
Die Kontrolle der Dachgeschoss-Temperatur ist keine Frage von Ventilatoren, sondern eine Funktion der präzisen Reduktion des solaren Wärmeeintrags durch bauphysikalisch fundierte Maßnahmen.
- Der Schlüssel ist eine hohe Phasenverschiebung der Dämmung, die das Eindringen der Mittagshitze bis in die kühlen Nachtstunden verzögert.
- Außenliegender Sonnenschutz ist bis zu dreimal effektiver als innenliegende Lösungen, da er die Wärme stoppt, bevor sie das Glas durchdringt.
Empfehlung: Priorisieren Sie die Investition in eine Dämmung mit hoher thermischer Masse (z.B. Holzfaser) und außenliegende, automatisierte Rollläden. Dies ist die wirtschaftlich und physikalisch sinnvollste Strategie.
Die jährliche Hitzewelle verwandelt unzählige Dachgeschosse in Deutschland in unbewohnbare Saunen. Die gängigen Reaktionen sind oft von einer gewissen Verzweiflung geprägt: Ventilatoren laufen auf Hochtouren, nasse Tücher werden aufgehängt und die Nächte in der Hoffnung auf eine kühle Brise durchwacht. Diese Methoden bekämpfen jedoch lediglich die Symptome, nicht die Ursache des Problems – den unkontrollierten Wärmeeintrag in die Gebäudehülle.
Als Klima-Ingenieur betrachte ich dieses Problem nicht als schicksalhaftes Sommerleiden, sondern als eine lösbare bauphysikalische Herausforderung. Der entscheidende Fehler in der gängigen Betrachtung ist die Fokussierung auf die Kühlung des bereits überhitzten Innenraums. Der weitaus effektivere und ökonomischere Ansatz liegt in der präventiven Blockade der Wärmeenergie, bevor sie die thermische Hülle des Gebäudes überhaupt durchdringen kann. Es geht nicht um „Tricks“, sondern um die gezielte Anwendung von Thermodynamik und Materialwissenschaft.
Dieser Artikel bricht daher mit den oberflächlichen Ratschlägen. Stattdessen analysieren wir die systemischen Ursachen der Überhitzung und leiten daraus eine Hierarchie der wirksamsten Gegenmaßnahmen ab. Wir werden die physikalischen Prinzipien der Phasenverschiebung in Dämmstoffen quantifizieren, die Effizienz verschiedener Beschattungssysteme berechnen und eine präzise, datengestützte Lüftungsstrategie formulieren. Das Ziel ist nicht, die Hitze erträglicher zu machen, sondern sie gar nicht erst in den Wohnraum zu lassen.
Die folgende Analyse führt Sie durch die entscheidenden Komponenten einer robusten Hitzeschutzstrategie. Jeder Abschnitt baut auf dem vorherigen auf, um ein vollständiges, integriertes System zu schaffen, das Ihr Dachgeschoss auch im Hochsommer zu einem komfortablen Lebensraum macht.
Inhaltsverzeichnis: Die bauphysikalische Strategie gegen Überhitzung im Dachgeschoss
- Warum Holzfaser-Dämmung die Hitze 10 Stunden länger draußen hält als Mineralwolle?
- Wie bringen Sie Außenrollläden an Dachfenstern an, ohne die Dichtigkeit zu verletzen?
- Rollladen oder Raffstore: Was lässt Licht rein, aber Hitze draußen?
- Der Irrglaube, dass Innen-Jalousien die Hitze effektiv stoppen
- Wann ist der exakte Zeitpunkt zum Lüften im Sommer, um den Kamineffekt zu nutzen?
- Warum automatische Rollläden im Sommer die Klimaanlage ersetzen?
- Wie verbessert die Kombi aus Holz und Lehm das Raumklima im Sommer um 3 Grad?
- Wie spart Ihr Haus Heizkosten, wenn Sie gar nicht zuhause sind?
Warum Holzfaser-Dämmung die Hitze 10 Stunden länger draußen hält als Mineralwolle?
Der Kampf gegen die Sommerhitze beginnt nicht am Fenster, sondern in der Struktur des Daches selbst. Ein zentraler, aber oft übersehener Parameter ist die Phasenverschiebung (Φ). Dieser Wert beschreibt die Zeit in Stunden, die eine Temperaturwelle benötigt, um von der Außenseite eines Bauteils zur Innenseite zu gelangen. Eine hohe Phasenverschiebung ist für den sommerlichen Hitzeschutz entscheidender als der reine U-Wert, der primär den Wärmeverlust im Winter beschreibt. Das Ziel ist, die Mittagshitze so lange zu verzögern, bis sie den Innenraum erst in den kühlen Abend- oder Nachtstunden erreicht, wo sie dann einfach weggelüftet werden kann.
