Veröffentlicht am März 11, 2024

Der Schlüssel zu massiven Einsparungen liegt nicht im Frieren, sondern in der intelligenten Steuerung Ihres bestehenden Heizsystems.

  • Kleine Anpassungen an Thermostaten und Ventilen haben eine größere Wirkung als reine Verhaltensänderungen.
  • Das komplette Abschalten der Heizung ist oft teurer als eine gezielte Absenkung der Temperatur.

Empfehlung: Werden Sie zum Manager Ihrer eigenen Heizung. Mit einfachen Diagnose-Werkzeugen und gezielter Feinjustierung können Sie die Effizienz sofort steigern.

Die jährliche Heizkostenabrechnung sorgt bei vielen Mietern und Eigentümern für einen Schock. Sofort kommen die altbekannten Ratschläge auf den Tisch: einen dickeren Pullover anziehen, die Heizung herunterdrehen und öfter lüften. Diese Tipps sind zwar nicht falsch, kratzen aber nur an der Oberfläche des wahren Sparpotenzials. Sie behandeln die Symptome, aber nicht die Ursache: ein Heizsystem, das oft ineffizient und ohne Intelligenz läuft. Es wird geheizt, wenn niemand zu Hause ist, Räume werden ungleichmäßig warm, und die Anlage selbst verbraucht unnötig Strom im Standby-Betrieb.

Doch was, wenn die wahre Lösung nicht darin besteht, weniger zu heizen, sondern intelligenter zu heizen? Wenn der größte Hebel nicht in radikalen Verhaltensänderungen, sondern in der gezielten Feinjustierung der Technik liegt, die Sie bereits besitzen? Es geht darum, vom passiven Nutzer zum aktiven System-Manager zu werden. Sie müssen kein Heizungsbauer sein, um die grundlegende Logik Ihrer Anlage zu verstehen und mit kleinen, aber wirkungsvollen Eingriffen die Effizienz drastisch zu erhöhen. Dieser Ansatz verwandelt Ihre Heizung von einem stummen Kostenverursacher in einen optimierbaren Partner.

Dieser Artikel führt Sie Schritt für Schritt durch die pragmatischen Methoden der Systemoptimierung. Wir beginnen bei der fundamentalen Wirkung der Raumtemperatur, tauchen ein in die Programmierung von Thermostaten, entlarven teure Mythen und zeigen Ihnen Experten-Tricks, mit denen Sie die Leistung Ihrer Anlage maximieren – alles mit dem Ziel, sofort und ohne teure Investitionen spürbare Ergebnisse zu erzielen.

Für einen Einblick in die Welt der intelligenten Heizungssteuerung bietet das folgende Video ein Interview mit einem der Pioniere im Bereich Smart-Home-Lösungen. Es zeigt, wie Technologie dabei helfen kann, Komfort und Sparen zu verbinden.

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Um Ihnen eine klare Struktur für die Optimierung Ihrer Heizkosten zu geben, haben wir die wichtigsten Hebel in den folgenden Abschnitten zusammengefasst. Dieses Inhaltsverzeichnis dient als Ihr persönlicher Fahrplan zur effizienteren Heizung.

Warum 1 Grad weniger Raumtemperatur wirklich 6% Heizkosten spart?

Die oft zitierte Faustregel ist mehr als nur ein gut gemeinter Ratschlag; sie ist physikalisch fundiert. Daten aus über 500.000 Haushalten bestätigen, dass eine Reduzierung der Raumtemperatur um nur ein Grad Celsius im Durchschnitt eine Heizkosteneinsparung von 6% bewirkt. Der Grund dafür ist einfach: Die Heizung muss weniger Arbeit leisten, um die Temperaturdifferenz zwischen innen und außen auszugleichen. Je kleiner dieser Unterschied, desto geringer der Energieverlust durch Wände, Fenster und Dach.

Allerdings ist dieser Wert ein Durchschnitt. Wie hoch die tatsächliche Ersparnis ausfällt, hängt stark vom Gebäudezustand und dem Heizsystem ab. In einem schlecht gedämmten Altbau kann die Einsparung sogar noch höher ausfallen, während sie in einem modernen, gut isolierten Neubau etwas geringer sein kann. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über typische Szenarien in Deutschland.

