
Solarthermie ist keine Konkurrenz, sondern der spezialisierte Partner Ihrer PV-Anlage für maximale Wirtschaftlichkeit und Langlebigkeit Ihres Heizsystems.
- Sie deckt den Warmwasserbedarf von Mai bis September zu 100 % und schaltet den zentralen Heizkessel vollständig ab.
- Sie schützt teure Komponenten wie Wärmepumpen vor ineffizientem und verschleißförderndem Sommerbetrieb.
Empfehlung: Prüfen Sie die Kombination beider Systeme, um Ihre Betriebskosten im Sommer auf Null zu senken und die Lebensdauer Ihrer gesamten Heizanlage zu verlängern.
Der Traum jedes Hausbesitzers: Den Heizkessel von Mai bis September komplett ausschalten und das beruhigende Gefühl genießen, dass die Sonne die gesamte Arbeit für warmes Dusch- und Brauchwasser erledigt. Doch in der aktuellen Debatte rund um die Energiewende scheint die Photovoltaik (PV) als Alleskönner die Oberhand zu gewinnen. Viele planen große PV-Anlagen und gehen davon aus, dass überschüssiger Strom die Warmwasserbereitung günstig mitübernimmt, beispielsweise über einen Heizstab. Die Solarthermie wirkt daneben fast schon altmodisch.
Dieser Ansatz übersieht jedoch einen entscheidenden Punkt: die Effizienz. Die direkte Umwandlung von Sonnenstrahlung in Wärme ist physikalisch immer weitaus wirksamer als der Umweg über Strom. Wer wertvollen, selbst erzeugten PV-Strom zum Heizen von Wasser verwendet, verfällt in eine Wirkungsgrad-Falle. Der Strom könnte stattdessen das E-Auto laden, die Wärmepumpe im Winter unterstützen oder gewinnbringend eingespeist werden.
Aber wenn die wahre Wirtschaftlichkeit nicht im „Entweder-oder“ liegt, sondern in einer intelligenten System-Spezialisierung? Dieser Artikel rechnet für Sie vor, warum die Solarthermie nicht der Konkurrent, sondern der perfekte, spezialisierte Partner Ihrer PV-Anlage ist. Sie ist die Expertin für die sommerliche Warmwasserbereitung, die Ihrem Heizsystem eine wohlverdiente Pause gönnt, Verschleiß reduziert und Ihre Energiekosten im Sommer auf null senkt. Wir zeigen Ihnen, wie Sie diese Sommer-Autarkie erreichen, worauf Sie bei der Technik achten müssen und wie die Systeme perfekt aufeinander abgestimmt werden.
In den folgenden Abschnitten analysieren wir detailliert die technischen und wirtschaftlichen Aspekte, die eine Solarthermieanlage zur idealen Ergänzung machen. Entdecken Sie, wie Sie das volle Potenzial der Sonne nutzen, um Ihre Unabhängigkeit und die Effizienz Ihres Zuhauses zu maximieren.
Inhaltsverzeichnis: PV-Anlage geplant? Warum Solarthermie für Warmwasser trotzdem die schlaue Rechnung ist
- Warum reicht die Sonne von Mai bis September für 100% Ihres Duschwassers?
- Wie prüfen Sie den Frostschutz (Glykol), damit die Kollektoren im Winter nicht platzen?
- Flach oder Röhre: Was bringt mehr Ertrag bei kleiner Dachfläche?
- Der Fehler, den Warmwasserspeicher zu klein zu wählen und Energie zu verschwenden
- Wie stellen Sie die Regelung ein, damit der Brenner bei Sonnenschein wirklich aus bleibt?
- Glykol oder reines Wasser: Welches System ist wartungsärmer und effizienter?
- Wärmepumpe oder Fernwärme: Was drückt den Primärenergiebedarf rechnerisch tiefer?
