
Entgegen der landläufigen Meinung ist eine reine Südausrichtung nicht immer die beste Wahl für eine PV-Anlage. Eine Ost-West-Anlage ist oft die strategisch überlegene Lösung für maximalen Eigenverbrauch und eine längere Lebensdauer des Gesamtsystems.
- Sie erzeugt Strom genau dann, wenn Sie ihn am meisten brauchen: morgens und abends.
- Sie schont entscheidende Komponenten wie Wechselrichter und Speicher durch eine gleichmäßigere Belastung.
Empfehlung: Analysieren Sie Ihren tatsächlichen Stromverbrauch, statt nur auf den maximalen Jahresertrag zu schielen. Die Ost-West-Ausrichtung könnte Ihre wirtschaftlichste Option sein.
Viele Hausbesitzer glauben, nur ein perfekt nach Süden ausgerichtetes Dach sei für eine Photovoltaikanlage geeignet. Sie schauen auf ihr Ost-West-Dach und denken, eine PV-Anlage lohne sich nicht. Das ist ein weit verbreiteter Irrtum, der Sie bares Geld kosten kann. Die Fixierung auf den maximalen Jahresertrag, den Südanlagen zur Mittagszeit produzieren, übersieht einen viel wichtigeren Faktor für den modernen Haushalt: den Eigenverbrauch. Denn was nützt Ihnen der meiste Strom, wenn niemand zu Hause ist, um ihn zu verbrauchen?
Die gängige Meinung konzentriert sich auf die Spitzenleistung zur Mittagsstunde. Doch die Realität des Alltags sieht anders aus: Der höchste Strombedarf besteht morgens, wenn die Kaffeemaschine läuft und alle sich fertig machen, und abends, wenn gekocht, gewaschen und der Fernseher eingeschaltet wird. Genau hier spielt eine Ost-West-Anlage ihre wahren Stärken aus. Sie produziert eine breite, gleichmäßige Strommenge über den ganzen Tag verteilt, die perfekt zu Ihrem Verbrauchsverhalten passt. Aber der Vorteil geht noch viel tiefer. Es geht nicht nur darum, wann der Strom erzeugt wird, sondern auch darum, wie er erzeugt wird.
Dieser Artikel bricht mit dem Mythos des „perfekten Süddachs“. Wir werden zeigen, warum die sanftere, längere Erzeugungskurve einer Ost-West-Anlage nicht nur Ihren Eigenverbrauch maximiert, sondern auch die Gesundheit und Lebensdauer Ihrer gesamten Anlagentechnik – vom Wechselrichter bis zum Speicher – entscheidend verbessert. Es ist an der Zeit, Photovoltaik nicht als Kompromiss, sondern als strategische Investition in die Zukunft zu verstehen. Wir beleuchten die technischen Details, die oft übersehen werden, und zeigen Ihnen, warum Ihr „ungünstiges“ Dach in Wahrheit ein versteckter Schatz sein könnte.
Um Ihnen eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu geben, haben wir die wichtigsten Aspekte für Sie aufbereitet. Der folgende Überblick führt Sie durch die entscheidenden technischen und wirtschaftlichen Faktoren, die eine Ost-West-Anlage oft zur überlegenen Wahl machen.
Inhaltsverzeichnis: Die Vorteile einer Ost-West-PV-Anlage im Detail
- Warum ein kleiner Kaminzug den Ertrag des ganzen Strangs um 30% senken kann?
- Wie entfernen Sie Flechten und Vogelkot, ohne die Beschichtung der Module zu zerkratzen?
- Glas-Glas oder Glas-Folie: Welche Module halten Hagelschlag besser stand?
- Das Risiko, dass der Wechselrichter nach 10 Jahren stirbt, wenn er zu heiß hängt
- Wann lohnen sich Optimierer unter jedem Modul trotz der Mehrkosten?
- Warum billige Speicher nach 10 Jahren Sondermüll sind und Lithium-Eisenphosphat hält?
- Wie viel PV-Leistung brauchen Sie, um den Qp-Wert rechnerisch zu halbieren?
- Lohnt sich ein Stromspeicher bei aktuellen Strompreisen von 30-40 Cent?
Warum ein kleiner Kaminzug den Ertrag des ganzen Strangs um 30% senken kann?