Sparpotenzial nach Gebäudetyp und Heizsystem
Gebäudetyp Heizsystem Einsparung bei 1°C weniger Jährliche Ersparnis (Euro)
Unsanierter Altbau Gasheizung 6,6% 87€
KFW-55 Neubau Gasheizung 7,1% 42€
Altbau Ölheizung 6,5% 106€
Neubau Wärmepumpe 7,5% 38€

Die gefühlte Temperatur ist jedoch nicht nur von der reinen Lufttemperatur abhängig. Ein entscheidender, oft übersehener Faktor ist die Luftfeuchtigkeit. Eine Erhöhung der relativen Luftfeuchtigkeit von 30% auf 50% kann dazu führen, dass sich ein Raum bei 20°C genauso warm anfühlt wie bei 22°C. Zimmerpflanzen oder ein Luftbefeuchter können hier auf natürliche Weise helfen, das Raumklima zu verbessern und so die Thermostateinstellung zu senken, ohne an Komfort zu verlieren.

Wohnzimmer mit Zimmerpflanzen und Luftbefeuchter für optimales Raumklima

Dieses Prinzip der gefühlten Wärme zeigt, dass intelligentes Heizen nicht Verzicht bedeutet. Es geht darum, die physikalischen Gegebenheiten zu verstehen und für sich zu nutzen. Durch die Kontrolle der Luftfeuchtigkeit können Sie die Heizung herunterdrehen und sich trotzdem behaglich fühlen – ein perfektes Beispiel für System-Intelligenz im eigenen Zuhause.

Wie programmieren Sie digitale Thermostate für maximale Absenkung bei Abwesenheit?

Digitale Thermostate sind nutzlos, wenn sie nicht richtig programmiert sind. Ihr größtes Potenzial entfalten sie, wenn sie Ihren individuellen Lebensrhythmus abbilden. Anstatt die Temperatur manuell herunterzudrehen, wenn Sie das Haus verlassen, automatisieren Sie diesen Prozess. Das Ziel ist eine maximale Absenkung während Ihrer Abwesenheit, die rechtzeitig vor Ihrer Rückkehr beendet wird, sodass Sie in eine warme Wohnung kommen. Eine Absenktemperatur von 16-17°C ist in den meisten Fällen ein idealer Kompromiss zwischen Einsparung und dem Risiko des Auskühlens.

Entwickeln Sie Heizprofile, die zu Ihrem Alltag passen. Hier sind einige typische Beispiele für deutsche Haushalte:

  • Der klassische Pendler: Die Heizung wird morgens um 7:00 Uhr auf 16°C abgesenkt und beginnt um 16:30 Uhr wieder mit dem Aufheizen, um um 17:00 Uhr die Zieltemperatur von 20°C zu erreichen.
  • Die Familie mit Schulkindern: Tagsüber, wenn alle außer Haus sind (ca. 8:00-14:00 Uhr), wird die Temperatur auf 18°C gehalten. Sobald die Kinder nach Hause kommen, wird auf volle Wohlfühltemperatur geheizt.
  • Der Home-Office-Arbeiter: Hier ist eine raumindividuelle Steuerung Gold wert. Das Arbeitszimmer wird konstant auf 20°C gehalten, während ungenutzte Räume wie das Wohn- oder Schlafzimmer tagsüber auf 17°C abgesenkt werden.

Gerade für Mieter stellt sich oft die Frage, wie weit sie die Temperatur senken dürfen. Hier gibt es eine klare rechtliche und bauphysikalische Grenze, wie der Energieberater der Verbraucherzentrale Berlin, Ulrich Kleemann, betont:

Als Mieter dürfen Sie die Temperatur absenken, müssen aber die Mietsache vor Schäden schützen. Eine Absenkung unter 16°C ist kritisch bezüglich Schimmelgefahr.

– Ulrich Kleemann, Energieberater Verbraucherzentrale Berlin

Diese programmatische Feinjustierung ist der erste Schritt weg vom reaktiven Heizen hin zu einer proaktiven, intelligenten Steuerung. Sie sparen Energie, ohne jemals in einem kalten Raum ankommen zu müssen.

Smarte Thermostate oder analoge Handregler: Wann lohnt sich die Elektronik nicht?