- Wie sparen Sie im Frühling und Herbst 100% Gas durch solare Heizungsunterstützung?
Warum reicht die Sonne von Mai bis September für 100% Ihres Duschwassers?
Die Antwort liegt in der reinen Kraft der saisonalen Sonneneinstrahlung in Deutschland. Während wir den Winter oft als grau und dunkel empfinden, ist das Sommerhalbjahr ein wahres Kraftwerk. Die Zahlen des Deutschen Wetterdienstes belegen dies eindrucksvoll: Von April bis September treffen auf jeden Quadratmeter in Deutschland im Schnitt rund 845 Kilowattstunden (kWh) an solarer Energie. Im gesamten Winterhalbjahr sind es nur 237 kWh/m². Dieses Verhältnis von fast 4:1 zeigt, welch ein enormes und oft ungenutztes Energiepotenzial über unseren Dächern schwebt.
Eine korrekt dimensionierte Solarthermieanlage ist exakt darauf ausgelegt, diese sommerliche Energiedichte optimal zu ernten. Für einen typischen 4-Personen-Haushalt genügen bereits 6-8 m² Flachkollektorfläche. Diese Fläche sammelt an einem sonnigen Sommertag problemlos genug Energie, um einen 300-Liter-Warmwasserspeicher auf über 60 °C zu erhitzen. Da im Sommer keine Heizenergie benötigt wird, kann die Anlage ihre gesamte Leistung der Warmwasserbereitung widmen. Das Resultat ist eine solare Deckungsrate von bis zu 100 % für das Brauchwasser in den Monaten Mai bis September.
Der entscheidende Vorteil für Sie als Hausbesitzer ist die sogenannte Sommer-Autarkie. Ihr primäres Heizsystem – sei es eine Gastherme, eine Ölheizung oder eine Wärmepumpe – kann in dieser Zeit vollständig abgeschaltet werden. Das spart nicht nur direkt Brennstoff- oder Stromkosten, sondern schont auch die Technik. Jeder Startvorgang eines Brenners oder Kompressors bedeutet Verschleiß. Indem die Solarthermie diese Aufgabe im Sommer übernimmt, verlängern Sie die Lebensdauer Ihrer teuren Hauptheizung und reduzieren Wartungsintervalle. Sie nutzen die Sonne also nicht nur kostenlos, sondern auch als aktiven Schutz für Ihre Anlagentechnik.
Die hohe Verfügbarkeit der Sonnenenergie im Sommer ist somit keine theoretische Annahme, sondern eine physikalische Realität, die eine gut geplante Solarthermieanlage zuverlässig in kostenloses Warmwasser umwandelt.
Wie prüfen Sie den Frostschutz (Glykol), damit die Kollektoren im Winter nicht platzen?
Eine der wichtigsten Wartungsaufgaben bei einer klassischen Solarthermieanlage ist die jährliche Kontrolle der Solarflüssigkeit. Diese Mischung aus Wasser und Propylenglykol schützt die Kollektoren und Leitungen vor dem Einfrieren und damit vor kapitalen Schäden im Winter. Eine nachlassende Frostschutzwirkung oder ein falscher pH-Wert können zu Korrosion und im schlimmsten Fall zum Platzen der Leitungen führen. Die Prüfung ist jedoch einfach und kann in wenigen Schritten selbst durchgeführt oder vom Fachhandwerker im Rahmen der jährlichen Wartung erledigt werden.
Der erste Schritt ist eine visuelle Kontrolle. Die Solarflüssigkeit sollte klar sein. Eine dunkle Verfärbung, Trübung oder gar flockige Ausbildungen deuten auf eine thermische Überlastung und Zersetzung des Glykols hin. In diesem Fall ist ein Austausch dringend erforderlich. Als Nächstes wird der pH-Wert mit einfachen Teststreifen aus dem Sanitär- oder Poolbedarf geprüft. Idealerweise liegt er im leicht basischen Bereich zwischen 7 und 8,5. Fällt der Wert in den sauren Bereich (unter 7), greift die Flüssigkeit die metallischen Bauteile der Anlage an, was zu Korrosion und Undichtigkeiten führen kann.