Eines der größten Missverständnisse bei der PV-Planung ist die Unterschätzung von Teilverschattungen. Ein einzelner Schornstein, eine Satellitenschüssel oder sogar ein Baum in der Ferne, der nur für kurze Zeit einen Schatten wirft, kann die Leistung eines gesamten Modulstrangs dramatisch reduzieren. In einem herkömmlichen String sind die Module wie bei einer Lichterkette in Reihe geschaltet. Fällt die Leistung eines einzigen Moduls durch Verschattung ab, zieht es die Leistung aller anderen Module im selben Strang mit nach unten. Dieser Effekt ist weitaus gravierender, als viele annehmen.
Die Folgen sind nicht trivial. Studien belegen, dass die Ertragsminderung oft überproportional zur verschatteten Fläche ist. Schon eine geringe Teilverschattung kann also einen signifikanten Teil Ihrer potenziellen Stromernte zunichtemachen. So können laut einer Studie der HTW Berlin bereits 10% Verschattung zu einem Ertragsverlust von 15-20% führen. Bei einer Ost-West-Anlage, wo am Morgen oder Abend eine ganze Dachhälfte betroffen sein kann, ist eine sorgfältige Planung unerlässlich.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind direkt spürbar. Eine Analyse zeigt, dass bei 30% Verschattung durch entgangenen Eigenverbrauch jährliche Verluste von 202 bis 302 € entstehen können, ausgehend von einem Strompreis von 35 Cent/kWh. Dies verdeutlicht, dass die Identifizierung und Minderung von Verschattungsquellen keine Nebensächlichkeit ist, sondern ein zentraler Punkt für die Rentabilität Ihrer Anlage. Glücklicherweise gibt es heute technologische Lösungen wie Leistungsoptimierer, die dieses Problem effektiv lösen können, indem sie jedes Modul einzeln steuern.
Wie entfernen Sie Flechten und Vogelkot, ohne die Beschichtung der Module zu zerkratzen?
Eine saubere Moduloberfläche ist entscheidend für den maximalen Ertrag. Schmutz, Staub, Vogelkot oder hartnäckige Flechten können sich wie ein Schleier über die Solarzellen legen und die Stromproduktion spürbar mindern. Während Regen einen Großteil des losen Schmutzes abwäscht, bleiben organische Verschmutzungen oft haften. Eine unsachgemäße Reinigung birgt jedoch die Gefahr, die empfindliche Antireflexionsschicht der Module dauerhaft zu beschädigen und die Lebensdauer Ihrer Anlage zu verkürzen. Harte Bürsten, aggressive chemische Reiniger oder ein Hochdruckreiniger sind daher tabu.
Die professionelle und schonende Reinigung ist der Schlüssel zum Erfolg. Anstatt auf Chemie zu setzen, verwenden Fachbetriebe demineralisiertes Wasser, auch Osmosewasser genannt. Dieses speziell gefilterte Wasser trocknet rückstandslos und fleckenfrei ab, da es keine Mineralien wie Kalk enthält. In Kombination mit weichen, rotierenden Bürsten an Teleskopstangen können so auch hartnäckige Verschmutzungen gelöst werden, ohne die Glasoberfläche zu zerkratzen.

Wie die Abbildung zeigt, ermöglicht diese Technik eine effektive und zugleich sanfte Pflege. Es ist zudem ratsam, die Reinigung in den kühleren Morgen- oder Abendstunden durchzuführen. Dadurch wird ein zu schnelles Trocknen des Wassers auf den heißen Modulen vermieden, was sonst zu Schlierenbildung führen könnte. Beachten Sie auch, dass in Deutschland strenge Umweltauflagen gelten. Je nach örtlicher Satzung kann das Einleiten des Reinigungswassers in die Kanalisation verboten sein, sodass ein Auffangen und fachgerechtes Entsorgen notwendig wird.
Ihr Plan zur schonenden Modulreinigung
- Prüfung der Vorschriften: Informieren Sie sich bei Ihrer Gemeinde über die lokalen Auflagen zur Einleitung von Reinigungswasser gemäß Wasserhaushaltsgesetz (WHG).
- Wahl des Reinigungsmittels: Setzen Sie ausschließlich auf entmineralisiertes Osmosewasser. Verzichten Sie vollständig auf chemische Reiniger.