Smarte Thermostate versprechen hohe Einsparungen durch automatische Abwesenheitserkennung, Fenster-offen-Erkennung und App-Steuerung von unterwegs. Für viele Haushalte ist dies ein lohnendes Upgrade. Eine Beispielrechnung zeigt: In einer 70m² Altbauwohnung mit Gasheizung kann sich die Investition von ca. 400€ für ein System wie Tado° bei einer jährlichen Einsparung von 150€ bereits nach etwa 2,5 Jahren amortisieren. Diese Systeme lernen das Heizverhalten des Gebäudes und optimieren die Aufheizphasen selbstständig.

Doch die smarte Lösung ist kein Allheilmittel. Es gibt Szenarien, in denen die Investition in teure Elektronik wirtschaftlich unsinnig ist oder der Nutzen die Kosten nicht rechtfertigt. Die größte Falle ist eine zu träge Heizung in einem extrem schlecht gedämmten Gebäude (typischerweise vor 1977 erbaut). Hier dauert das Wiederaufheizen so lange, dass die Absenkphasen kaum Einsparungen bringen. In solchen Fällen kann die Amortisationszeit auf über fünf Jahre ansteigen, was die Investition unattraktiv macht.

Bevor Sie also in smarte Technik investieren, sollten Sie ehrlich prüfen, ob Ihr Haushalt und Ihr Gebäude dafür geeignet sind. Die folgende Checkliste hilft Ihnen bei der Entscheidung.

Ihr persönlicher Smart-Thermostat-Check

  1. Gebäudezustand analysieren: Ist Ihr Gebäude vor 1977 gebaut und unsaniert? Reagiert Ihre Heizung sehr langsam auf Temperaturänderungen? (Ja = Smarte Lösung weniger rentabel)
  2. Lebensstil bewerten: Haben Sie einen sehr unregelmäßigen Tagesablauf ohne feste Zeiten, den eine Automatik kaum vorhersagen kann? (Ja = Manueller Eingriff könnte effizienter sein)
  3. Technik-Affinität prüfen: Fühlen sich alle Haushaltsmitglieder (z.B. auch technikferne Senioren) mit einer Smartphone-App zur Steuerung wohl? (Nein = Klassische programmierbare Thermostate könnten besser sein)
  4. Wohndauer berücksichtigen: Planen Sie, in den nächsten zwei Jahren umzuziehen? (Ja = Die Amortisationszeit wird möglicherweise nicht erreicht)
  5. Bestehende Technik checken: Sind bereits einfache, programmierbare (nicht-smarte) Digitalthermostate vorhanden? (Ja = Der zusätzliche Nutzen eines smarten Systems ist geringer)

Die Entscheidung für oder gegen smarte Thermostate ist keine Frage der Modernität, sondern der Wirtschaftlichkeit und des praktischen Nutzens. Manchmal ist ein gut programmierter, „dummer“ Digitalthermostat für 20€ die klügere Investition als ein smartes System für 400€.

Das Risiko ausgekühlter Wände, wenn die Heizung tagsüber komplett abstellen

Der Gedanke ist verlockend: Wer nicht zu Hause ist, braucht keine Heizung. Also wird sie komplett abgestellt. Doch dieser vermeintliche Spartrick kann sich als teurer Bumerang erweisen. Der Grund liegt in der thermischen Trägheit der Gebäudemasse. Während die Luft in einem Raum schnell abkühlt und wieder aufheizt, speichern Wände, Decken und Böden die Wärme über einen langen Zeitraum. Kühlt die Bausubstanz erst einmal komplett aus, wird eine enorme Energiemenge benötigt, um nicht nur die Luft, sondern auch die kalten Wände wieder auf eine behagliche Temperatur zu bringen. Dieses Wiederaufheizen kann mehr Energie verbrauchen, als durch das Abschalten gespart wurde.

Viel gravierender ist jedoch das Schimmelrisiko. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit speichern als kalte. Trifft die feuchte Raumluft auf eine ausgekühlte Außenwand, kondensiert das Wasser an der kältesten Stelle – meist in den Ecken oder hinter Möbeln. Laut DIN-Normen besteht bereits bei einer Wandoberflächentemperatur unter 13°C eine erhöhte Schimmelgefahr.