Die wichtigste Messung ist die der Frostschutzkonzentration. Dies geschieht mit einem Refraktometer, einem kleinen optischen Messgerät. Ein Tropfen der Solarflüssigkeit genügt, um den genauen Gefrierpunkt zu bestimmen. In Deutschland sollte der Frostschutz für mindestens -25 °C ausgelegt sein, um auch in strengen Winternächten absolute Sicherheit zu gewährleisten. Zeigen die Messungen Abweichungen, muss die Flüssigkeit professionell gespült und neu befüllt werden. Die regelmäßige Prüfung sichert nicht nur den Winterbetrieb, sondern erhält auch die Effizienz und Langlebigkeit der gesamten Anlage.
Diese jährliche Routine ist ein kleiner Aufwand, der jedoch die Funktionsfähigkeit Ihrer Investition über Jahrzehnte sicherstellt und teure Frostschäden zuverlässig verhindert.
Flach oder Röhre: Was bringt mehr Ertrag bei kleiner Dachfläche?
Bei der Planung einer Solarthermieanlage ist die Wahl des Kollektortyps eine zentrale Entscheidung, die von der verfügbaren Dachfläche, dem Budget und den Ertragszielen abhängt. Die beiden gängigsten Bauarten sind Flachkollektoren und Vakuumröhrenkollektoren. Für Hausbesitzer mit begrenztem Platz auf dem Dach ist die Frage nach dem maximalen Ertrag pro Quadratmeter entscheidend. Hier spielen die Vakuumröhrenkollektoren ihre Stärken aus.
Vakuumröhrenkollektoren erzielen einen deutlich höheren Wirkungsgrad, insbesondere bei ungünstigen Bedingungen wie geringer Sonneneinstrahlung oder kalten Außentemperaturen. Das Vakuum in den Glasröhren wirkt wie eine perfekte Isolierschicht und minimiert Wärmeverluste an die Umgebung. Dadurch können sie auch diffuses Licht besser in nutzbare Wärme umwandeln. Dies führt dazu, dass sie für denselben Energieertrag weniger Fläche benötigen als Flachkollektoren. Während für einen 4-Personen-Haushalt etwa 6-8 m² Flachkollektorfläche nötig sind, reichen oft schon 4-5 m² mit Röhrenkollektoren.
Dieser Effizienzvorteil hat jedoch seinen Preis. Röhrenkollektoren sind in der Anschaffung teurer. Flachkollektoren bieten hingegen ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis und sind äußerst robust und langlebig. Sie sind die bewährte Standardlösung für die meisten Einfamilienhäuser mit ausreichend Dachfläche. Für eine reine Warmwasserbereitung im Sommer, wo die Sonneneinstrahlung hoch und die Außentemperaturen warm sind, ist ihr Wirkungsgrad oft völlig ausreichend. Der folgende Vergleich zeigt die wichtigsten Unterschiede auf, die eine aktuelle Analyse der Kollektortypen zusammenfasst.
| Kriterium | Flachkollektoren | Röhrenkollektoren |
|---|---|---|
| Wirkungsgrad | 40-50% | 60-80% |
| Platzbedarf für 4 Personen | 6-8 m² | 4-5 m² |
| Kosten pro m² | 200-400 € | 500-800 € |
| Winterertrag | Niedrig | Deutlich höher |
| Montageoptionen | Indach möglich | Nur Aufdach |
Für die maximale Ausbeute auf kleiner Fläche sind Röhrenkollektoren die erste Wahl. Steht jedoch genügend Platz zur Verfügung und das Budget ist ein wichtiger Faktor, ist der Flachkollektor eine wirtschaftlich sehr sinnvolle und zuverlässige Alternative.
