
Der individuelle Sanierungsfahrplan (iSFP) ist kein optionales Extra, sondern der entscheidende Hebel, um Ihre staatliche Sanierungsförderung zu maximieren und teure Fehler zu vermeiden.
- Er verdoppelt die maximal förderfähigen Kosten von 30.000 € auf 60.000 € pro Wohneinheit.
- Er schreibt eine bauphysikalisch korrekte Reihenfolge der Maßnahmen vor und schützt so vor Bauschäden wie Schimmel.
Empfehlung: Beauftragen Sie immer zuerst einen zertifizierten Energie-Effizienz-Experten (EEE) zur Erstellung eines iSFP, bevor Sie Angebote von Handwerkern einholen oder Aufträge vergeben.
Jeder sanierungswillige Eigentümer in Deutschland kennt das Ziel: die eigene Immobilie energetisch auf Vordermann bringen und dabei möglichst hohe staatliche Zuschüsse vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erhalten. Viele konzentrieren sich auf den bekannten Bonus von 5 % für Maßnahmen, die in einem individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) enthalten sind. Doch dieser Fokus ist zu kurz gedacht und lässt das wahre Potenzial ungenutzt. Man hört oft Ratschläge wie „Tausch einfach die Fenster“ oder „Hol dir die Förderung für die neue Heizung“. Diese isolierten Ansätze sind jedoch nicht nur ineffizient, sondern können sogar zu kostspieligen Bauschäden führen.
Die Wahrheit ist: Der iSFP ist weit mehr als nur ein Dokument zur Sicherung eines kleinen Bonus. Er ist das zentrale strategische Werkzeug, das eine gute Sanierung in eine maximal profitable Investition verwandelt. Aber was, wenn der wahre Schlüssel zur Förderoptimierung nicht der 5%-Bonus selbst ist, sondern der strategische Rahmen, den der iSFP vorgibt? Dieser Rahmen ermöglicht es, Förderpotenziale zu verdoppeln, die richtige Maßnahmenreihenfolge festzulegen und so den Wert Ihrer Immobilie nachhaltig zu steigern, während Sie gleichzeitig Tausende von Euro mehr an Zuschüssen sichern, als Sie es ohne diesen Plan je könnten.
Dieser Artikel führt Sie durch die strategische Nutzung des iSFP. Wir zeigen Ihnen, warum der Bonus nur die Spitze des Eisbergs ist, wie Sie den richtigen Experten für die Erstellung finden, welche Reihenfolge bei den Maßnahmen entscheidend ist, um teure Fehler wie Schimmelbildung zu vermeiden, und wie Sie den gesamten Prozess von der Planung bis zum korrekten BAFA-Antrag fehlerfrei steuern. Ziel ist es, Sie in die Lage zu versetzen, nicht nur Förderungen zu beantragen, sondern Ihre Sanierung wie ein Profi zu orchestrieren.
Um die komplexen Zusammenhänge und die strategische Bedeutung des individuellen Sanierungsfahrplans vollständig zu erfassen, haben wir diesen Leitfaden strukturiert. Der folgende Überblick gibt Ihnen eine klare Vorstellung von den Themen, die wir behandeln werden, um Ihnen den Weg zu Ihrer maximalen Förderung zu ebnen.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Wegweiser zur maximalen iSFP-Förderung
- Warum der iSFP-Bonus von 5% oft Tausende Euro geschenktes Geld bedeutet?
- Wie finden Sie einen Energieberater, der den iSFP schnell und korrekt erstellt?
- Dach oder Fenster: Welche Maßnahme sollten Sie im Fahrplan zuerst angehen?
- Der Fehler, die Maßnahmenreihenfolge zu missachten und Schimmel zu riskieren
- Wie setzen Sie die Kosten für den Energieberater zu 50% von der Steuer ab?
- Warum ohne „EEE“ (Energie-Effizienz-Experte) beim BAFA gar nichts geht?
- Wie legen Sie eine Instandhaltungsrücklage nach der Petersschen Formel an?
- Wie stellen Sie den BAFA-Antrag richtig, bevor Sie den Handwerker beauftragen?
