
Der Erfolg Ihres KFN-Förderantrags hängt nicht von guten Absichten ab, sondern von der Einhaltung harter GWP-Grenzwerte in der Ökobilanz.
- Materialentscheidungen, insbesondere der Verzicht auf Stahlbeton-Keller und die Wahl des Dämmstoffs, sind die entscheidenden Ökobilanz-Hebelpunkte.
- Eine von Beginn an geplante Rückbaustrategie ist kein „Nice-to-have“, sondern ein fundamentaler Baustein für die QNG-Zertifizierungssicherheit.
Empfehlung: Behandeln Sie die Planungsphase als die eigentliche Prüfung. Eine präzise, audit-sichere Lebenszyklusanalyse (LCA) mit Werkzeugen wie ÖKOBAUDAT ist der einzige Weg, um Ihre Förderung zu garantieren.
Die Zusage für einen zinsgünstigen KfW-Kredit im Rahmen des Programms „Klimafreundlicher Neubau“ (KFN) ist für viele Bauherren in Deutschland die finanzielle Grundlage ihres Projekts. Doch der Weg dorthin ist mit einer entscheidenden Hürde gepflastert: dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG). Viele Projekte scheitern, weil sie die Anforderungen unterschätzen und sich auf allgemeine Ratschläge wie „nachhaltige Materialien verwenden“ verlassen. Dieser Ansatz ist unzureichend und gefährlich für Ihre Finanzierung.
Die landläufige Meinung ist, dass der Bau mit Holz oder die Installation einer modernen Heizung ausreichen, um die Kriterien zu erfüllen. In der Realität ist die QNG-Zertifizierung jedoch ein knallharter Audit-Prozess, der auf einer detaillierten Lebenszyklusanalyse (LCA) Ihres Gebäudes basiert. Es geht nicht um einzelne, gut gemeinte Maßnahmen, sondern um die Gesamtbilanz des Global Warming Potential (GWP) über den gesamten Lebenszyklus – von der Herstellung der Baustoffe bis zu ihrem Rückbau. Die eigentliche Frage lautet also nicht, *ob* Sie nachhaltig bauen, sondern *wie* Sie die kritischen CO2-Hebelpunkte in Ihrer Planung präzise steuern, um die geforderten Grenzwerte nachweislich zu unterschreiten.
Dieser Leitfaden verfolgt daher einen anderen Ansatz. Wir betrachten Ihr Bauvorhaben aus der Perspektive eines Auditors. Statt vager Empfehlungen erhalten Sie eine präzise Analyse der Faktoren, die Ihre Ökobilanz maßgeblich beeinflussen und über Erfolg oder Misserfolg Ihres Förderantrags entscheiden. Wir decken die versteckten CO2-Fallen auf und geben Ihnen eine zertifizierungssichere Strategie an die Hand, um das QNG-Siegel und damit Ihren KfW-Kredit zu sichern.
In den folgenden Abschnitten analysieren wir die kritischsten Komponenten Ihres Bauvorhabens. Sie erfahren, welche Bauteile Ihre CO2-Bilanz ruinieren können, wie Sie diese bereits in der Planungsphase exakt berechnen und welche strategischen Entscheidungen Ihnen die entscheidenden Punkte im Bewertungssystem sichern.
Inhaltsverzeichnis: Der Wegweiser zu Ihrem QNG-zertifizierten KfW-Kredit
- Warum ein Keller aus Stahlbeton Ihre Ökobilanz für die Förderung ruiniert?
- Wie berechnen Sie den CO2-Fußabdruck Ihres Hauses schon in der Planungsphase?
- DGNB oder QNG: Welches Zertifikat bringt Ihnen mehr Vorteile bei der Bank?
- Das falsche Dämmmaterial, das Sie die KFN-Förderung kosten kann
- Wie planen Sie heute schon den Rückbau, um Punkte im Bewertungssystem zu sammeln?
- Klimafreundlicher Neubau (KFN) oder Wohneigentum für Familien (WEF): Wo passen Sie rein?
- Wie finden Sie Bauholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft in Ihrer Region (50km Radius)?
- Lohnt sich der KfW-Kredit 261 trotz strenger Auflagen im Vergleich zum Bankdarlehen?
Warum ein Keller aus Stahlbeton Ihre Ökobilanz für die Förderung ruiniert?