Der Fehler, den Warmwasserspeicher zu klein zu wählen und Energie zu verschwenden
Einer der häufigsten und teuersten Fehler bei der Planung einer Solarthermieanlage ist die Unterdimensionierung des Warmwasserspeichers. Viele Hausbesitzer neigen dazu, hier zu sparen, ohne die langfristigen Konsequenzen zu bedenken. Ein zu kleiner Speicher kann die Vorteile der Solaranlage zunichtemachen, führt zu Komforteinbußen und unnötigem Energieverbrauch. Der Speicher ist nicht nur ein Wassertank, sondern die „Batterie“ Ihres thermischen Systems. Seine Größe entscheidet darüber, wie viel kostenlose Sonnenenergie Sie speichern und nutzen können.
Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: An einem sonnigen Junitag produziert Ihre Solaranlage reichlich heißes Wasser. Ein zu kleiner Speicher, z.B. 200 Liter für eine vierköpfige Familie, ist jedoch bereits am frühen Nachmittag vollständig aufgeheizt. Die Solaranlage muss sich daraufhin abschalten, um eine Überhitzung zu vermeiden. Wertvolle Sonnenenergie, die am Nachmittag noch verfügbar wäre, geht ungenutzt verloren. Schlimmer noch: Wenn am Abend alle Familienmitglieder duschen, ist der kleine Speicher schnell leer. Die Folge: Der Heizkessel muss anspringen und teures Gas oder Öl verbrauchen, um das Wasser nachzuheizen – obwohl die Sonne den ganzen Tag kostenlos Energie geliefert hätte.
Ein ausreichend großer Speicher, typischerweise mindestens 300 Liter für einen 4-Personen-Haushalt, kann hingegen die gesamte Energie eines Sonnentages aufnehmen und bis zum nächsten Morgen speichern. So überbrücken Sie auch einen regnerischen Folgetag ohne den Einsatz konventioneller Energie. Die richtige Dimensionierung ist der Schlüssel zur Maximierung Ihrer solaren Deckungsrate und zur Erreichung der angestrebten Sommer-Autarkie.
Wirtschaftlichkeitsvergleich: 200L vs. 300L Speicher
Eine genaue Betrachtung der Wirtschaftlichkeit zeigt, wie schnell sich die Mehrinvestition rechnet. Ein unterdimensionierter 200-Liter-Speicher führt bei einem 4-Personen-Haushalt zu etwa 50 zusätzlichen Brennerstarts pro Jahr, um Bedarfsspitzen am Abend oder Morgen abzudecken. Bei aktuellen Energiepreisen kann dies jährliche Mehrkosten von 150 bis 200 € allein für die Warmwasserbereitung im Sommer bedeuten. Die geringe Mehrinvestition für einen 300-Liter-Speicher gegenüber einem 200-Liter-Modell amortisiert sich somit oft schon nach drei bis vier Jahren allein durch die eingesparten Energiekosten und den reduzierten Brennerverschleiß.
Sparen Sie also nicht am Speicher. Er ist das Herzstück Ihrer Anlage und der Garant dafür, dass sich Ihre Investition in die Sonne auch wirklich auszahlt.
Wie stellen Sie die Regelung ein, damit der Brenner bei Sonnenschein wirklich aus bleibt?
Die beste Solarthermieanlage ist nur so gut wie ihre Steuerung. Die intelligent eingestellte Regelung ist das Gehirn des Systems und sorgt dafür, dass die kostenlose Sonnenenergie maximal genutzt wird und der konventionelle Heizkessel nur dann anspringt, wenn es absolut notwendig ist. Das Ziel ist es, das sogenannte „unnötige Nachheizen“ zu unterbinden und dem Solarsystem Priorität einzuräumen. Moderne Regelungen bieten hierfür eine Vielzahl von Einstellmöglichkeiten, die den Unterschied zwischen einer guten und einer exzellenten Anlageneffizienz ausmachen.