Hier zeigen sich massive Unterschiede zwischen den Dämmstoffen. Materialien mit hoher Rohdichte und hoher spezifischer Wärmekapazität, wie Holzfaser, weisen eine exzellente Phasenverschiebung auf. Eine typische Holzfaserdämmung erreicht Werte von 10 bis 12 Stunden, in manchen Aufbauten sogar mehr. Im direkten Vergleich dazu liegt die Phasenverschiebung von leichten, mineralischen Dämmstoffen wie Mineral- oder Glaswolle oft nur bei 4 bis 7 Stunden. Die Mittagshitze von 14 Uhr durchdringt eine Mineralwolldämmung also bereits am frühen Abend gegen 20 Uhr, wenn die Außentemperaturen oft noch hoch sind und effektives Lüften unmöglich ist. Bei einer Holzfaserdämmung kommt dieselbe Hitzespitze erst gegen 2 Uhr nachts an – ein Zeitpunkt, an dem die Fenster längst offenstehen.
Die Zahlen belegen dies eindrücklich: Laut Berechnungen des Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) kann die Phasenverschiebung bei einer 240 mm dicken Holzfaserdämmung bis zu 15,9 Stunden betragen, während sie bei einer vergleichbaren Mineralwolldämmung bei nur 6,9 Stunden liegt. Ergänzend dazu wirkt die sogenannte Temperaturamplitudendämpfung. Bei einem Dachaufbau mit Holzfaserdämmung dringen oft nur 2-4 % der äußeren Temperaturspitze nach innen, bei Mineralwolle können es bis zu 10 % sein. Die Wahl des Dämmstoffs ist also keine Detailfrage, sondern die fundamentale Weichenstellung für einen kühlen Sommer.
Wie bringen Sie Außenrollläden an Dachfenstern an, ohne die Dichtigkeit zu verletzen?
Nach der Optimierung der Dämmung ist die Kontrolle des solaren Eintrags durch die Fensterflächen die zweitwichtigste Maßnahme. Dachfenster sind hierbei die kritischste Schwachstelle. Die Montage von außenliegendem Sonnenschutz stellt viele Eigentümer jedoch vor eine Herausforderung: die Angst, die empfindliche Dachhaut zu durchdringen und Undichtigkeiten zu verursachen. Diese Sorge ist berechtigt, aber durch moderne Montagesysteme unbegründet.
Führende Hersteller wie Velux oder Roto haben durchdringungsfreie Montagesysteme entwickelt, die speziell für diesen Zweck konzipiert sind. Die Installation erfolgt in der Regel komplett von innen durch das geöffnete Fenster. Dabei werden keine Schrauben durch die Dacheindeckung oder die Dichtungsbahnen getrieben. Stattdessen nutzen die Systeme präzise gefertigte Halterungen, die am Blendrahmen des Fensters selbst verankert werden. Die Führungsschienen und der Rollladenkasten sitzen somit fest und sicher, ohne die Integrität der wasserführenden Ebenen zu kompromittieren.

Diese Technik stellt sicher, dass die Gewährleistung des Dachdeckers oder Fensterbauers unberührt bleibt. Für Mieter gibt es zudem Lösungen mit speziellen Klemmhalterungen, die eine Montage gänzlich ohne Bohren ermöglichen. Bevor Sie eine solche Maßnahme planen, ist es jedoch unerlässlich, die lokale Bauordnung sowie die Teilungserklärung Ihrer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) zu prüfen, da es Vorschriften zur äußeren Erscheinung des Gebäudes geben kann.
Checkliste: Fachgerechte Installation von Außenrollläden
- Rechtliche Prüfung: Konsultieren Sie den lokalen Bebauungsplan und die Teilungserklärung der WEG bezüglich äußerer Veränderungen am Gebäude.
- Systemauswahl: Wählen Sie ein explizit als durchdringungsfrei deklariertes Montagesystem, das mit Ihrem Fenstertyp kompatibel ist (z.B. von Velux, Roto).