- Auswahl der Werkzeuge: Verwenden Sie nur sehr weiche Waschbürsten, idealerweise an einer Teleskopstange, um Kratzer zu vermeiden.
- Optimaler Zeitpunkt: Führen Sie die Reinigung in den kühlen Morgen- oder Abendstunden durch, um eine Schlierenbildung auf heißen Modulen zu verhindern.
- Abwasserentsorgung: Fangen Sie das Schmutzwasser bei Bedarf auf und entsorgen Sie es fachgerecht gemäß den örtlichen Vorgaben.
Glas-Glas oder Glas-Folie: Welche Module halten Hagelschlag besser stand?
Bei der Wahl der Solarmodule geht es längst nicht mehr nur um die maximale Wattleistung. Die Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit sind entscheidende Faktoren für die Wirtschaftlichkeit Ihrer Anlage über 25 Jahre und mehr. Hier stehen sich zwei grundlegende Bauweisen gegenüber: klassische Glas-Folie-Module und moderne Glas-Glas-Module. Während bei ersteren die Solarzellen zwischen einer Glasscheibe auf der Vorderseite und einer Kunststofffolie auf der Rückseite eingebettet sind, verwenden letztere auf beiden Seiten robustes Glas. Dieser Unterschied hat erhebliche Auswirkungen auf die Stabilität und Lebensdauer.
Insbesondere in Bezug auf mechanische Belastungen wie Hagel zeigen sich die Vorteile der Glas-Glas-Technologie deutlich. Durch den symmetrischen Aufbau und die beidseitige Glaskonstruktion sind diese Module wesentlich widerstandsfähiger. Viele Glas-Glas-Module erreichen die Hagelwiderstandsklasse 4 (HWK 4), was bedeutet, dass sie Hagelkörnern von bis zu 4 cm Durchmesser standhalten. Dies ist besonders in hagelgefährdeten Gebieten Süddeutschlands ein entscheidender Faktor, denn die Wahl von Modulen mit mindestens HWK 4 ist oft entscheidend für die Versicherbarkeit im Rahmen der Gebäudeversicherung.
Der folgende Vergleich zeigt die zentralen Unterschiede zwischen den beiden Modul-Technologien auf.
| Eigenschaft | Glas-Glas Module | Glas-Folie Module |
|---|---|---|
| Hagelwiderstand | HWK 4 (bis 45mm) | HWK 2-3 (bis 35mm) |
| Bifazialität | Meist bifazial (+10-30% Albedo) | Nur monofazial |
| Thermische Stabilität | Symmetrischer Aufbau, geringe Delamination | Anfälliger bei Temperaturzyklen |
| Lebensdauer | 30+ Jahre | 20-25 Jahre |
| Mehrkosten | +15-20% | Referenz |
Neben der reinen Robustheit bieten Glas-Glas-Module oft einen weiteren Vorteil: die Bifazialität. Sie können auch über die Rückseite Licht aufnehmen und in Strom umwandeln, was bei einer Ost-West-Aufständerung den Ertrag zusätzlich steigern kann. Auch wenn die Anschaffungskosten etwa 15-20% höher liegen, zahlen sich die längere Lebensdauer, die höhere Widerstandsfähigkeit und die oft großzügigeren Produktgarantien über die Laufzeit der Anlage mehr als aus.
Das Risiko, dass der Wechselrichter nach 10 Jahren stirbt, wenn er zu heiß hängt
Der Wechselrichter ist das Herzstück Ihrer PV-Anlage. Er wandelt den von den Modulen erzeugten Gleichstrom in den im Haushalt nutzbaren Wechselstrom um. Doch diese Komponente ist auch eine der anfälligsten. Eine häufige Todesursache für Wechselrichter ist Überhitzung. Insbesondere bei klassischen Südanlagen muss der Wechselrichter zur Mittagszeit eine enorme Leistungsspitze verarbeiten, was zu einer starken Wärmeentwicklung führt. Hängt das Gerät dann noch in einem schlecht belüfteten, warmen Dachboden, altert die Elektronik rapide und ein vorzeitiger Ausfall nach 10 bis 12 Jahren ist wahrscheinlich – oft genau dann, wenn die Herstellergarantie abgelaufen ist.