Die Entscheidung für oder gegen einen Keller wird oft aus rein praktischen oder finanziellen Erwägungen getroffen. Im Kontext der KFN-Förderung ist sie jedoch einer der wichtigsten Ökobilanz-Hebelpunkte Ihres gesamten Projekts. Ein konventioneller Keller aus Stahlbeton ist eine enorme Belastung für Ihre CO2-Bilanz und kann die Erreichung der QNG-Grenzwerte im Alleingang unmöglich machen. Der Grund liegt im Material selbst: Die Herstellung von Zement, dem Hauptbestandteil von Beton, ist extrem energieintensiv.
Konkret bedeutet das: Jeder Kubikmeter Stahlbeton verursacht massive Emissionen. Berechnungen zeigen, dass pro Kubikmeter Stahlbeton mit einem Ausstoß von etwa 320 bis 340 kg CO2 zu rechnen ist. Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus-Keller kommen schnell 80 bis 100 Kubikmeter Beton zusammen, was eine sofortige CO2-Last von über 30 Tonnen bedeutet – oft schon zu viel, um den für die Förderung erforderlichen GWP-Grenzwert noch einhalten zu können.
Die Situation verschärft sich weiter bei schwierigen Baugrundverhältnissen. Wie Experten aufzeigen, erfordert ein hoher Grundwasserspiegel den Einsatz von wasserundurchlässigem (WU) Beton, einer speziellen und noch energieintensiveren Betonmischung, die die Ökobilanz zusätzlich verschlechtert. Aus Sicht der Zertifizierungssicherheit ist der komplette Verzicht auf einen Keller oft die umweltfreundlichste und sicherste Lösung. Alternativ kann die Gründung auf einer Bodenplatte in Kombination mit einem gut geplanten Hauswirtschaftsraum im Erdgeschoss die nötige Nutzfläche schaffen, ohne die CO2-Bilanz von Anfang an zu zerstören.
Wie berechnen Sie den CO2-Fußabdruck Ihres Hauses schon in der Planungsphase?
Die Ökobilanz (LCA) ist keine Schätzung, sondern eine exakte Berechnung, die auf validen Daten basiert. Um die Zertifizierungssicherheit für Ihren KFN-Antrag zu gewährleisten, müssen Sie den CO2-Fußabdruck Ihres Gebäudes (das Global Warming Potential, GWP) bereits in der frühen Planungsphase präzise ermitteln. Das zentrale Werkzeug hierfür ist die vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) bereitgestellte Datenbank ÖKOBAUDAT. Sie enthält die Umweltdaten für nahezu alle gängigen Bauprodukte und ist die offizielle Datengrundlage für die QNG-Bewertung.
Die Berechnung erfolgt in einem systematischen Prozess. Sie oder Ihr Energieeffizienz-Experte müssen für jedes geplante Bauteil – von der Bodenplatte über die Wände bis zum Dachziegel – die genauen Materialmengen ermitteln. Anschließend werden diese Mengen mit den spezifischen GWP-Werten aus der ÖKOBAUDAT multipliziert. Ein entscheidender Faktor hierbei ist Zement, dessen Herstellung laut der Deutschen Emissionshandelsstelle bereits 2018 für etwa 590 kg CO2 pro Tonne verantwortlich war. Diese Detailberechnungen summieren sich zum Gesamt-GWP Ihres Gebäudes.

Dieser Prozess mag komplex erscheinen, doch er ist unerlässlich und bietet eine enorme Chance: Durch den Austausch einzelner Materialien in der Planungssoftware können Sie in Echtzeit sehen, wie sich die CO2-Bilanz verändert. So wird die Materialauswahl zu einem strategischen Werkzeug zur Einhaltung des GWP-Grenzwertes. Der folgende Plan zeigt die grundlegenden Schritte zur Bilanzierung.
Ihr Aktionsplan: CO2-Bilanzierung mit ÖKOBAUDAT
- Zugriff und Datenauswahl: Greifen Sie auf die offizielle ÖKOBAUDAT-Webseite zu. Wählen Sie die für die QNG-Bewertung relevanten Datensätze gemäß DIN EN 15804+A2 für Ihre geplanten Baumaterialien aus.
- GWP-Ermittlung: Extrahieren Sie für jedes Material den spezifischen Wert für das Global Warming Potential (GWP), insbesondere für die Herstellungsphase (Module A1-A3).