- Montage von innen: Stellen Sie sicher, dass der gesamte Installationsprozess vom Innenraum aus erfolgen kann, ohne die Dachhaut öffnen oder betreten zu müssen.
- Befestigung prüfen: Vergewissern Sie sich, dass die Befestigung ausschließlich am Fensterrahmen und nicht an der Dacheindeckung erfolgt. Für Mieter: Prüfen Sie die Verfügbarkeit von Klemm- oder Klebesystemen.
- Integration planen: Erwägen Sie von Beginn an die Integration in ein Smart-Home-System (z.B. solarbetrieben mit Funksteuerung), um die Effektivität durch Automatisierung zu maximieren.
Rollladen oder Raffstore: Was lässt Licht rein, aber Hitze draußen?
Die Entscheidung für einen außenliegenden Sonnenschutz führt zur nächsten technischen Frage: Rollladen oder Raffstore (Außenjalousie)? Beide Systeme sind hochwirksam in der Hitzereduktion, bieten aber unterschiedliche Funktionalitäten, insbesondere in Bezug auf die Tageslichtsteuerung. Eine datenbasierte Abwägung ist hier essenziell. Der klassische Rollladen bietet mit einer Hitzereduktion von bis zu 95 % den maximalen Schutz. Sein Nachteil ist die binäre Funktionsweise: Er ist entweder offen oder geschlossen. Im geschlossenen Zustand führt dies zu einer vollständigen Abdunkelung des Raumes.
Der Raffstore ist flexibler. Mit seinen verstellbaren Lamellen ermöglicht er eine präzise Steuerung des Lichteinfalls. Man kann den Raum vor direkter Sonneneinstrahlung schützen und dennoch diffuses Tageslicht nutzen, was die Lebensqualität tagsüber deutlich erhöht. Diese Flexibilität geht mit einer leicht geringeren, aber immer noch exzellenten Hitzereduktion von bis zu 90 % einher. Ein wichtiger Faktor für Eigentümer in Deutschland ist die Förderfähigkeit. Wie das BAFA bestätigt, sind beide Systeme als Effizienzmaßnahmen förderfähig.
Sonnenschutzmaßnahmen wie Rollläden, Raffstoren und Textilscreens werden durch das BAFA mit einem Zuschuss von 15 Prozent gefördert. Mit individuellem Sanierungsfahrplan sind sogar 20 Prozent möglich.
– ROMA Fördermittelhelfer, BAFA Bundesförderung für effiziente Gebäude 2024
Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Parameter für eine rationale Entscheidung zusammen, basierend auf einer aktuellen Analyse der System- und Förderdaten.
| Eigenschaft | Rollladen | Raffstore |
|---|---|---|
| Hitzereduktion | bis 95% | bis 90% |
| Tageslicht | Vollständige Abdunkelung | Regulierbar, diffuses Licht möglich |
| BAFA-Förderung | 15-20% der Kosten | 15-20% der Kosten |
| Installationskosten | 800-1500€ pro Fenster | 600-1200€ pro Fenster |
| Temperaturreduktion | bis 5°C | bis 3-4°C |
Der Irrglaube, dass Innen-Jalousien die Hitze effektiv stoppen
Einer der hartnäckigsten und physikalisch am leichtesten zu widerlegenden Irrtümer im Bereich des Hitzeschutzes ist der Glaube an die Wirksamkeit von innenliegenden Jalousien, Plissees oder Vorhängen. Obwohl sie als Sichtschutz und zur Abdunkelung dienen, ist ihre Fähigkeit, den Wärmeeintrag zu reduzieren, minimal. Der grundlegende physikalische Fehler liegt in ihrer Position: hinter dem Glas.
Die solare Strahlung, insbesondere die kurzwellige Infrarotstrahlung, durchdringt das Fensterglas nahezu ungehindert. Sie trifft erst dann auf die Innenjalousie. Dort wird die Strahlungsenergie in Wärme umgewandelt. Die Jalousie selbst heizt sich stark auf und gibt diese Wärme dann als langwellige Infrarotstrahlung an die Raumluft und die umgebenden Oberflächen ab. Der Effekt ist vergleichbar mit einem Heizkörper, der hinter dem Fenster montiert ist. Die Wärme ist bereits im Raum gefangen. Ein außenliegender Sonnenschutz hingegen blockiert die Sonnenenergie, bevor sie das Glas erreicht und sich in Wärme umwandeln kann.