Hier entfaltet eine Ost-West-Anlage einen ihrer größten, oft übersehenen Vorteile für die Systemgesundheit. Anstelle einer brutalen Mittagsspitze erzeugt sie eine breite, flachere Leistungskurve. Der Wechselrichter wird über einen längeren Zeitraum mit einer moderaten Teillast betrieben, statt kurzzeitig an sein Limit getrieben zu werden. Wie der Enerix Ratgeber treffend feststellt:
Der Wechselrichter arbeitet bei einer Ost-West-Anlage länger in einem optimalen Teillastbereich und vermeidet die brutale Mittagsspitze einer Südanlage
– Enerix Ratgeber, Ratgeber Ost-West-Ausrichtung PV

Diese gleichmäßigere Lastverteilung führt zu einer geringeren thermischen Belastung und schont die empfindliche Leistungselektronik. Ein kühlerer Betrieb verlängert die Lebensdauer des Wechselrichters erheblich. Hinzu kommt ein finanzieller Vorteil bei der Anschaffung: Da bei einer Ost-West-Anlage nie beide Dachhälften gleichzeitig ihre maximale Leistung erbringen, kann der Wechselrichter oft kleiner und damit günstiger dimensioniert werden. Für eine 12 kWp Ost-West-Anlage (6 kWp Ost, 6 kWp West) reicht häufig ein 10-kVA-Wechselrichter, was eine Kostenersparnis von rund 20% im Vergleich zur äquivalenten Südanlage bedeutet.
Wann lohnen sich Optimierer unter jedem Modul trotz der Mehrkosten?
Leistungsoptimierer sind kleine elektronische Bauteile, die direkt unter jedem einzelnen Solarmodul installiert werden. Ihre Aufgabe ist es, die Leistung jedes Moduls individuell zu regeln und zu maximieren. Wie wir bereits gesehen haben, kann ein einziges verschattetes oder leistungsschwächeres Modul die Leistung des gesamten Strangs herunterziehen. Leistungsoptimierer entkoppeln die Module voneinander und stellen sicher, dass jedes Modul stets seinen maximal möglichen Beitrag leistet, unabhängig von der Leistung der anderen. Dies ist besonders bei komplexen Dächern mit Gauben, Schornsteinen oder unvermeidbarer Teilverschattung von unschätzbarem Wert.
Bei einer typischen Ost-West-Anlage, wo am Morgen die Westseite und am späten Nachmittag die Ostseite noch im Schatten liegt, können Optimierer ihr volles Potenzial entfalten. Sie sorgen dafür, dass die bereits von der Sonne beschienenen Module ihre volle Leistung erbringen, während die anderen noch im Schatten liegen. Dadurch lässt sich eine signifikante Ertragssteigerung von 5-10% erzielen. Doch lohnen sich die zusätzlichen Kosten?
Betrachten wir eine konkrete Amortisationsrechnung: Die Mehrkosten für 20 Leistungsoptimierer (z.B. von Tigo oder SolarEdge) belaufen sich auf etwa 1.200 €. Bei einer typischen Ost-West-Anlage in Deutschland mit einem Jahresertrag von 9.000 kWh und einer angenommenen Ertragssteigerung von 7% durch die Optimierer ergibt sich bei einem Strompreis von 35 Cent/kWh ein jährlicher Mehrwert von rund 220 €. Unter diesen Bedingungen amortisiert sich die Investition in die Optimierer bereits nach circa 5,5 Jahren. Nach dieser Zeit erwirtschaften sie über die restliche Lebensdauer der Anlage einen reinen Zusatzgewinn.
Die Entscheidung für oder gegen Leistungsoptimierer ist also eine einfache betriebswirtschaftliche Abwägung. In den meisten Fällen, insbesondere bei Dächern, die nicht vollkommen frei von Verschattung sind, ist der Einsatz von Optimierern eine hochrentable Investition, die die Gesamtperformance und damit die Wirtschaftlichkeit der Anlage spürbar verbessert.
Warum billige Speicher nach 10 Jahren Sondermüll sind und Lithium-Eisenphosphat hält?