Warum der iSFP-Bonus von 5% oft Tausende Euro geschenktes Geld bedeutet?
Die Fokussierung auf den 5 %-Bonus ist verständlich, doch sie verdeckt den mit Abstand größten finanziellen Vorteil des individuellen Sanierungsfahrplans: die Verdopplung der förderfähigen Kosten. Ohne einen iSFP können Sie für Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle (wie Fenster, Dämmung, etc.) maximal 30.000 Euro an Kosten pro Wohneinheit und Kalenderjahr geltend machen. Bei einem Fördersatz von 15 % entspricht dies einem maximalen Zuschuss von 4.500 Euro. Sobald Ihre Sanierungskosten diese Grenze überschreiten, erhalten Sie keinen Cent mehr Förderung.
Hier entfaltet der iSFP seinen wahren finanziellen Hebel. Mit einem gültigen iSFP steigt die Obergrenze der förderfähigen Kosten auf 60.000 Euro pro Wohneinheit. Gleichzeitig erhöht sich der Fördersatz durch den Bonus auf 20 %. Dies führt zu einem maximal möglichen Zuschuss von 12.000 Euro. Der iSFP ermöglicht also nicht nur einen höheren Prozentsatz, sondern schaltet ein weitaus größeres Budget frei. Die anfänglichen Kosten für den Energieberater, die nach Abzug der BAFA-Förderung für die Beratung oft nur noch bei wenigen Hundert Euro liegen, amortisieren sich dadurch oft schon bei der ersten größeren Maßnahme.
Konkrete Berechnung: Von 30.000 auf 60.000 Euro förderfähige Kosten
Mit einem iSFP steigen die förderfähigen Kosten von 30.000 auf 60.000 Euro pro Wohneinheit. Bei einer umfassenden Fassadendämmung für 50.000 Euro würden Sie ohne iSFP nur 15 % auf 30.000 Euro erhalten (4.500 Euro). Mit iSFP erhalten Sie 20 % auf die vollen 50.000 Euro, also 10.000 Euro. Der Mehrerlös beträgt 5.500 Euro. Der Eigenanteil für den iSFP von oft unter 700 Euro ist damit mehr als achtfach wieder eingespielt.
Die folgende Tabelle verdeutlicht den massiven Unterschied für typische Sanierungsprojekte. Sie zeigt, dass der iSFP kein „Bonus“ ist, sondern eine strategische Notwendigkeit für jeden, der ernsthaft sanieren und dabei nicht auf Tausende Euro an staatlichen Zuschüssen verzichten will.
| Maßnahme | Ohne iSFP | Mit iSFP | Mehrförderung |
|---|---|---|---|
| Fenstertausch (20.000€) | 3.000€ (15%) | 4.000€ (20%) | +1.000€ |
| Fassadendämmung (40.000€) | 4.500€ (15% von max. 30.000€) | 8.000€ (20%) | +3.500€ |
| Komplettsanierung (60.000€) | 4.500€ (15% von max. 30.000€) | 12.000€ (20%) | +7.500€ |
Wie finden Sie einen Energieberater, der den iSFP schnell und korrekt erstellt?
Der Erfolg Ihrer förderoptimierten Sanierung steht und fällt mit der Qualität Ihres Energieberaters. Es geht nicht darum, irgendjemanden zu finden, sondern einen strategischen Partner, der das Maximum aus Ihrer Situation herausholt. Der erste und wichtigste Anlaufpunkt ist die offizielle Energieeffizienz-Expertenliste des Bundes. Nur dort gelistete Berater sind berechtigt, geförderte iSFPs zu erstellen und die notwendigen Anträge beim BAFA zu begleiten. Achten Sie darauf, dass der Experte für die Kategorie „Energieberatung für Wohngebäude (EBW)“ zugelassen ist.