Die Messungen sind eindeutig und vernichtend für den Innensonnenschutz. Eine oft zitierte Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) hat ergeben, dass außenliegender Sonnenschutz den Wärmeeintrag um bis zu 75 % reduziert, während innenliegende Systeme lediglich eine Reduktion von etwa 25 % erreichen. Die gefühlte Wirkung ist oft noch geringer, da die aufgeheizte Oberfläche der Innenjalousie direkt in den Raum strahlt und das Unbehagen erhöht.
Zwar sind spezielle Thermorollos mit reflektierender Außenbeschichtung oder Hitzeschutzfolien für Mieter eine bessere Alternative als gar kein Schutz, sie erreichen aber bei weitem nicht die Performance einer außenliegenden Lösung. Die Investition in teure Innenjalousien mit dem primären Ziel des Hitzeschutzes ist aus ingenieurtechnischer Sicht eine Fehlinvestition. Ihre Funktion ist ästhetisch und dient dem Sichtschutz, nicht der thermischen Kontrolle.
Wann ist der exakte Zeitpunkt zum Lüften im Sommer, um den Kamineffekt zu nutzen?
Nachdem der Wärmeeintrag durch Dämmung und Beschattung minimiert wurde, ist die Lüftungsstrategie die dritte Säule eines kühlen Dachgeschosses. Das Credo „nachts lüften“ ist zwar korrekt, aber zu unspezifisch. Für eine maximale Effizienz ist ein präzises, datengesteuertes Vorgehen erforderlich, das den sogenannten Kamineffekt (oder auch Kühleffekt) nutzt. Dieser physikalische Effekt beschreibt das Aufsteigen warmer Luft und das Nachströmen kühlerer, dichterer Luft von unten.
Die goldene Regel lautet: Fenster werden nur dann geöffnet, wenn die Außentemperatur nachweislich unter der Innentemperatur liegt. Dies ist in der Regel in zwei Zeitfenstern der Fall: in den frühen Morgenstunden (ca. 5 bis 9 Uhr) und spät am Abend (ca. 21 bis 24 Uhr). Um den Kamineffekt optimal zu nutzen, wird eine Querlüftung erzeugt: Die hoch gelegenen Dachfenster (idealerweise auf der kühleren Schattenseite des Hauses) werden geöffnet, um der warmen, aufgestiegenen Luft einen Austrittspunkt zu geben. Gleichzeitig werden möglichst tief liegende Fenster oder Türen in der Wohnung oder im Treppenhaus geöffnet. Dadurch wird ein Sog erzeugt, der die kühle Außenluft ansaugt und die verbrauchte, warme Innenluft nach oben aus dem Gebäude drückt.

Für eine präzise Steuerung dieses Prozesses sind digitale Thermometer (innen und außen) unerlässlich. Wetter-Apps wie die des Deutschen Wetterdienstes (DWD) helfen dabei, den nächtlichen Temperaturverlauf exakt vorherzusagen. Ein Durchzug von mindestens 15 bis 20 Minuten ist notwendig, um einen vollständigen Austausch des Luftvolumens zu gewährleisten. Kurzes Kipplüften ist ineffektiv. Es geht um einen intensiven, aber kurzen „Spülvorgang“, um die in den Wänden und Möbeln gespeicherte Wärme abzuführen und den Raum mit kühler Nachtluft „aufzuladen“.
Warum automatische Rollläden im Sommer die Klimaanlage ersetzen?
Die effektivsten Systeme sind jene, die autonom und präventiv agieren. Ein automatisierter Außenrollladen ist nicht nur komfortabel, sondern aus energetischer Sicht eine direkte Alternative zu einer stromfressenden Klimaanlage. Die Logik ist einfach: Eine Klimaanlage bekämpft die bereits eingedrungene Wärmeenergie mit hohem elektrischem Aufwand. Ein automatischer Rollladen verhindert das Eindringen dieser Energie von vornherein – mit minimalem Energieeinsatz.
Die Kostenrechnung ist eindeutig. Eine typische mobile Klimaanlage mit einer Kühlleistung von 1 kW verbraucht pro Stunde 1 kWh. Bei aktuellen deutschen Strompreisen von rund 40 Cent/kWh summieren sich die Kosten für einen achtstündigen Betrieb auf etwa 3,20 €. Über eine Hitzewelle von 30 Tagen entstehen so Betriebskosten von fast 100 €. Im Gegensatz dazu arbeitet ein solarbetriebener Rollladenmotor energieautark. Ein 230V-Motor verbraucht nur für wenige Sekunden pro Tag Strom, die Kosten sind vernachlässigbar.
