Veröffentlicht am April 12, 2024

Die Wahl zwischen EH40 und EH55 ist weniger eine Frage der Baukosten als eine strategische Entscheidung über zukünftige Wertsteigerung und Risikovermeidung.

  • Der EH40-Standard sichert nicht nur niedrigere Heizkosten, sondern kann den Wiederverkaufswert um bis zu 35 % steigern und dient als Absicherung gegen steigende Energiepreise.
  • Versteckte Kosten, insbesondere durch eine fehlende Lüftungsanlage, und die intelligente Kombination von Förderungen (iSFP, Serielles Sanieren) sind oft entscheidender als die reinen Baukosten.

Empfehlung: Analysieren Sie nicht nur die Anfangsinvestition, sondern die gesamten Lebenszykluskosten Ihres Bauvorhabens, inklusive aller Förderpotenziale und der zukünftigen Wertentwicklung Ihrer Immobilie.

Die Entscheidung zwischen einem Effizienzhaus 40 (EH40) und einem Effizienzhaus 55 (EH55) stellt Bauherren vor eine komplexe Abwägung. Auf den ersten Blick scheint die Rechnung einfach: höhere Anfangsinvestitionen für den EH40-Standard gegen langfristige Energieeinsparungen. Doch diese Betrachtung greift zu kurz. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und die unsichere Entwicklung der Energiepreise haben die Spielregeln verändert. Die Wahl des Effizienzstandards ist heute weniger eine rein technische Frage als vielmehr eine strategische Investition in die Zukunftssicherheit und den Wert Ihrer Immobilie.

Viele Diskussionen konzentrieren sich auf die reinen Baukosten und die aktuellen KfW-Fördersätze. Dabei werden jedoch entscheidende, oft unsichtbare Faktoren übersehen, die die Wirtschaftlichkeit langfristig massiv beeinflussen. Dazu gehören nicht nur der Primärenergiebedarf und der Transmissionswärmeverlust, sondern auch der potenzielle Wiederverkaufswert, die Gefahr kostspieliger Bauschäden wie Schimmel und die intelligenten Möglichkeiten, verschiedene Förderboni zu kumulieren. Es geht nicht mehr nur darum, die GEG-Vorgaben zu erfüllen, sondern darum, einen echten finanziellen und wohnlichen Mehrwert zu schaffen.

Doch was, wenn die wahre Wirtschaftlichkeit nicht in der schnellsten Amortisation der Mehrkosten liegt, sondern in der Vermeidung zukünftiger Risiken und der Maximierung des Immobilienwertes? Dieser Artikel bricht mit der eindimensionalen Kosten-Nutzen-Rechnung. Wir analysieren die Entscheidung für EH40 aus einer ganzheitlichen Perspektive und zeigen Ihnen, an welchen strategischen Kipppunkten der höhere Aufpreis nicht nur sinnvoll, sondern zu einer der klügsten Entscheidungen für Ihr Bauvorhaben wird. Wir beleuchten, wie Technologie-Synergien, versteckte Förderungen und die langfristige Wertentwicklung die anfänglichen Mehrkosten in den Schatten stellen können.

Um Ihnen eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu bieten, gliedert sich dieser Artikel in eine detaillierte Analyse der entscheidenden Faktoren. Von der Wertsteigerung über technologische Synergien bis hin zur Amortisation und den cleversten Förderstrategien werden alle Aspekte beleuchtet.

Warum ein Energieausweis der Klasse A+ den Verkaufspreis um 15% steigern kann?

Die Energieeffizienzklasse ist längst kein reines Label mehr, sondern hat sich zu einem der stärksten Werttreiber auf dem deutschen Immobilienmarkt entwickelt. Während der Titel konservativ von 15 % spricht, zeigt die Realität ein noch drastischeres Bild. Eine Analyse des Immobilienportals Immowelt belegt, dass für Immobilien mit der besten Energieeffizienzklasse A+ im Vergleich zur schlechtesten Klasse H im Schnitt 25 % höhere Preise erzielt werden. Dieser Werthebel ist eine direkte Folge der gestiegenen Energiekosten und des wachsenden Bewusstseins für Nachhaltigkeit bei Käufern.