Ein guter Energieberater ist mehr als nur ein Antragssteller. Er analysiert Ihr Gebäude ganzheitlich, arbeitet herstellerneutral und zeigt Ihnen einen bauphysikalisch sinnvollen Weg auf. Um die Spreu vom Weizen zu trennen, sollten Sie im Erstgespräch gezielte Fragen stellen. Fragen Sie nach der Erfahrung mit Ihrem Gebäudetyp, nach dem genauen Leistungsumfang (Übernimmt er die komplette Antragsstellung?) und ob er auch eine spätere Baubegleitung anbietet, die ebenfalls gefördert wird. Ein transparenter und erfahrener Experte wird Ihnen diese Fragen präzise beantworten können.
Hier sind fünf kritische Fragen, die Sie jedem potenziellen Energieberater stellen sollten, bevor Sie eine Entscheidung treffen:
- Sind Sie in der Energieeffizienz-Expertenliste des Bundes für „Energieberatung für Wohngebäude“ gelistet?
- Wie viele iSFPs haben Sie bereits für meinen Gebäudetyp erstellt?
- Arbeiten Sie herstellerneutral oder haben Sie Partnerschaften mit bestimmten Produktanbietern?
- Übernehmen Sie die komplette BAFA-Antragsstellung oder muss ich das selbst machen?
- Bieten Sie auch Baubegleitung für die spätere Umsetzung der Maßnahmen an?
Die reine Erstellung des iSFP und die Beantragung der Beratungsförderung gehen bei einem erfahrenen Experten oft zügig. Sobald der Experte den Verwendungsnachweis für die Beratung einreicht, beträgt laut BAFA die aktuelle Prüfdauer für Verwendungsnachweise oft nur wenige Wochen. Die eigentliche Herausforderung liegt in der strategischen Planung der Maßnahmen, was uns zum nächsten entscheidenden Punkt führt.
Ihr 5-Punkte-Plan: Den eigenen Sanierungsbedarf vor dem Expertengespräch auditieren
- Schwachstellen identifizieren: Listen Sie alle bekannten Probleme auf (z.B. zugige Fenster, kalte Wände, hohe Heizkosten, sichtbarer Schimmel).
- Dokumente sammeln: Suchen Sie Baupläne, frühere Handwerkerrechnungen und die letzten drei Jahresabrechnungen für Heizenergie zusammen.
- Ziele definieren: Was ist Ihr Hauptziel? Reine Kostensenkung, mehr Wohnkomfort, Wertsteigerung oder Klimaschutz?
- Budgetrahmen abstecken: Legen Sie eine grobe Vorstellung fest, wie viel Sie in den nächsten 5, 10 und 15 Jahren investieren können und wollen.
- Fragen formulieren: Notieren Sie alle konkreten Fragen, die Sie dem Energieberater stellen möchten, basierend auf den gesammelten Informationen.
Dach oder Fenster: Welche Maßnahme sollten Sie im Fahrplan zuerst angehen?
Eine der fundamentalsten Regeln der energetischen Sanierung lautet: „Hülle vor Anlage“. Das bedeutet, dass immer zuerst die Gebäudehülle (Dach, Fassade, Kellerdecke, Fenster) optimiert werden muss, bevor die Anlagentechnik (Heizung) erneuert wird. Der Grund ist einfach: Eine neue, hocheffiziente Heizung in einem schlecht gedämmten Haus ist wie der Versuch, ein Sieb mit Wasser zu füllen. Die teuer erzeugte Wärme entweicht sofort wieder. Die Heizung wäre zudem für den ungedämmten Zustand überdimensioniert und würde nach der Dämmung ineffizient takten.
Innerhalb der Gebäudehülle gibt es ebenfalls eine logische und bauphysikalisch zwingende Reihenfolge. Man arbeitet sich idealerweise von oben nach unten und von außen nach innen vor. Das oberste Ziel ist es, eine lückenlose, warme „Mütze“ für das Haus zu schaffen. Maßnahmen, die schnell umsetzbar sind und einen hohen Effekt haben, stehen am Anfang. Komplexe Maßnahmen, die von anderen abhängig sind, folgen später.

Diese strategische Reihenfolge stellt sicher, dass jede investierte Euro den maximalen Nutzen bringt und spätere Maßnahmen nicht durch frühere konterkariert werden. Ein typischer iSFP für ein deutsches Standard-Einfamilienhaus aus den 60er- bis 80er-Jahren folgt daher oft einem klaren Muster, das Effizienz und Wirtschaftlichkeit priorisiert.