- Mengenermittlung: Übertragen Sie die exakten Materialmengen (in m³, kg, m² etc.) aus Ihrer Bau- und Werkplanung für jedes einzelne Bauteil.
- Berechnung der Einzelwerte: Multiplizieren Sie die Materialmenge jedes Baustoffs mit seinem spezifischen GWP-Wert, um die CO2-Last pro Material zu erhalten.
- Gesamtbilanz erstellen: Addieren Sie alle Einzelwerte, um den gesamten CO2-Fußabdruck Ihres Gebäudes zu ermitteln und diesen mit dem QNG-Grenzwert abzugleichen.
DGNB oder QNG: Welches Zertifikat bringt Ihnen mehr Vorteile bei der Bank?
Im Dschungel der Nachhaltigkeitszertifikate kommt es oft zu Verwirrung. Viele Bauherren fragen sich, ob sie ein DGNB-, BNB- oder direkt ein QNG-Zertifikat anstreben sollen. Aus der Perspektive eines Auditors ist die Antwort eindeutig und für Ihren Förderantrag von entscheidender Bedeutung: Das einzige Siegel, das für die KfW-Bank im Rahmen der KFN-Förderung zählt, ist das QNG-Siegel. DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) und BNB (Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen) sind keine Alternativen, sondern die anerkannten *Systeme*, die als methodischer Weg zur Erlangung des QNG-Siegels dienen.
Sie müssen sich also für eines dieser Bewertungssysteme entscheiden, um Ihr Projekt bewerten zu lassen. Das Ergebnis dieser Bewertung führt dann – bei Erfüllung der Kriterien – zur Vergabe des QNG-Siegels. Für private Bauherren ist das DGNB-System in der Regel die praxisrelevanteste Wahl, da das BNB-System primär für öffentliche Bauten des Bundes konzipiert wurde. Das Fachportal Bau-Welt.de fasst diesen entscheidenden Punkt prägnant zusammen:
Das QNG-Siegel ist das Einzige, was für die KfW-Bank zählt, und DGNB/BNB nur die bewerteten ‚Systeme‘ sind, um dorthin zu gelangen
– Bau-Welt.de Redaktion, Bau-Welt Fachportal für KfW-Förderung
Die strategische Entscheidung ist also keine Frage des „Welches Zertifikat?“, sondern „Welchen Weg zum QNG-Siegel?“. Die Wahl des Systems hat praktische Konsequenzen, etwa bei der Verfügbarkeit von Auditoren und den spezifischen Dokumentationsanforderungen. Der folgende Vergleich zeigt die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Hauptsystemen auf.
| Kriterium | DGNB System | BNB System |
|---|---|---|
| Anwendungsbereich | Private Bauherren, freiwillig | Öffentliche Bundesbauten, ab 2 Mio. € Pflicht |
| Kosten (Beispiel 4.000m² BGF) | 140.000-160.000 € (Auditorenleistung) | Staatlich getragen für Bundesbauten |
| Verfügbarkeit Auditoren | Deutschlandweit verfügbar | Begrenzt auf öffentliche Projekte |
| QNG-Kompatibilität | Vollständig integriert | Vollständig integriert |
| Mindeststandard | Frei wählbar | Mindestens Silber erforderlich |
Das falsche Dämmmaterial, das Sie die KFN-Förderung kosten kann
Neben dem Fundament ist die Dämmung der zweite große Ökobilanz-Hebelpunkt. Die Wahl des Dämmstoffs hat einen direkten und massiven Einfluss auf Ihren GWP-Wert. Während alle Dämmstoffe die Energieeffizienz im Betrieb (Heizbedarf) verbessern, unterscheiden sie sich drastisch in ihrer „grauen Energie“ – also den CO2-Emissionen, die bei ihrer Herstellung, ihrem Transport und ihrer Entsorgung anfallen. Konventionelle, erdölbasierte Dämmstoffe wie Polystyrol (EPS und insbesondere XPS) sind hier besonders problematisch und können Ihre CO2-Bilanz erheblich belasten.