Die wichtigste Funktion ist die Nachheizsperre. Sie können Zeitfenster definieren, in denen der Brenner für die Warmwasserbereitung grundsätzlich blockiert ist. Ein typisches Fenster ist von 10 Uhr morgens bis 17 Uhr abends. In dieser Zeit hat die Sonne die Chance, den Speicher allein aufzuladen. Der Brenner wird erst dann freigegeben, wenn nach Sonnenuntergang die Speichertemperatur unter einen kritischen Wert fällt. Eine weitere entscheidende Stellschraube ist die Einschalttemperaturdifferenz. Diese legt fest, wie viel wärmer der Kollektor sein muss als der Speicher, bevor die Solarpumpe anläuft. Ein Wert von 8-10 Kelvin (entspricht 8-10 °C) ist hier ideal. Das verhindert, dass die Pumpe bei minimalem Ertrag taktet und mehr Strom verbraucht, als an Wärme gewonnen wird.

Wie die Abbildung andeutet, ist die Interaktion mit der Regelung entscheidend. Zusätzlich sollten Komfortfunktionen wie die Zirkulationspumpe, die ständig heißes Wasser im Leitungssystem umwälzt, kritisch hinterfragt werden. Betreiben Sie diese nur zu festen Bedarfszeiten (z.B. morgens und abends für wenige Minuten), anstatt sie durchlaufen zu lassen. Jeder Lauf der Zirkulationspumpe kühlt den Speicher unnötig aus und vernichtet wertvolle Solarenergie. Moderne Regelungen können sogar Wetterprognosen einbeziehen. Meldet der Wetterbericht einen sonnigen Tag, wird das morgendliche Nachheizen durch den Kessel automatisch unterdrückt, weil das System „weiß“, dass die Sonne die Arbeit im Laufe des Tages übernehmen wird. Diese intelligenten Einstellungen sind der Schlüssel zur wahren Sommer-Autarkie.
Nehmen Sie sich die Zeit, gemeinsam mit Ihrem Installateur diese Parameter an Ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen. Nur so stellen Sie sicher, dass Ihr Brenner wirklich schweigt, wenn die Sonne scheint.
Glykol oder reines Wasser: Welches System ist wartungsärmer und effizienter?
Die Frage nach dem richtigen Wärmeträgermedium ist eine grundlegende Systementscheidung in der Solarthermie. Der Großteil der in Deutschland installierten Anlagen setzt auf ein Gemisch aus Wasser und Propylenglykol als Frostschutzmittel. Dieses System ist bewährt und zuverlässig, bringt jedoch einen gewissen Wartungsaufwand mit sich: Die Flüssigkeit altert, muss regelmäßig auf ihre Frostsicherheit und ihren pH-Wert geprüft und alle fünf bis zehn Jahre komplett ausgetauscht werden. Zudem hat Glykol eine geringere Wärmekapazität als reines Wasser, was die Effizienz des Wärmetransports leicht reduziert.
Als wartungsarme und hocheffiziente Alternative haben sich Drain-Back-Systeme etabliert. Diese arbeiten mit reinem Wasser als Wärmeträger. Der Clou: Sobald die Solarpumpe abschaltet – sei es, weil der Speicher voll ist oder keine Sonne mehr scheint – läuft das Wasser aus den Kollektoren durch die Schwerkraft vollständig in einen Auffangbehälter im frostfreien Bereich des Hauses zurück. Die Kollektoren sind dann leer und können nicht einfrieren. Dies eliminiert nicht nur die Notwendigkeit von Frostschutzmitteln, sondern schützt die Anlage auch zuverlässig vor Stagnation und Überhitzung im Hochsommer.