Die ideale Maßnahmenreihenfolge im Rahmen eines iSFP sieht für ein typisches deutsches Bestandsgebäude oft wie folgt aus:
- Schritt 1: Oberste Geschossdecke dämmen – Relativ kostengünstig, schnell umsetzbar und verhindert, dass Wärme wie bei einem Kamin nach oben entweicht.
- Schritt 2: Kellerdecke dämmen – Verhindert kalte Füße im Erdgeschoss und ist ebenfalls eine einfache und effektive Dämmmaßnahme.
- Schritt 3: Fenster austauschen – Dies sollte idealerweise in engem Zusammenhang mit der Fassadendämmung geplant werden, um Wärmebrücken zu vermeiden.
- Schritt 4: Fassade dämmen – Dies ist die größte und teuerste Einzelmaßnahme an der Hülle, bringt aber auch die höchste Energieeinsparung.
- Schritt 5: Heizung erneuern – Erst wenn die Hülle optimiert und der Wärmebedarf drastisch gesenkt ist, wird die neue Heizung passend dimensioniert und installiert.
Der Fehler, die Maßnahmenreihenfolge zu missachten und Schimmel zu riskieren
Der häufigste und zugleich gefährlichste Fehler bei der Sanierung in Eigenregie ist der isolierte Austausch der Fenster ohne eine gleichzeitige oder kurz darauffolgende Dämmung der Fassade. Auf den ersten Blick erscheint der Fenstertausch als schnelle Lösung gegen Zugluft und Wärmeverlust. Doch bauphysikalisch kann dieser Eingriff eine Kette von negativen Konsequenzen auslösen, deren sichtbarstes Symptom die Bildung von Schimmel ist.
Das Problem liegt im sogenannten Taupunkt. In einem alten, unsanierten Haus sind die Fenster oft die kälteste Oberfläche im Raum. Die feuchte Raumluft kondensiert an den kalten Scheiben – man sieht das Wasser am Fenster „schwitzen“. Das ist zwar ein Zeichen für schlechte Fenster, aber der Schaden ist sichtbar und meist begrenzt. Tauscht man nun diese alten Fenster gegen moderne, hochdichte und dreifachverglaste Modelle aus, sind die Fenster plötzlich nicht mehr die kälteste Stelle. Die kälteste Oberfläche ist nun die ungedämmte Außenwand, insbesondere in den Ecken und hinter Möbeln. Die Feuchtigkeit aus der Raumluft kondensiert nun unsichtbar direkt an bzw. in der kalten Wand. Das Ergebnis: ein perfekter Nährboden für Schimmelpilze.
Sie tauschen also ein sichtbares Problem (nasse Fenster) gegen ein unsichtbares, aber weitaus gefährlicheres und gesundheitsschädlicheres Problem (Schimmel in der Wand). Ein professionell erstellter iSFP verhindert genau das. Der Energie-Effizienz-Experte plant den Fenstertausch immer im Kontext der gesamten Gebäudehülle. Er sorgt dafür, dass entweder die Fassadendämmung direkt mit erfolgt oder stellt durch ein detailliertes Lüftungskonzept sicher, dass die erhöhte Feuchtigkeit abgeführt wird, bis die Fassade saniert werden kann. Den iSFP zu ignorieren, bedeutet, dieses kritische bauphysikalische Wissen zu übergehen und bewusst das Risiko von teuren Bauschäden und Gesundheitsgefahren einzugehen.
Wie setzen Sie die Kosten für den Energieberater zu 50% von der Steuer ab?
Die Investition in einen Energie-Effizienz-Experten und einen iSFP wird mehrfach belohnt. Zuerst durch die BAFA-Förderung für die Energieberatung selbst, die bis zu 80 % der Kosten (maximal 1.300 Euro bei Ein- und Zweifamilienhäusern) abdeckt. Doch was viele nicht wissen: Den verbleibenden Eigenanteil können Sie ebenfalls geltend machen. Die Kosten für die Energieberatung gelten als haushaltsnahe Dienstleistung bzw. Handwerkerleistung und können steuerlich abgesetzt werden.