Ein Stromspeicher erhöht den Eigenverbrauch und die Unabhängigkeit vom Stromnetz. Doch Speicher ist nicht gleich Speicher. Die Wahl der Batterietechnologie hat massive Auswirkungen auf die Sicherheit, Lebensdauer und letztendlich die Wirtschaftlichkeit Ihrer Investition. Günstige Speicher setzen oft auf Lithium-NMC-Zellen (Nickel-Mangan-Cobalt), die zwar eine hohe Energiedichte haben, aber thermisch instabiler sind und eine kürzere Zyklenlebensdauer aufweisen. Hochwertige moderne Speicher setzen hingegen auf Lithium-Eisenphosphat (LFP). Diese Technologie ist eigensicher, kann also nicht thermisch durchgehen, und bietet eine deutlich höhere Zyklenfestigkeit, was sich in einer Lebensdauer von 20 Jahren und mehr niederschlägt.
Auch hier spielt die Ost-West-Ausrichtung ihre Stärke für die Systemgesundheit aus. Eine Südanlage erzeugt zur Mittagszeit einen enormen Leistungsüberschuss, der mit hoher Ladeleistung in den Speicher „gepresst“ wird. Hohe Lade- und Entladeraten (sogenannte C-Raten) stressen die Batteriechemie und verkürzen die Lebensdauer. Ein Experte von Photovoltaik.info fasst es treffend zusammen:
Die flachere, längere Ladekurve einer Ost-West-Anlage ist ‚gesünder‘ für einen LFP-Speicher als die abrupte, hohe Ladeleistung einer Südanlage zur Mittagszeit
– Photovoltaik.info, Photovoltaik fürs Ost-West-Dach
Die sanfte, über den Tag gestreckte Ladung durch eine Ost-West-Anlage schont den Speicher. Dies ermöglicht nicht nur eine längere Lebensdauer, sondern erlaubt auch eine intelligentere, weil kleinere Dimensionierung des Speichers. Anstatt einen großen Speicher für die Mittagsspitze vorzuhalten, kann er passgenau für die Überbrückung der Nacht dimensioniert werden. Die optimale Speichergröße für eine Ost-West-Anlage zu finden, ist ein entscheidender Planungsschritt:
- Lastprofil analysieren: Dokumentieren Sie Ihren Stromverbrauch am Morgen und am Abend.
- Direktverbrauch berechnen: Dieser ist bei Ost-West-Anlagen oft von Natur aus höher.
- Speicher für die Nachtlücke dimensionieren: Oft reichen 4-6 kWh statt 8-10 kWh, die bei Südanlagen nötig wären.
- LFP-Technologie wählen: Profitieren Sie von der Langlebigkeit bei den typischen niedrigen Laderaten einer Ost-West-Anlage.
- Förderfähigkeit prüfen: Stellen Sie sicher, dass der gewählte Speicher die Kriterien für KfW-Förderungen erfüllt.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Ost-West-Anlage produziert Strom passgenau zum Verbrauchsverhalten (morgens und abends).
- Die gleichmäßige Leistungskurve schont Wechselrichter und Batteriespeicher und verlängert deren Lebensdauer.
- Ost-West-Dächer ermöglichen oft eine größere installierte Gesamtleistung und helfen, Förderstandards (GEG/KfW) leichter zu erreichen.
Wie viel PV-Leistung brauchen Sie, um den Qp-Wert rechnerisch zu halbieren?
Für Bauherren und Sanierer in Deutschland ist das Gebäudeenergiegesetz (GEG) eine zentrale Vorschrift. Es definiert die energetischen Anforderungen an Gebäude, unter anderem über den Primärenergiebedarf (Qp). Eine Photovoltaikanlage kann den rechnerischen Qp-Wert eines Hauses signifikant senken und so helfen, hohe Effizienzhaus-Standards (z.B. EH 40) zu erreichen, die Voraussetzung für maximale KfW-Förderungen sind. Hier bietet eine Ost-West-Anlage einen entscheidenden Vorteil: die bessere Nutzung der Dachfläche.
Auf einem typischen Satteldach kann durch die Belegung beider Dachhälften eine deutlich höhere Gesamtleistung installiert werden. Eine Ost-West-Anlage ermöglicht auf typischen deutschen Satteldächern oft die Installation von 10 bis 20 kWp, während eine reine Südausrichtung auf derselben Fläche vielleicht nur 7 bis 10 kWp zulässt. Diese höhere installierte Leistung führt zu einem höheren Jahresertrag und damit zu einer stärkeren Reduktion des Qp-Wertes.