Eine Analyse des Forums für Energieeffizienz in der Gebäudehülle zeigt die Dimension des Problems auf: Dämmstoffe aus Mineralwolle und EPS verursachten im Jahr 2020 zusammen bereits 3,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente in Deutschland. XPS-Dämmstoffe werden als am klimaschädlichsten eingestuft. Im Gegensatz dazu haben nachwachsende Dämmstoffe wie Holzfaser, Zellulose, Hanf oder Kork eine vernachlässigbar geringe CO2-Last in der Herstellung – oft speichern sie sogar mehr CO2, als bei ihrer Produktion freigesetzt wird. Diese Materialien sind der Schlüssel zu einer positiven Ökobilanz.
Ein Bauvorhaben in Freiburg belegt eindrucksvoll die Wirkung dieser Entscheidung: Durch den strategischen Wechsel von EPS auf eine Holzfaserdämmung konnte das Projekt eine ausgeglichene CO2-Bilanz bereits nach vier Jahren erreichen. Aus Sicht der Zertifizierungssicherheit ist die Wahl eines nachwachsenden Dämmstoffs daher nicht nur eine ökologische, sondern eine strategisch zwingende Entscheidung, um den GWP-Grenzwert für die KFN-Förderung sicher zu unterschreiten.
| Dämmstoff | CO2-Emissionen 2020 | Verhältnis Absatz/Emissionen |
|---|---|---|
| Mineralwolle (Glas-/Steinwolle) | 2 Mio. t CO2-Äquivalente | Mittel |
| EPS (expandiertes Polystyrol) | 1,5 Mio. t CO2-Äquivalente | Mittel |
| XPS (extrudiertes Polystyrol) | k.A. | Am klimaschädlichsten |
| Nachwachsende Dämmstoffe | Vernachlässigbar gering | Beste Bilanz |
Wie planen Sie heute schon den Rückbau, um Punkte im Bewertungssystem zu sammeln?
Ein zentrales, oft übersehenes Kriterium für das QNG-Siegel ist das Rückbaupotenzial Ihres Gebäudes. Die Zertifizierung fordert einen Paradigmenwechsel: weg vom Abriss, hin zur sortenreinen Trennbarkeit und Wiederverwendbarkeit von Bauteilen. Ein Gebäude, das am Ende seiner Lebensdauer nur noch teuren Sondermüll produziert, erhält keine Punkte. Ein Gebäude, das als Materiallager für die Zukunft konzipiert ist, wird hingegen belohnt. Diese Anforderung muss von Anfang an in der Konstruktionsplanung berücksichtigt werden.
Konkret bedeutet das, auf verklebte Verbindungen zu verzichten und stattdessen auf mechanische, lösbare Verbindungen (Schrauben, Stecken, Klemmen) zu setzen. Jeder Bauteilverbund muss so gestaltet sein, dass er sich zerstörungsfrei demontieren lässt. Dies erfordert eine präzise Planung und vor allem eine lückenlose Dokumentation während der Bauphase. Ohne diese Nachweise kann Ihr Auditor keine Punkte für die Rückbaufreundlichkeit vergeben.

Um die Zertifizierungssicherheit zu gewährleisten, sind drei Dokumente unerlässlich, die Sie Ihrem Auditor vorlegen müssen. Diese bilden die Grundlage für den Nachweis des geplanten Rückbaus und der Kreislauffähigkeit Ihres Projekts. Die Erstellung dieser Dokumente während der Planung und Ausführung ist ein kritischer Bestandteil Ihres QNG-Prozesses.
- Materialkataster: Eine detaillierte Auflistung aller verbauten Materialien mit exakten Mengenangaben, Produktbezeichnungen und Herstellerinformationen. Dieses Dokument ist die „Stückliste“ Ihres Hauses.
- Trennungsanleitung: Eine schrittweise, bebilderte Dokumentation, die genau beschreibt, wie die einzelnen Bauteile und Schichten sortenrein und zerstörungsfrei voneinander getrennt werden können.
- Foto-Dokumentation: Eine visuelle Erfassung aller wichtigen Verbindungsstellen, Knotenpunkte und Konstruktionsdetails, die während der Bauphase erstellt wird, um die praktische Umsetzbarkeit der Trennungsanleitung zu belegen.
Klimafreundlicher Neubau (KFN) oder Wohneigentum für Familien (WEF): Wo passen Sie rein?