Konkret können Sie 20 % der Arbeitskosten von der Steuer absetzen, was bei einer reinen Dienstleistung wie der Energieberatung dem Großteil der Rechnung entspricht. Der Staat hat hier jedoch für energetische Beratungsleistungen eine noch bessere Regelung geschaffen. Nach § 35c EStG können Kosten für Energieberater, die einen iSFP ausstellen, sogar zu 50 % als Steuerermäßigung geltend gemacht werden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Sie nicht gleichzeitig die BEG-Förderung (Bundesförderung für effiziente Gebäude) für die Maßnahme selbst und die steuerliche Förderung nach § 35c EStG für dieselbe Maßnahme in Anspruch nehmen können. Die Beratung und die spätere Umsetzung sind hier getrennt zu betrachten.
Um die Kosten für den Energieberater von der Steuer abzusetzen, müssen einige formale Kriterien unbedingt erfüllt sein. Die Zahlung muss per Überweisung erfolgen, da Barzahlungen vom Finanzamt grundsätzlich nicht anerkannt werden. Zudem muss die Rechnung des Energieberaters die Lohn- bzw. Arbeitskosten separat und klar ausweisen. Diese Rechnung fügen Sie dann Ihrer Steuererklärung bei und tragen den Betrag in der Anlage „Haushaltsnahe Aufwendungen“ ein.
Hier ist eine kurze Anleitung, um die steuerliche Absetzung sicherzustellen:
- 50% der Energieberatungskosten sind über § 35c EStG steuerlich absetzbar.
- Tragen Sie den Eigenanteil nach Abzug der BAFA-Förderung in die entsprechende Anlage Ihrer Steuererklärung ein (z.B. „Haushaltsnahe Aufwendungen“ oder über die Regelung des § 35c EStG).
- Wichtig: Die Rechnung des Beraters muss die Lohn-/Arbeitskosten explizit ausweisen.
- Die Zahlung muss zwingend per Überweisung erfolgen. Bewahren Sie den Kontoauszug als Nachweis auf.
- Prüfen Sie die Alternativen: Eine Kombination der direkten BEG-Zuschüsse für die Maßnahmen mit der steuerlichen Förderung für dieselben Handwerkerleistungen ist ausgeschlossen. Die Beratung ist jedoch ein separater Posten.
Warum ohne „EEE“ (Energie-Effizienz-Experte) beim BAFA gar nichts geht?
In der Welt der BAFA-Förderungen ist der Energie-Effizienz-Experte (EEE) nicht nur eine Empfehlung, sondern der unumgängliche Gatekeeper. Ohne die Mitwirkung eines offiziell gelisteten EEE ist der Zugang zu den attraktivsten Fördertöpfen, insbesondere dem iSFP-Bonus und den damit verbundenen höheren Fördersummen, schlichtweg versperrt. Der Staat hat diese Hürde bewusst eingebaut, um die Qualität der Sanierungsmaßnahmen sicherzustellen und Fehlinvestitionen von Steuergeldern zu vermeiden. Der EEE agiert als eine Art Treuhänder, der gegenüber dem BAFA für die fachliche Korrektheit und Förderfähigkeit der geplanten Maßnahmen bürgt.
Seit Anfang 2024 sind die Regeln nochmals verschärft worden. Eine entscheidende Vorschrift besagt, dass ab dem 1. Januar 2024 alle Energieberater in der Expertenliste unter www.energie-effizienz-experten.de in der Kategorie ‚Energieberatung für Wohngebäude‘ gelistet sein müssen, um iSFPs zu erstellen, die den Bonus auslösen. Diese Zertifizierung ist der digitale Schlüssel zur Förderwelt. Bei der Antragstellung generiert der EEE eine „Technische Projektbeschreibung“ (TPB) mit einer eindeutigen TPB-ID. Diese ID müssen Sie in Ihrem BAFA-Antrag angeben. Ohne diese ID kann der Antrag gar nicht erst abgeschickt werden. Der EEE ist also integraler Bestandteil des digitalen Antragsprozesses.

