programme eine Förderung von bis zu 45 % auf maximal 150.000 Euro Investitionskosten (also bis zu 67.500 Euro Zuschuss) bei der Sanierung zu einem hohen Effizienzhaus-Standard vor. Dies kann die wirtschaftliche Bilanz deutlich zugunsten der Sanierung verschieben.
Eine innovative Alternative, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, ist die serielle Sanierung. Hierbei werden Fassaden- und Dachelemente inklusive Fenstern und Haustechnik industriell vorgefertigt und auf der Baustelle in kürzester Zeit montiert. Dieses Verfahren reduziert die Bauzeit vor Ort von mehreren Monaten auf wenige Wochen und minimiert die Belastung für die Bewohner. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland bereits 59 solcher Projekte realisiert, ein starker Anstieg gegenüber den 4 Projekten in 2022. Die serielle Sanierung ist besonders für typisierte Gebäude aus den 50er bis 70er Jahren geeignet und kann eine Sanierung zum Effizienzhaus-Standard schnell und planbar machen.
Die Wahl hängt von vielen Faktoren ab: dem Zustand der Bausubstanz, den örtlichen Bauvorschriften, Ihrem Budget und nicht zuletzt Ihren persönlichen Präferenzen. Eine detaillierte Bestandsaufnahme und Kosten-Nutzen-Analyse durch einen Energieberater ist hier unerlässlich, um eine Fehlinvestition zu vermeiden.
Einblasdämmung oder Platten: Was ist die günstigere Lösung für zweischaliges Mauerwerk?
Bevor Sie sich für ein teures WDVS entscheiden, sollten Sie eine entscheidende Frage klären: Welche Art von Mauerwerk hat Ihr Haus? Viele Gebäude, die vor 1980 gebaut wurden, besitzen ein zweischaliges Mauerwerk. Es besteht aus einer inneren Tragschale und einer äußeren Verblendschale (meist Klinker), zwischen denen sich ein Hohlraum befindet. Wenn dieser Hohlraum mindestens 4-5 cm breit und frei von Bauschutt ist, haben Sie eine exzellente und wesentlich günstigere Alternative zum WDVS: die Einblas- oder Kerndämmung.
Bei diesem Verfahren wird Dämmmaterial (z. B. Mineralwolleflocken oder EPS-Granulat) durch kleine, unauffällige Bohrlöcher in der Außenfassade in den Hohlraum eingeblasen. Die Löcher werden anschließend wieder versiegelt. Der große Vorteil: Die Optik der Fassade bleibt vollständig erhalten, was besonders bei schönen Klinkerfassaden ein entscheidender Punkt ist. Zudem ist die Maßnahme in der Regel an nur einem Tag abgeschlossen und verursacht deutlich weniger Schmutz und Lärm.
Vor allem aber ist die Kerndämmung unschlagbar günstig. Wie Experten für Einblasdämmung bestätigen, beginnen die Kosten oft schon ab 10 bis 25 Euro pro Quadratmeter. Damit bietet sie eines der besten Preis-Leistungs-Verhältnisse bei der Altbausanierung. Bevor man sich für diese Methode entscheidet, ist eine sorgfältige Diagnose zwingend:
- Endoskopische Untersuchung: Mit einer kleinen Kamera wird der Hohlraum an mehreren Stellen auf seine Beschaffenheit und Sauberkeit geprüft.
- Messung der Schichtdicke: Der Hohlraum muss eine ausreichende Dicke aufweisen, damit die Dämmung wirksam ist.
- Zustand der Maueranker: Die Anker, die beide Wandschalen verbinden, müssen intakt sein.
Sollte eine Einblasdämmung bei Ihnen möglich sein, ist sie in den meisten Fällen die wirtschaftlichste erste Wahl. Ein WDVS kommt dann nur noch in Betracht, wenn die durch die Kerndämmung erzielte Dämmwirkung nicht ausreicht, um die gewünschten energetischen Ziele zu erreichen, oder wenn die Fassade ohnehin saniert werden muss.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Fassadendämmung bietet ein enormes Einsparpotenzial, aber der Erfolg hängt entscheidend von der Qualität der Ausführung ab.
- Als Bauherr können und sollten Sie die kritischen Arbeitsschritte auf der Baustelle kontrollieren, um teuren Pfusch zu vermeiden.
- Die Amortisationszeit ist keine feste Größe, sondern hängt von den Energiepreisen, der gewählten Förderung und der korrekten Umsetzung ab.
Wann amortisiert sich eine Fassadendämmung bei steigenden Handwerkerkosten wirklich?
Die entscheidende Frage für jeden Hausbesitzer lautet: Rechnet sich die hohe Anfangsinvestition? Die Amortisationszeit einer Fassadendämmung ist keine exakte Wissenschaft, sondern hängt von drei variablen Faktoren ab: den Kosten der Maßnahme, der Höhe der erhaltenen staatlichen Förderung (BEG) und der zukünftigen Entwicklung der Energiepreise. Steigende Handwerker- und Materialkosten haben die Amortisationszeiten in den letzten Jahren tendenziell verlängert, während steigende Energiepreise sie wiederum verkürzen.
Um eine realistische Einschätzung zu bekommen, ist es sinnvoll, in Szenarien zu denken. Die folgende Tabelle zeigt mögliche Amortisationszeiten unter verschiedenen Annahmen, basierend auf aktuellen Förderbedingungen. Ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) durch einen Energieberater erhöht den Fördersatz und ist daher meist empfehlenswert.
| Szenario | Energiepreissteigerung p.a. | BEG-Förderung | Amortisation ca. |
|---|---|---|---|
| Optimistisch | 5% | 20% (mit iSFP) | 8-10 Jahre |
| Realistisch | 3% | 15% (Basis) | 12-15 Jahre |
| Konservativ | 1% | 15% (Basis) | 18-22 Jahre |
Die rein finanzielle Betrachtung greift jedoch oft zu kurz. Eine Fassadendämmung ist auch eine Investition in den Wohnkomfort und den Werterhalt der Immobilie. Ein guter Energieausweis mit Werten „im grünen Bereich“ ist heute ein starkes Verkaufsargument. Manchmal stellt sich die Frage nach der Amortisation aber auch gar nicht, wie der Energieberater Cyran Heid betont:
Bei einer ohnehin anstehenden Putzsanierung über 10 % der Fassadenfläche löst das GEG eine Dämmpflicht aus – die Frage ist dann nicht ‚lohnt es sich?‘, sondern ‚was kostet die Nichterfüllung?‘
– Cyran Heid, Heid Energieberatung
Eine Fassadendämmung ist eine langfristige Entscheidung. Anstatt nur auf die schnellstmögliche Amortisation zu schielen, sollten Sie die Maßnahme als eine umfassende Modernisierung betrachten, die Ihr Zuhause zukunftssicher, komfortabler und wertvoller macht. Der nächste logische Schritt besteht darin, eine fundierte Analyse Ihrer spezifischen Situation durch einen zertifizierten Energieberater erstellen zu lassen.