Der Unterschied ist in der Praxis erheblich, wie der folgende Vergleich für den Nachweis eines Effizienzhaus 40 zeigt.
| Parameter | 12 kWp Ost-West | 7 kWp Süd |
|---|---|---|
| Jahresertrag | 10.200 kWh | 8.400 kWh |
| Qp-Wert Reduktion | -45% | -28% |
| Effizienzhaus-Status | EH 40 erreichbar | EH 55 wahrscheinlich |
| KfW-Förderung | Maximale Förderung | Reduzierte Förderung |
Die Tabelle macht es deutlich: Mit der 12 kWp Ost-West-Anlage lässt sich der anspruchsvolle EH-40-Standard und die damit verbundene maximale KfW-Förderung erreichen, während die kleinere Südanlage dafür nicht ausreicht. Für Bauherren ist die Ost-West-Ausrichtung also nicht nur eine Option, sondern oft der strategisch einzige Weg, um die gesetzlichen Vorgaben und Förderbedingungen optimal zu erfüllen. Sie maximieren nicht nur Ihren Eigenverbrauch, sondern auch die staatlichen Zuschüsse.
Lohnt sich ein Stromspeicher bei aktuellen Strompreisen von 30-40 Cent?
Bei Strompreisen von 30 Cent pro Kilowattstunde und mehr wird jede selbst verbrauchte Kilowattstunde Solarstrom zu einer direkten Ersparnis. Ein Stromspeicher ist das entscheidende Werkzeug, um den tagsüber erzeugten Überschuss in die Abend- und Nachtstunden zu verlagern und so den Eigenverbrauch von typischerweise 30% auf bis zu 70-80% zu steigern. Die Frage ist also weniger, *ob* sich ein Speicher lohnt, sondern *wie* er am wirtschaftlichsten dimensioniert wird. Und genau hier liegt wieder eine Stärke der Ost-West-Anlage.
Da eine Ost-West-Anlage den Strombedarf am Morgen und Abend bereits besser abdeckt, entsteht zur Mittagszeit ein geringerer, aber konstanterer Überschuss. Sie müssen also keinen riesigen Speicher vorhalten, um eine massive Mittagsspitze aufzufangen. Stattdessen kann der Speicher kleiner und somit kostengünstiger ausfallen. Eine Fallstudie für einen 4-Personen-Haushalt zeigt: Oft reicht ein 6 kWh Speicher bei einer Ost-West-Anlage aus, um denselben Autarkiegrad von 70% zu erreichen, für den eine Südanlage einen 10 kWh Speicher benötigen würde. Die Ersparnis bei der Anschaffung des Speichers liegt bei 2.000 bis 3.000 €.
Die Wirtschaftlichkeit wird durch moderne Stromtarife weiter gesteigert. Dynamische Tarife, die den stündlichen Börsenstrompreis an die Kunden weitergeben, machen den Eigenverbrauch noch wertvoller. Zu den Spitzenlastzeiten am Abend, wenn der Netzstrom am teuersten ist, versorgen Sie sich einfach aus Ihrem Speicher. Studien zeigen, dass Ost-West-Anlagen bis zu 25% höheren Eigenverbrauch bei Nutzung dynamischer Stromtarife erreichen können, da ihre Erzeugungskurve besser zu den Hochpreisphasen passt als die einer Südanlage. Dies macht die Kombination aus Ost-West-Anlage und passend dimensioniertem Speicher zu einem unschlagbaren Team für maximale Wirtschaftlichkeit.
Die Investition in einen Speicher ist somit bei den aktuellen Strompreisen hochrentabel, vorausgesetzt, er ist intelligent geplant. Die Ost-West-Ausrichtung schafft die idealen Voraussetzungen für eine schlanke, kosteneffiziente und langlebige Speicherlösung, die sich schneller amortisiert.
Ihr Dach ist also nicht „ungünstig“, sondern möglicherweise ideal für eine moderne, auf Eigenverbrauch und Langlebigkeit optimierte PV-Anlage. Der nächste Schritt ist, diese Erkenntnisse auf Ihre individuelle Situation anzuwenden. Fordern Sie eine unverbindliche Analyse an, um das Potenzial Ihres Daches zu ermitteln und eine maßgeschneiderte Planung für Ihre zukünftige Energieunabhängigkeit zu erhalten.