Diese strikte Regelung schützt Sie als Bauherren. Sie garantiert, dass die Beratung auf dem neuesten Stand der Technik und der Förderrichtlinien basiert. Ein zertifizierter Experte kennt die Fallstricke, die zur Ablehnung eines Antrags führen können, und navigiert Sie sicher durch den Bürokratie-Dschungel. Die Investition in einen EEE ist somit keine lästige Pflicht, sondern eine Absicherung Ihrer gesamten Sanierungsinvestition und Ihrer Förderansprüche. Wer versucht, dieses System zu umgehen, wird unweigerlich an der digitalen Antragsschranke des BAFA scheitern.
Wie legen Sie eine Instandhaltungsrücklage nach der Petersschen Formel an?
Eine vorausschauende Sanierungsplanung endet nicht mit der Umsetzung der ersten Maßnahme. Sie erfordert auch eine solide finanzielle Vorsorge für zukünftige Instandhaltungen. Eine klassische Methode zur Schätzung der notwendigen Rücklagen ist die Peterssche Formel. Sie ist eine einfache Faustregel aus der Immobilienwirtschaft, um den jährlichen Bedarf an Instandhaltungskosten zu kalkulieren. Die Formel besagt, dass man die reinen Herstellungskosten des Gebäudes (ohne Grundstück) mit dem Faktor 1,5 multipliziert und das Ergebnis durch 80 teilt. Das Resultat ist die empfohlene jährliche Rücklage.
Obwohl diese Formel einen guten ersten Anhaltspunkt bietet, hat sie einen entscheidenden Nachteil: Sie ist unspezifisch und berücksichtigt nicht den individuellen Zustand oder den bereits erreichten Sanierungsstand eines Gebäudes. Sie behandelt ein frisch saniertes Haus genauso wie ein unsaniertes Gebäude gleichen Alters und Bautyps. Hier kommt erneut der iSFP ins Spiel und zeigt seinen Wert als überlegenes Planungsinstrument. Der iSFP liefert eine konkrete, auf Ihr Gebäude zugeschnittene Kostenprognose für die empfohlenen Maßnahmenpakete über einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren.
Die strategisch kluge Herangehensweise ist daher eine Kombination beider Methoden. Nutzen Sie die Peterssche Formel zur Bildung einer soliden Grundrücklage für unvorhergesehene Reparaturen. Parallel dazu nutzen Sie die detaillierten Kostenschätzungen aus dem iSFP, um gezielt für die nächsten großen Sanierungsschritte zu sparen. Diese iSFP-basierte Rücklagen-Architektur ist weitaus präziser. Sie wissen genau, welche Summe Sie für die Fassadendämmung in fünf Jahren oder den Heizungstausch in zehn Jahren benötigen werden. Der iSFP gibt Ihnen zudem die Sicherheit, dass Sie für diese Maßnahmen auch in Zukunft den Förderbonus erhalten, denn 15 Jahre nach Erstellung des iSFP haben Eigentümer Zeit, die empfohlenen Maßnahmen mit Förderbonus umzusetzen.
Die folgende Tabelle stellt die beiden Planungsansätze gegenüber und zeigt, warum eine Kombination die optimale Strategie für eine langfristig sichere Finanzplanung darstellt.
| Planungsmethode | Berechnung | Vorteile | Nachteile |
|---|---|---|---|
| Peterssche Formel | Herstellungskosten × Faktor ÷ 80 | Einfache Schätzung, bewährt | Ungenau, nicht individuell |
| iSFP-basiert | Konkrete Maßnahmenkosten über 15 Jahre | Präzise, maßnahmenspezifisch | Erfordert professionelle Beratung |
| Kombination | Grundrücklage + iSFP-Zusatzsparen | Optimal abgestimmt | Höherer Planungsaufwand |
Das Wichtigste in Kürze
- Der iSFP ist ein strategischer Hebel, der die förderfähigen Kosten von 30.000 € auf 60.000 € verdoppelt – weit wichtiger als der 5%-Bonus.