Die deutsche Förderlandschaft bietet verschiedene Programme, die sich teilweise ergänzen. Für Bauherren ist es entscheidend zu verstehen, welches Programm für welchen Zweck dient. Das Programm Klimafreundlicher Neubau (KFN, KfW 297/298) ist rein leistungsbasiert: Es belohnt das Erreichen hoher Nachhaltigkeitsstandards, konkret der Effizienzhaus-Stufe 40 und des QNG-Siegels. Die maximale Kreditsumme beträgt hier bis zu 150.000 Euro pro Wohneinheit, wenn die Stufe „Klimafreundliches Wohngebäude – mit QNG“ erreicht wird.
Im Gegensatz dazu steht das Programm Wohneigentum für Familien (WEF, KfW 300). Dieses Programm ist nicht leistungs-, sondern bedarfsbasiert. Es richtet sich gezielt an Familien mit Kindern und einem zu versteuernden Haushaltseinkommen bis zu einer bestimmten Grenze (aktuell 90.000 € bei einem Kind, plus 10.000 € für jedes weitere Kind). Auch hier ist der Effizienzhaus-40-Standard eine Grundvoraussetzung, das QNG-Siegel ist jedoch optional, führt aber zu einer höheren Kreditsumme.
Die gute Nachricht ist: Die Programme können in manchen Konstellationen kombiniert werden, um die Finanzierung zu optimieren. So kann beispielsweise das allgemeine KfW-Wohneigentumsprogramm (124) für eine Grundfinanzierung genutzt und mit dem KFN-Kredit (297/298) für die Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele aufgestockt werden. Ein Beispiel zeigt, wie ein Ehepaar erfolgreich das KfW-Wohneigentumsprogramm (124) mit dem KFN-Programm kombinierte, um ihre Eigentumswohnung mit EH-40-Standard und QNG-PLUS-Siegel zu finanzieren. Die Systementscheidung hängt also stark von Ihrer persönlichen und familiären Situation sowie den technischen Ambitionen Ihres Bauvorhabens ab.
Wie finden Sie Bauholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft in Ihrer Region (50km Radius)?
Die Verwendung von Holz als Baustoff ist ein zentraler Baustein für eine gute Ökobilanz. Doch Holz ist nicht gleich Holz. Für die QNG-Zertifizierung und eine glaubwürdige Nachhaltigkeitsstrategie ist der Nachweis einer nachhaltigen und regionalen Herkunft unerlässlich. Lange Transportwege können den CO2-Vorteil des Holzes schnell zunichtemachen. Die QNG-Bewertungssysteme belohnen daher explizit die Verwendung von Materialien aus der nahen Umgebung, oft definiert durch einen Radius von 50 Kilometern.
Die Herausforderung für Bauherren besteht darin, verlässliche Quellen für zertifiziertes regionales Bauholz zu finden. Glücklicherweise gibt es eine Reihe von digitalen Werkzeugen und Datenbanken, die diese Suche erheblich erleichtern. Anstatt auf allgemeine Baumärkte angewiesen zu sein, können Sie gezielt nach Forstbetrieben und Sägewerken in Ihrer unmittelbaren Umgebung suchen, die über anerkannte Zertifikate wie FSC (Forest Stewardship Council) oder PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification) verfügen. Diese Siegel garantieren eine verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung.
Wie der WWF Deutschland betont, ist die Regionalität eine entscheidende Voraussetzung. Nur dann kann Holz sein volles Potenzial als klimafreundlicher Baustoff entfalten.
Der nachwachsende Rohstoff Holz steht unter der Voraussetzung eines nachhaltigen und regionalen Anbaus und einer kaskadenförmigen Nutzung als klimafreundlicher Baustoff zur Verfügung
– WWF Deutschland, WWF-Studie Klimaschutz in der Beton- und Zementindustrie
Nutzen Sie die folgenden Plattformen, um Ihre Lieferketten kurz und nachweisbar nachhaltig zu gestalten:
- Plattform ‚Holz von Hier‘: Dies ist eine bundesweite Datenbank, die speziell zertifizierte Anbieter von regionalem Holz listet und die Lieferkette transparent macht.
- Landesforstverwaltungen: Die Webseiten der Forstverwaltungen der Bundesländer führen oft Verzeichnisse lokaler Sägewerke und Forstbetriebe.
- PEFC- und FSC-Datenbanken: Auf den offiziellen Webseiten beider Organisationen können Sie gezielt nach zertifizierten Betrieben in einem bestimmten Postleitzahlengebiet oder Radius suchen.