Ein Effizienzhaus 40 erreicht mühelos die Klasse A+, während ein Effizienzhaus 55 oft in Klasse A landet. Dieser scheinbar kleine Unterschied kann beim Wiederverkauf einen enormen finanziellen Vorteil bedeuten. Käufer sind zunehmend bereit, einen signifikanten Aufpreis für die Sicherheit niedriger Nebenkosten und die Unabhängigkeit von zukünftigen Energiepreisschwankungen zu zahlen. Die Investition in einen höheren Effizienzstandard ist somit nicht nur eine Maßnahme zur Senkung der eigenen Betriebskosten, sondern auch eine strategische Absicherung des Immobilienwertes.

Ein eindrucksvolles Beispiel liefert der Münchner Immobilienmarkt. Hier zeigt sich, wie stark der finanzielle Anreiz für Energieeffizienz ist. Während für Objekte der Klassen E-H im Schnitt 7.816 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden, erzielen vergleichbare Immobilien der Klassen A-B Preise von 10.587 Euro. Das entspricht einem Aufschlag von etwa 35 %. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die anfänglichen Mehrkosten für EH40 sich nicht nur amortisieren, sondern beim Verkauf zu einem echten Gewinn führen können. Der Energieausweis wird so vom Pflichtdokument zur Visitenkarte für eine wertstabile Kapitalanlage.

Wie kombinieren Sie Wärmepumpe und PV, um den Primärenergiebedarf drastisch zu senken?

Die Kombination aus einer Wärmepumpe und einer Photovoltaikanlage (PV) ist das technologische Herzstück moderner Effizienzhäuser. Ein EH40-Haus maximiert das Potenzial dieser Synergie, um den externen Energiebezug und damit den Primärenergiebedarf auf ein Minimum zu reduzieren. Der Schlüssel liegt darin, den selbst erzeugten Solarstrom so effizient wie möglich für den Betrieb der Wärmepumpe zu nutzen. Dies senkt nicht nur die Betriebskosten, sondern ist auch eine zentrale Anforderung zur Erreichung der strengen EH40-Grenzwerte.

Die finanzielle Logik dahinter ist überzeugend: Wie Experten von Zukunft Altbau bestätigen, ist der selbst erzeugte Solarstrom rund zwei Drittel günstiger als Haushaltsstrom aus dem Netz. Um diese Technologie-Synergie optimal zu nutzen, sind mehrere strategische Maßnahmen entscheidend. Ein intelligentes Energiemanagementsystem (EMS) ist unerlässlich. Es erkennt PV-Überschüsse in Echtzeit und leitet den Strom gezielt an die Wärmepumpe weiter, anstatt ihn für eine geringe Vergütung ins Netz einzuspeisen.

Makroaufnahme von Solarzellen mit Frost und Wärmepumpen-Außeneinheit im Hintergrund

Eine weitere wichtige Komponente ist die sogenannte SG-Ready-Schnittstelle der Wärmepumpe. Sie erlaubt dem EMS, die Solltemperatur des Warmwasserspeichers gezielt dann anzuheben, wenn kostenloser Sonnenstrom verfügbar ist. Der Speicher fungiert so als thermische Batterie. Besonders im Winter, wenn der PV-Ertrag geringer ist, zahlt sich eine leicht überdimensionierte PV-Anlage aus, um die kritischen Heizperioden besser abzudecken. Durch die Integration eines thermischen Pufferspeichers kann der Eigenverbrauchsanteil des Solarstroms bei kleineren Anlagen von durchschnittlich 30 % auf bis zu 45 % gesteigert werden, was die Amortisation der Gesamtanlage erheblich beschleunigt.

Kernsanierung oder Abriss: Was ist der schnellere Weg zum Effizienzhaus 55?

Für Besitzer von Altbauten, die einen hohen Effizienzstandard anstreben, stellt sich oft die radikale Frage: die bestehende Bausubstanz aufwendig kernsanieren oder das Gebäude abreißen und durch einen Neubau ersetzen? Beide Wege führen zum Ziel EH55 oder besser, doch sie unterscheiden sich fundamental in Bezug auf Zeit, Kosten, Risiken und Nachhaltigkeit. Ein Abriss mit anschließendem Neubau dauert mit 12 bis 18 Monaten in der Regel länger als eine Kernsanierung (6-12 Monate), bietet aber eine höhere Planungssicherheit bei den Kosten.