Analyse: Smart-Home-Steuerung für sommerlichen Hitzeschutz
Automatisierte Rollladensysteme, die über Sensoren (Sonneneinstrahlung, Temperatur) und eine Zeitsteuerung (z. B. via KNX oder Homematic IP) gesteuert werden, können die Raumtemperatur an heißen Tagen nachweislich um bis zu 5°C senken. Sie schließen präventiv bei starker Sonneneinstrahlung und öffnen automatisch in den kühlen Morgen- und Abendstunden zur Unterstützung der Lüftung. Die Investition in solche Systeme wird von der BAFA attraktiv gefördert: Sowohl die Rollläden selbst als auch die zugehörige Smart-Home-Steuerung sind mit 15-20 % der Investitionskosten zuschussfähig. Bei einer beispielhaften Investition von 5.000 € für ein komplettes System an mehreren Fenstern kann der Zuschuss bis zu 1.000 € betragen.
Die Amortisationsrechnung zeigt, dass die Investition in automatisierten Sonnenschutz, gefördert durch die BAFA, sich oft schon nach wenigen Jahren allein durch die eingesparten Stromkosten für eine Klimaanlage rechnet. Zudem entfällt der Lärm einer Klimaanlage, und es wird ein Beitrag zum Klimaschutz durch die massive Reduktion des Stromverbrauchs geleistet. Die Automatisierung ist hier kein Luxus, sondern der Schlüssel zur maximalen Effizienz des Systems.
Wie verbessert die Kombi aus Holz und Lehm das Raumklima im Sommer um 3 Grad?
Neben der reinen Temperatur spielt die Luftfeuchtigkeit eine entscheidende Rolle für das thermische Behaglichkeitsempfinden. Eine hohe Luftfeuchtigkeit bei hohen Temperaturen wird als schwül und drückend empfunden. Hier kommen hygroskopische, also feuchteregulierende, Baustoffe wie Lehm ins Spiel. Die Kombination einer Holzfaserdämmung mit einer raumseitigen Beplankung oder einem Putz aus Lehm schafft ein System, das nicht nur die Temperatur, sondern auch die Feuchtigkeit intelligent puffert.
Lehmputz oder Lehmbauplatten haben die Fähigkeit, überschüssige Luftfeuchtigkeit aus der Raumluft aufzunehmen und bei trockenerer Luft wieder abzugeben. Dies stabilisiert die relative Luftfeuchtigkeit in einem für den Menschen angenehmen Bereich von 40-60 %. Im Sommer führt dies zu einem spürbaren Kühleffekt. Wenn die Luftfeuchtigkeit sinkt, gibt der Lehm die gespeicherte Feuchtigkeit ab. Der dafür notwendige physikalische Prozess, die Verdunstung, entzieht der Umgebung Wärme. Es entsteht eine passive „Verdunstungskühlung“, die die gefühlte Raumtemperatur signifikant senken kann.
Lehm kann bis zu 20 % seines Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben, was durch Verdunstungskühlung die gefühlte Temperatur um 2-3 Grad senkt.
– Dachverband Lehm e.V., Studie zur Feuchtepufferung von Lehmbaustoffen
Zusätzlich erhöht der massive Lehmputz die thermische Speichermasse an der Rauminnenseite. Er kann tagsüber kurzfristige Wärmespitzen (z. B. durch Sonneneinstrahlung bei vergessenem Rollladen) aufnehmen, ohne dass die Raumtemperatur sofort ansteigt. Diese gespeicherte Wärme wird dann zeitverzögert in den kühleren Nachtstunden wieder abgegeben und kann weggelüftet werden.
Ein Hausbesitzer aus München berichtet: „Nach der Sanierung des Dachgeschosses mit 20 cm Holzfaserdämmung und einer raumseitigen Verkleidung mit 3 cm Lehmputz auf Holzfaserplatten blieb die Temperatur selbst bei 35°C Außentemperatur konstant unter 26°C. Die Luft fühlt sich einfach frischer und weniger drückend an.“
– Hausbesitzer, via hausbautipps24.de
Das Wichtigste in Kürze
- Priorität 1: Phasenverschiebung. Eine Dämmung mit hoher thermischer Masse (Holzfaser) ist die Grundlage und verzögert das Eindringen der Hitze um entscheidende Stunden.