- Lokale Zimmerer-Innungen: Handwerkskammern und Innungen sind oft hervorragend vernetzt und können Direktkontakte zu regionalen Holzverarbeitern und Lieferanten herstellen.
Das Wichtigste in Kürze
- CO2-Hebelpunkt #1 – Fundament: Ein Stahlbeton-Keller ist der größte Risikofaktor für Ihre Ökobilanz. Der Verzicht zugunsten einer Bodenplatte ist die sicherste Strategie zur Einhaltung der GWP-Grenzwerte.
- CO2-Hebelpunkt #2 – Dämmung: Die Wahl eines nachwachsenden Dämmstoffs (z.B. Holzfaser, Zellulose) anstelle von erdölbasiertem Polystyrol ist für eine positive Ökobilanz unerlässlich.
- Zertifizierungssicherheit durch Dokumentation: Die Planung der Rückbaufähigkeit durch lösbare Verbindungen und die lückenlose Dokumentation (Materialkataster, Trennungsanleitung) sind keine Option, sondern eine zwingende Anforderung.
Lohnt sich der KfW-Kredit 261 trotz strenger Auflagen im Vergleich zum Bankdarlehen?
Die Frage nach der Rentabilität der KfW-Förderung ist von zentraler Bedeutung. Wichtig ist hierbei eine Klarstellung: Das frühere Programm „KfW-Effizienzhaus 261“ für den Neubau wurde durch das aktuelle Programm „Klimafreundlicher Neubau“ (KFN, 297/298) abgelöst. Die Analyse muss sich also auf die Konditionen dieses neuen Programms konzentrieren. Die strengen Auflagen – Erreichen des Effizienzhaus-40-Standards und die QNG-Zertifizierung – erfordern erhebliche Investitionen in Planung, Materialien und Dokumentation. Lohnt sich dieser Mehraufwand im Vergleich zu einem klassischen Bankdarlehen?
Die Antwort liegt im Zinsvorteil. Während die Zinsen für klassische Hypothekendarlehen marktüblich oft zwischen 3,5% und 4,5% liegen, bietet die KfW deutlich bessere Konditionen. Für das KFN-Programm lag der Endkundenzinssatz seit Februar 2024 bei nur 2,1 Prozent. Auf eine Kreditsumme von 150.000 € und eine Laufzeit von 10 oder mehr Jahren gerechnet, ergibt sich eine Zinsersparnis, die oft im fünfstelligen Bereich liegt. Dieser finanzielle Vorteil ist explizit dafür gedacht, den Mehraufwand für die nachhaltige Bauweise zu kompensieren.
Die Gegenüberstellung macht den Unterschied deutlich: Der KFN-Kredit bietet nicht nur eine höhere Kreditsumme (mit QNG) als die Basis-Stufe, sondern vor allem einen signifikant niedrigeren Zinssatz bei gleichzeitig längeren Zinsbindungsfristen. Der Nachteil sind die hohen technischen Anforderungen, die eine zertifizierungssichere Planung von Beginn an erfordern. Für Bauherren, die ohnehin einen hohen energetischen und ökologischen Standard anstreben, stellt der KFN-Kredit jedoch eine unschlagbare finanzielle Unterstützung dar.
| Kriterium | KFN-Kredit (297/298) | Klassisches Bankdarlehen |
|---|---|---|
| Maximale Kreditsumme | 100.000 € (ohne QNG) / 150.000 € (mit QNG) | Unbegrenzt |
| Zinssatz | 2,1% (Stand Feb. 2024) | 3,5-4,5% (marktüblich) |
| Zinsbindung | Bis zu 20 Jahre möglich | Meist 10-15 Jahre |
| Anforderungen | EH40 + QNG-Zertifizierung | Normale Bonitätsprüfung |
| Tilgungszuschuss | Nicht vorgesehen | Nicht vorgesehen |
Behandeln Sie Ihre Planungsphase nicht als Vorbereitung, sondern als die eigentliche Prüfung. Beginnen Sie jetzt mit einer zertifizierungssicheren Ökobilanzierung, um Ihr Projekt und Ihre Finanzierung von Anfang an auf ein solides Fundament zu stellen und die Weichen für einen erfolgreichen Förderantrag zu stellen.