- Die Sanierungsreihenfolge „Hülle vor Anlage“ (Dämmung vor Heizung) ist bauphysikalisch zwingend, um Schimmel und Bauschäden zu vermeiden.
- Der BAFA-Antrag muss immer vor der Auftragsvergabe an den Handwerker gestellt werden, basierend auf einem noch nicht unterschriebenen Angebot.
Wie stellen Sie den BAFA-Antrag richtig, bevor Sie den Handwerker beauftragen?
Der letzte Schritt, der BAFA-Antrag, ist der formal entscheidende Moment, an dem die häufigsten und teuersten Fehler passieren. Die oberste und unumstößliche Regel lautet: Niemals einen Handwerker beauftragen, bevor Sie die offizielle Eingangsbestätigung Ihres BAFA-Antrags per E-Mail erhalten haben! Eine mündliche Zusage, eine Unterschrift unter einem Angebot oder der Beginn der Arbeiten vor diesem Zeitpunkt führen unweigerlich und ohne Ausnahme zur Ablehnung der gesamten Förderung. Das BAFA betrachtet dies als „vorzeitigen Maßnahmenbeginn“.
Der korrekte Prozess ist streng chronologisch. Zuerst benötigen Sie den fertigen iSFP von Ihrem Energie-Effizienz-Experten. Mit diesem Plan holen Sie ein verbindliches Angebot von einem Fachhandwerker für die geplante Maßnahme ein. Dieses Angebot darf nicht unterschrieben werden. Ihr EEE erstellt dann die bereits erwähnte Technische Projektbeschreibung (TPB) und übermittelt Ihnen die TPB-ID. Mit dieser ID und den Daten aus dem Angebot füllen Sie den Online-Antrag auf der BAFA-Website aus. Erst nachdem Sie die automatische Eingangsbestätigung per E-Mail bekommen haben, dürfen Sie den Handwerker offiziell beauftragen und den Vertrag unterschreiben.
Diese Vorgehensweise wird auch von führenden Herstellern und Experten der Branche betont. Wie Vaillant Deutschland in seinem Ratgeber klarstellt:
Der iSFP muss von einem anerkannten Energie-Effizienzexperten vor Beginn der Sanierungsmaßnahmen erstellt werden. Der Energieeffizienz-Experte muss für die Erstellung des iSFP beim BAFA eine Förderung beantragen und so den Plan dort registrieren lassen.
– Vaillant Deutschland, Vaillant Förderratgeber 2024
Um diesen kritischen Prozess fehlerfrei zu durchlaufen, dient die folgende Checkliste als unentbehrlicher Leitfaden. Arbeiten Sie diese Punkte exakt in der angegebenen Reihenfolge ab, um Ihre Förderung nicht in letzter Sekunde zu gefährden.
Ihre ultimative BAFA-Antrags-Checkliste
- ☐ iSFP liegt vor und die geplante Maßnahme ist darin als Empfehlung enthalten.
- ☐ TPB-ID wurde vom Energieberater bereitgestellt.
- ☐ Verbindliches Angebot vom ausführenden Handwerksbetrieb liegt vor (wichtig: noch NICHT unterschrieben!).
- ☐ Ein Energieeffizienz-Experte für die fachliche Planung und Baubegleitung ist beauftragt.
- ☐ Der BAFA-Förderantrag wurde online über das Portal gestellt.
- ☐ Eingangsbestätigung des Antrags per E-Mail vom BAFA ist eingegangen → Erst JETZT dürfen Sie den Handwerker beauftragen!
Indem Sie den individuellen Sanierungsfahrplan nicht als bürokratische Hürde, sondern als Ihr mächtigstes strategisches Instrument begreifen, verwandeln Sie eine kostspielige Notwendigkeit in eine hochrentable Investition. Der Weg zur maximalen Förderung ist kein Geheimnis, sondern das Ergebnis einer professionellen Planung und der Einhaltung klarer Regeln. Beginnen Sie jetzt mit dem ersten Schritt: der Suche nach einem qualifizierten Energie-Effizienz-Experten, um das volle Potenzial Ihrer Immobilie zu erschließen.