- Priorität 2: Außenbeschattung. Außenrollläden oder -raffstores sind bis zu 3x wirksamer als jede Innenlösung, da sie die Wärme vor dem Glas stoppen.
- Priorität 3: Automatisierung & Lüftung. Eine intelligente Steuerung des Sonnenschutzes und eine disziplinierte Querlüftung während der kühlen Nachtstunden maximieren die Effizienz des Gesamtsystems.
Wie spart Ihr Haus Heizkosten, wenn Sie gar nicht zuhause sind?
Eine der elegantesten Eigenschaften eines durchdachten, systemischen Hitzeschutzes ist seine Ganzjahreswirksamkeit. Die gleichen physikalischen Prinzipien und Bauteile, die im Sommer die Hitze draußen halten, sorgen im Winter dafür, dass die teuer erzeugte Heizwärme drinnen bleibt. Eine Investition in den sommerlichen Wärmeschutz ist somit immer auch eine direkte Investition in die Reduktion der Heizkosten im Winter.
Die Holzfaserdämmung, die im Sommer durch ihre hohe Phasenverschiebung punktet, ist im Winter eine exzellente Wärmedämmung mit einem niedrigen U-Wert, die den Wärmeverlust durch das Dach massiv reduziert. Die Außenrollläden, die im Sommer die Sonne blockieren, schaffen im Winter bei Nacht eine zusätzliche, stehende Luftschicht vor dem Fenster. Dieses Luftpolster wirkt wie eine weitere Dämmschicht. Laut dem deutschen Institut für Wohnen und Umwelt (IWU) können geschlossene Rollläden die Wärmeverluste am Fenster um bis zu 25 % reduzieren. Dies ist besonders effektiv, wenn Sie tagsüber nicht zu Hause sind oder nachts, wenn die Außentemperaturen am niedrigsten sind.
Die automatisierte Steuerung spielt auch hier ihre Stärken aus. Im Winter kann das System so programmiert werden, dass es die Rollläden tagsüber öffnet, um passive solare Gewinne durch die tiefstehende Wintersonne zu nutzen (kostenlose Heizenergie), und sie bei Einbruch der Dunkelheit automatisch schließt, um die gespeicherte Wärme im Haus zu halten. Eine Sanierung, die primär auf den Sommerkomfort abzielt, führt somit zu einer signifikanten und messbaren Senkung der Energiekosten über das gesamte Jahr. Eine Holzfaserdämmung mit 20 cm Stärke kann im Winter durchschnittlich 30 % der Heizkosten einsparen, was bei einem typischen Einfamilienhaus eine Jahresersparnis von 800 bis 1.200 € bei aktuellen Energiepreisen bedeuten kann.
Die Analyse zeigt, dass ein kühles Dachgeschoss keine Magie ist, sondern das Ergebnis einer konsequenten Anwendung bauphysikalischer Prinzipien. Beginnen Sie mit der Analyse der größten Schwachstelle Ihres Gebäudes – sei es die Dämmung oder die Fensterflächen – und implementieren Sie die hier vorgestellten, systemischen Lösungen. So sichern Sie nicht nur Ihren Komfort im Sommer, sondern reduzieren auch nachhaltig Ihre Energiekosten im Winter.
Häufige Fragen zu Hitzeschutz im Dachgeschoss
Warum sind Innenjalousien weniger effektiv?
Die Sonnenstrahlung durchdringt bereits das Glas und erwärmt die Jalousie, die dann die Wärme in Form von Infrarotstrahlung direkt in den Raum abgibt. Die Hitze ist somit bereits im Zimmer gefangen, anstatt draußen blockiert zu werden.
Was sind bessere Alternativen für Mieter?
Für Mieter, die keine Außenrollläden montieren können, sind Hitzeschutzfolien mit einer außen angebrachten Reflexionsbeschichtung die effektivste Option. Auch helle, stark reflektierende Thermorollos sind deutlich wirksamer als herkömmliche Innenjalousien, erreichen aber nicht die Leistung eines außenliegenden Schutzes.
Wann macht Innensonnenschutz trotzdem Sinn?
Innensonnenschutz ist primär als Blendschutz und Sichtschutz sinnvoll. Als Hitzeschutz ist er nur eine Notlösung, wenn absolut keine Außenmontage möglich ist. In diesem Fall ist er besser als gar kein Schutz, sollte aber nicht als primäre Hitzeschutzmaßnahme betrachtet werden.