Person misst mit Infrarot-Thermometer die Wandtemperatur in einer Altbauwohnung

Anstatt im Blindflug zu agieren, können Sie dieses Risiko mit einem einfachen Werkzeug selbst diagnostizieren. Ein Infrarot-Thermometer aus dem Baumarkt (ca. 15-30€) wird zu Ihrem wichtigsten Diagnose-Instrument. An einem kalten Wintertag messen Sie damit gezielt die Oberflächentemperatur Ihrer Außenwände, insbesondere in den Ecken. Fällt die Temperatur unter 13°C, ist Ihre Absenkstrategie zu aggressiv und Sie sollten die Mindesttemperatur während Ihrer Abwesenheit erhöhen. So schützen Sie nicht nur Ihre Gesundheit und die Bausubstanz, sondern heizen langfristig auch effizienter.

Die Regel lautet also: Absenken statt Abschalten. Halten Sie eine Grundtemperatur von 16-17°C, um das Auskühlen der Wände zu verhindern. Das ist der sicherste und auf lange Sicht sparsamste Weg.

Wie stellen Sie die Voreinstellung am Ventil ein, wenn kein hydraulischer Abgleich gemacht wurde?

Ein häufiges Problem in vielen Wohnungen: Der Heizkörper in der Nähe der Heizungsanlage wird glühend heiß, während der letzte im Strang kaum lauwarm wird. Die Ursache ist meist ein fehlender hydraulischer Abgleich. Dabei stellt ein Fachmann sicher, dass durch jeden Heizkörper genau die richtige Menge an heißem Wasser fließt. Diese Maßnahme ist extrem effektiv, kostet aber mehrere hundert Euro. Doch es gibt eine Methode, wie Sie einen „hydraulischen Abgleich für Arme“ selbst durchführen und die Effizienz Ihres Systems deutlich verbessern können.

Voraussetzung sind voreinstellbare Thermostatventile. Diese erkennen Sie an einem Ring mit Zahlen (oft 1-7) unter dem Thermostatkopf. Diese Zahlen steuern die maximale Durchflussmenge. Mit einem Infrarot-Thermometer und etwas Geduld können Sie die Einstellung optimieren. Das Ziel ist eine optimale Spreizung – die Temperaturdifferenz zwischen dem heißen Vorlauf (Rohr, das zum Heizkörper führt) und dem kühleren Rücklauf (Rohr, das vom Heizkörper wegführt) – von etwa 12-15 Grad Celsius.

Folgen Sie dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung:

  1. Vorbereitung: Entlüften Sie alle Heizkörper. Drehen Sie anschließend alle Thermostatköpfe voll auf (Stufe 5).
  2. Messen: Messen Sie mit dem Infrarot-Thermometer an jedem Heizkörper die Temperatur des Vorlauf- und des Rücklaufrohrs direkt am Ventil.
  3. Identifizieren & Drosseln: Finden Sie die Heizkörper, die eine sehr geringe Spreizung (unter 10°C) aufweisen. Das bedeutet, das Wasser schießt zu schnell und zu heiß hindurch. Drosseln Sie an diesen Ventilen die Voreinstellung um eine Stufe oder, falls keine Stufen vorhanden sind, die Rücklaufverschraubung um eine Viertelumdrehung.
  4. Warten & Wiederholen: Warten Sie einige Stunden (am besten einen ganzen Tag) und messen Sie erneut. Wiederholen Sie den Prozess, bis sich alle Heizkörper einer Spreizung von 12-15°C annähern.
  5. Dokumentieren: Notieren Sie sich die finalen Einstellungen für jeden Heizkörper.

Diese Methode ersetzt keinen professionellen Abgleich, kann aber die Wärmeverteilung dramatisch verbessern, das lästige Rauschen in den Ventilen reduzieren und erhebliche Einsparungen bringen. Ein Feldversuch in einem unsanierten Mehrfamilienhaus zeigte, dass selbst ein vereinfachter Abgleich eine Energieeinsparung von 13,1% im ersten Jahr erbringen kann.

Der Irrtum, dass Ausschalten immer spart (Stichwort: OLED-TVs und Updates)

Die Logik „Aus ist aus“ gilt im modernen Haushalt nicht mehr uneingeschränkt. Ähnlich wie moderne OLED-Fernseher, die im Standby-Modus wichtige Regenerationszyklen für die Bildqualität durchführen, haben auch viele andere Geräte Aufgaben, die ein komplettes Trennen vom Stromnetz kontraproduktiv machen. Das prominenteste Beispiel im Heizungskeller ist die moderne Gas- oder Öl-Brennwerttherme. Viele Hausbesitzer schalten ihre Heizung im Sommer komplett aus, um Strom zu sparen. Doch das kann teuer werden.