Wie im Bild angedeutet, ist das Prinzip des Zurücklaufens (Drain-Back) einfach und genial. Da reines Wasser eine bessere Wärmeübertragungseigenschaft als Glykol hat, arbeiten diese Systeme oft um einige Prozentpunkte effizienter. Die Lebenszykluskosten sprechen ebenfalls für diese Technologie, wie eine Gegenüberstellung der Gesamtkosten über 20 Jahre von Paradigma zeigt. Auch wenn die Anschaffungskosten für ein Drain-Back-System etwas höher sind, entfallen die wiederkehrenden Ausgaben für Wartung und den Austausch der Solarflüssigkeit.
| Kostenart | Glykol-System (20 Jahre) | Drain-Back-System (20 Jahre) |
|---|---|---|
| Anschaffung | 4.500 € | 5.500 € |
| Wartung | 2.000 € | 500 € |
| Flüssigkeitswechsel | 800 € | 0 € |
| Effizienzgewinn | Basis | +5% durch bessere Wärmeübertragung |
| Gesamtkosten | 7.300 € | 6.000 € |
Für Hausbesitzer, die eine „Installieren-und-Vergessen“-Lösung mit minimalem Wartungsaufwand und maximaler Effizienz suchen, ist das Drain-Back-System langfristig oft die wirtschaftlichere und technisch überlegene Wahl.
Wärmepumpe oder Fernwärme: Was drückt den Primärenergiebedarf rechnerisch tiefer?
Im Kontext moderner Energiekonzepte und der Kombination mit Photovoltaik stellt sich oft die Frage, wie Solarthermie die Gesamteffizienz eines Systems, insbesondere einer Wärmepumpe, verbessern kann. Die Frage ist nicht, ob Solarthermie besser ist als eine Wärmepumpe, sondern wie sie diese optimal unterstützt. Hier kommt der Begriff der rechnerischen Entlastung ins Spiel. Eine Wärmepumpe arbeitet am effizientesten, wenn sie niedrige Vorlauftemperaturen für eine Flächenheizung erzeugen muss. Die Bereitstellung von heißem Brauchwasser mit 55-60 °C ist für sie hingegen eine anstrengende und vergleichsweise ineffiziente Aufgabe, besonders im Sommer, wenn keine Heizung läuft.
Genau hier setzt die System-Spezialisierung an. Indem eine Solarthermieanlage von Mai bis September die Warmwasserbereitung komplett übernimmt, entlastet sie die Wärmepumpe von ihrer ineffizientesten Aufgabe. Die Wärmepumpe kann in dieser Zeit komplett abgeschaltet bleiben. Das schont den Kompressor, den teuersten und empfindlichsten Teil der Anlage, und verhindert verschleißfördernden Kurztaktbetrieb. Laut Verbraucherzentrale kann diese Erhöhung der Jahresarbeitszahl um 0,3-0,5 Punkte durch die solare Entlastung erreicht werden. Das bedeutet, die Wärmepumpe erzeugt über das Jahr gesehen aus jeder Kilowattstunde Strom deutlich mehr Wärme, was den Primärenergiebedarf des Gebäudes senkt.
Dieser Synergieeffekt wird von führenden Energieexperten bestätigt. Prof. Timo Leukefeld, eine Koryphäe im Bereich der Energieautarkie, unterstreicht die Überlegenheit dieser Systemkombination in seinen Analysen:
Für eine optimale Energieautarkie wird eine Kombination aus 10-20 m² Solarthermie mit einem 1.000L Schichtladespeicher plus 3-5 kWp Photovoltaik empfohlen. Diese Kombination schützt die Wärmepumpe vor verschleißförderndem Kurztaktbetrieb im Sommer und erreicht eine höhere Gesamteffizienz als eine sehr große PV-Anlage allein.
– Prof. Timo Leukefeld, Systemvergleich auf Paradigma Blog
Die Solarthermie ist also kein Konkurrent, sondern der Schlüssel, um die Jahresarbeitszahl (JAZ) und damit die Wirtschaftlichkeit einer Wärmepumpe signifikant zu steigern – ein klarer rechnerischer und praktischer Gewinn.