Der Grund: Die Anlage schaltet in den Sommermonaten in einen reinen Warmwasser-Betrieb um. Ein komplettes Ausschalten führt dazu, dass die gesamte Anlage beim ersten Warmwasserbedarf (z.B. morgens beim Duschen) aus dem Kaltstart hochfahren muss. Dieser Vorgang kann in Summe mehr Energie verbrauchen als der moderate Standby-Betrieb. Eine moderne Brennwerttherme hat im reinen Sommerbetrieb einen Standby-Verbrauch, der laut Energie-Experten umgerechnet jährlich 80-130€ an zusätzlichen Stromkosten verursachen kann, wenn sie ständig komplett aus- und wieder eingeschaltet wird.

Intelligenter ist es, die Anlage gezielt zu managen. Die Umstellung auf den „Nur-Warmwasser“-Betrieb ist die richtige Einstellung für den Sommer. Der wahre Stromfresser ist oft nicht die Steuerung, sondern die alte, ungeregelte Umwälzpumpe, die das Wasser durch die Rohre pumpt. Diese können Sie im Sommer oft manuell ausschalten oder über eine Zeitschaltuhr steuern, was bis zu 150€ pro Jahr sparen kann. Die Frostschutzfunktion der Anlage sollte jedoch immer aktiviert bleiben, um Schäden zu vermeiden.

Eine smarte Sommer-Checkliste sieht daher so aus:

  • Heizungssteuerung auf „Nur-Warmwasser“ oder „Sommerbetrieb“ stellen.
  • Umwälzpumpe (falls möglich) separat ausschalten oder ihre Laufzeit per Zeitschaltuhr begrenzen.
  • Die Hauptstromversorgung der Anlage eingeschaltet lassen, um die Frostschutzfunktion und die Elektronik zu schützen.
  • Unnötige Zusatzgeräte wie Smart-Home-Gateways für die Heizung vom Netz trennen.
  • Die heizfreie Zeit für eine professionelle Wartung nutzen, um optimal in den Winter zu starten.

Wie stellen Sie die Heizkurve nach dem Abgleich ein, um weitere 5% zu sparen?

Nachdem Sie die Wärmeverteilung durch einen (vereinfachten) hydraulischen Abgleich verbessert haben, folgt der nächste Schritt der Feinjustierung: die Optimierung der Heizkurve. Die Heizkurve ist sozusagen das Gehirn Ihrer Heizungsanlage. Sie regelt, wie heiß das Heizungswasser (die Vorlauftemperatur) sein muss, abhängig von der Außentemperatur. Eine zu hoch eingestellte Heizkurve verschwendet permanent Energie, da das Wasser wärmer als nötig erhitzt wird. Eine zu niedrige Kurve führt dazu, dass die Räume an sehr kalten Tagen nicht mehr warm werden. Das Ziel ist, die Kurve so flach wie möglich, aber so steil wie nötig einzustellen.

Die Anpassung erfolgt in kleinen Schritten und erfordert Geduld. Die goldene Regel lautet: Immer nur eine Einstellung ändern und dann 2-3 Tage beobachten, wie sich die Raumtemperatur verhält. Die Optimierung erfolgt in zwei Schritten:

  • Schritt 1: Die Parallelverschiebung (für milde Tage): An einem kühlen Übergangstag (z.B. 5-10°C Außentemperatur) senken Sie die Vorlauftemperatur schrittweise um 2°C ab. Beobachten Sie, ob Ihre Räume bei voll aufgedrehten Thermostaten noch die gewünschte Temperatur erreichen. Wiederholen Sie dies, bis es zu kühl wird, und gehen Sie dann den letzten Schritt zurück.
  • Schritt 2: Die Steilheit anpassen (für kalte Tage): Warten Sie auf einen richtig kalten Wintertag (z.B. -5°C bis -10°C). Werden die Räume nicht mehr ausreichend warm, obwohl die Thermostate voll geöffnet sind, müssen Sie die Steilheit der Kurve leicht erhöhen.