Das Wichtigste in Kürze
- Sommer-Autarkie: Eine korrekt dimensionierte Solarthermieanlage deckt den Warmwasserbedarf von Mai bis September zu 100 %.
- System-Spezialisierung: Solarthermie ist der effizienteste Weg, Sonnenenergie in Wärme umzuwandeln und entlastet Ihre PV-Anlage für höherwertige Stromanwendungen.
- Verschleißschutz: Durch die komplette Abschaltung des Haupt-Heizsystems im Sommer werden teure Komponenten wie Brenner oder Wärmepumpen-Kompressoren geschont.
Wie sparen Sie im Frühling und Herbst 100% Gas durch solare Heizungsunterstützung?
Während eine reine Brauchwasser-Solaranlage auf die Sommer-Autarkie abzielt, kann eine heizungsunterstützende Anlage ihre Stärken besonders in der Übergangszeit ausspielen. Im Frühling und Herbst, wenn die Heizung nur sporadisch benötigt wird, kann eine größer dimensionierte Solaranlage oft die gesamte benötigte Wärme für Heizung und Warmwasser liefern. An einem sonnigen Tag im April oder Oktober sind die Kollektoren in der Lage, einen großen Pufferspeicher so weit aufzuladen, dass die Energie für den Abend und den nächsten Morgen ausreicht, ohne dass der Gaskessel anspringen muss.
Realistisch betrachtet erreicht eine typische, für ein Einfamilienhaus dimensionierte, heizungsunterstützende Solarthermieanlage einen solaren Deckungsgrad von 30-35% des Jahresheizbedarfs. Der größte Hebel liegt dabei nicht in den kalten Wintermonaten, sondern genau in diesen Übergangszeiten. Jeder Tag, an dem der Hauptkessel dank der Sonne komplett ausbleiben kann, ist ein Tag mit 100 % Brennstoffersparnis. Dies summiert sich über die Jahre zu einer erheblichen Kostenreduktion und CO2-Einsparung.
Um diese Leistung zu erreichen, muss die Anlage entsprechend größer dimensioniert sein als eine reine Brauchwasseranlage. Das betrifft sowohl die Kollektorfläche als auch das Volumen des Pufferspeichers. Der Staat fördert diese effiziente Technologie im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Um die attraktiven Zuschüsse zu erhalten, müssen jedoch technische Mindestanforderungen erfüllt werden. Diese stellen sicher, dass die Anlage auch wirklich einen signifikanten Beitrag zur Heizungsunterstützung leistet und nicht nur auf dem Papier existiert.
Checkliste: BEG-Förderanforderungen für solare Heizungsunterstützung
- Kollektorfläche: Mindestens 0,07 m² Kollektorfläche pro m² Wohnfläche bei Flachkollektoren sicherstellen.
- Fläche bei Röhrenkollektoren: Mindestens 0,05 m² pro m² Wohnfläche bei der Verwendung von Vakuumröhrenkollektoren nachweisen.
- Pufferspeichergröße: Einen Pufferspeicher mit einem Volumen von mindestens 40 Litern pro Quadratmeter Kollektorfläche installieren.
- Hydraulischer Abgleich: Den Nachweis über einen durchgeführten hydraulischen Abgleich der gesamten Heizungsanlage erbringen.
- Zertifizierung: Sicherstellen, dass die verwendeten Kollektoren über eine gültige „Solar Keymark“-Zertifizierung verfügen.
Für eine fundierte Entscheidung ist eine professionelle Berechnung der optimalen Anlagengröße und eine Prüfung der Fördervoraussetzungen unerlässlich. So stellen Sie sicher, dass Ihre Investition den maximalen Ertrag bringt und Sie im Frühling und Herbst so oft wie möglich von kostenlosem Heizen profitieren.