Das Optimum ist erreicht, wenn Ihre Räume bei gewünschter Temperatur gerade so warm werden und die Thermostatventile nur noch minimal regeln müssen (d.h., sie sind leicht geöffnet und nicht mehr ständig am Schließen). Eine gut eingestellte Heizkurve kann weitere 5-10% an Heizkosten einsparen. Wer sich diesen Schritt nicht selbst zutraut, kann dafür auch einen Fachbetrieb beauftragen. Diese Maßnahme wird als Teil einer Heizungsoptimierung staatlich gefördert. Über das BAFA-Programm „Heizungsoptimierung“ können bis zu 20% der Kosten für den professionellen Service erstattet werden.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die 6%-Regel (1°C weniger = 6% Ersparnis) ist ein starker Hebel, aber die gefühlte Temperatur kann durch höhere Luftfeuchtigkeit ohne Komfortverlust beeinflusst werden.
  • Schalten Sie die Heizung tagsüber nie komplett aus. Eine Absenkung auf 16-17°C verhindert das kostspielige Auskühlen der Wände und beugt Schimmel vor.
  • Sie können die Wärmeverteilung durch eine manuelle Voreinstellung der Ventile („hydraulischer Abgleich für Arme“) selbst deutlich verbessern und so die Effizienz steigern.

Wie entlarven Sie Stromfresser mit einem Smart Meter in Echtzeit?

Die Heizkostenabrechnung zeigt nur die Gesamtkosten für Gas oder Öl. Doch eine Heizungsanlage verbraucht auch Strom – und das oft nicht zu knapp. Versteckte Stromfresser wie alte, ungeregelte Umwälzpumpen können die jährlichen Kosten unbemerkt in die Höhe treiben. Ein moderner digitaler Stromzähler (Smart Meter) oder ein einfaches Strommessgerät für die Steckdose (Kosten: ca. 15€) wird hier zum unverzichtbaren Diagnose-Werkzeug.

Fallstudie: Die entlarvte Umwälzpumpe

Eine Analyse von Test.de in einem typischen Einfamilienhaus deckte einen großen Stromfresser auf: Eine veraltete Heizungspumpe verursachte jährliche Stromkosten von bis zu 150€. Nach der Identifikation durch ein Strommessgerät wurde sie gegen eine moderne Hocheffizienzpumpe ausgetauscht. Die Investition von 150€ führte zu einer Reduzierung der jährlichen Stromkosten auf nur noch 30€. Die Maßnahme hatte sich also bereits nach 15 Monaten amortisiert.

Mit einem Smart Meter können Sie eine systematische Diagnose durchführen, um solche versteckten Verbraucher in Ihrem Heizsystem zu finden:

  • Basis-Verbrauch ermitteln: Schalten Sie an Ihrem Sicherungskasten alle Sicherungen aus, außer dem Stromkreis für Ihre Heizungsanlage. Lesen Sie am Smart Meter den Grundverbrauch ab. Liegt dieser im reinen Standby-Betrieb (also wenn weder geheizt noch Warmwasser aufbereitet wird) dauerhaft über 50 Watt, deutet das auf eine ineffiziente Pumpe oder einen Defekt hin.
  • Elektrische Zusatzheizungen finden: Beobachten Sie den Stromverbrauch in Echtzeit. Sehen Sie plötzliche, massive Verbrauchsspitzen von über 2000 Watt, könnte dies auf eine elektrische Zusatzheizung (z.B. im Pufferspeicher) hindeuten, die möglicherweise unnötig anspringt.
  • Muster erkennen: Führen Sie über einige Tage ein Protokoll. Wann läuft die Pumpe? Gibt es unerklärliche Verbrauchsspitzen in der Nacht? Diese Daten helfen Ihnen oder einem Fachmann, Fehlfunktionen zu erkennen.

Diese Echtzeit-Diagnose gibt Ihnen die Kontrolle zurück. Sie agieren nicht mehr im Dunkeln, sondern treffen datenbasierte Entscheidungen, um nicht nur Ihre Heiz-, sondern auch Ihre Stromkosten zu senken.

Beginnen Sie noch heute mit Ihrer persönlichen System-Diagnose. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihr Heizverhalten zu analysieren, die Einstellungen zu überprüfen und die ersten kleinen, aber wirkungsvollen Anpassungen vorzunehmen. Sie haben es in der Hand, Ihre Kosten spürbar zu senken.

Geschrieben von Julia Mertens, Bankfachwirtin und unabhängige Baufinanzierungsberaterin. Expertin für KfW-Fördermittel, Immobilienkredite und wirtschaftliche Baubegleitung mit 14 Jahren Erfahrung im Bankensektor.