Die Kernsanierung hat den entscheidenden Vorteil, dass die im Gebäude gebundene „graue Energie“ erhalten bleibt, was aus ökologischer Sicht klar zu bevorzugen ist. Zudem sind die baurechtlichen Risiken geringer, da man sich im bestehenden Baurecht bewegt und nicht von einem neuen Bebauungsplan abhängig ist. Finanziell attraktiv ist hier der „Worst Performing Building“-Bonus (WPB-Bonus) der KfW, der bei der Sanierung der schlechtesten 25% der Gebäude einen zusätzlichen Tilgungszuschuss von 10% gewährt – ein Bonus, der beim Neubau entfällt.

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Kriterien für die Entscheidungsfindung zusammen:

Vergleich von Kernsanierung und Abriss für den EH55-Standard
Kriterium Kernsanierung Abriss & Neubau
Zeitaufwand 6-12 Monate 12-18 Monate
Graue Energie Bleibt erhalten Geht verloren
WPB-Bonus (KfW) Verfügbar (+10%) Nicht verfügbar
Baurecht-Risiken Gering Hoch (Bebauungsplan)
Kostenkontrolle Schwieriger Besser planbar

Eine oft übersehene, aber zunehmend wichtige dritte Option ist die serielle Sanierung. Wie der Experte Carsten Herbert betont, stellt sie eine vielversprechende Alternative dar:

Die serielle Sanierung mit vorgefertigten Fassaden- und Dachelementen ist der potenziell schnellste und planbarste Weg zum EH55.

– Carsten Herbert, Energiesparkommissar YouTube-Kanal

Diese Methode kombiniert die Geschwindigkeit eines Neubaus mit dem Erhalt der Bausubstanz und wird zudem durch spezielle KfW-Boni attraktiv gemacht.

Die Gefahr von Schimmel in der luftdichten Hülle, wenn die Lüftung fehlt

Ein entscheidender, aber oft unterschätzter Aspekt bei hochgedämmten Effizienzhäusern ist die Notwendigkeit einer kontrollierten Wohnraumlüftung. Sowohl EH40- als auch EH55-Häuser besitzen eine extrem luftdichte Gebäudehülle, die durch einen Blower-Door-Test nachgewiesen werden muss. Diese Dichtheit ist essenziell, um unkontrollierte Wärmeverluste zu vermeiden. Sie birgt jedoch eine erhebliche Gefahr: Ohne einen geregelten Luftaustausch kann die von den Bewohnern produzierte Feuchtigkeit nicht entweichen. Die Folge ist eine erhöhte Luftfeuchtigkeit, die Kondenswasser an kühleren Oberflächen bildet – der ideale Nährboden für Schimmel.

Die Annahme, dass regelmäßiges Fensterlüften ausreicht, ist ein gefährlicher Trugschluss. Physikalisch ist es unmöglich, durch manuelles Lüften den nach DIN 1946-6 geforderten Mindestluftwechsel sicherzustellen, ohne dabei die Heizenergie-Einsparungen zunichtezumachen. Das Fehlen einer mechanischen Lüftungsanlage führt fast zwangsläufig zu Bauschäden, deren Beseitigung teuer ist. Eine professionelle Schimmelsanierung in einem Neubau kann schnell Kosten von über 10.000 € verursachen – eine Summe, die die anfängliche Ersparnis bei Verzicht auf eine Lüftungsanlage bei Weitem übersteigt.

Daher ist eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung in einem EH40-Haus keine Option, sondern eine absolute Notwendigkeit. Sie sichert nicht nur die Bausubstanz und die Gesundheit der Bewohner, sondern trägt auch zur Energieeffizienz bei, indem sie bis zu 90 % der Wärme aus der Abluft zurückgewinnt. Bei einer Sanierung sind dezentrale Lüfter oft eine kostengünstigere und einfacher zu installierende Alternative zu zentralen Systemen. Die Investition in eine Lüftungsanlage ist somit eine entscheidende Maßnahme zur Risikovermeidung und Teil der gesamten Lebenszykluskosten-Betrachtung.

Wann haben Sie die 30.000 € Mehrkosten für den EH40-Standard durch Heizkostenersparnis wieder drin?

Die zentrale Frage für viele Bauherren lautet: Wann rechnet sich der finanzielle Mehraufwand für den EH40-Standard im Vergleich zu EH55? Eine gemeinsame Studie des Pestel Instituts, der ARGE Kiel und des LCEE beziffert die durchschnittlichen Mehrkosten für den EH40-Standard auf rund 30.000 €. Diese Summe resultiert primär aus einer stärkeren Dämmung, hochwertigeren Fenstern und einer präziseren Ausführung der Gebäudehülle. Die Amortisation dieser Kosten erfolgt hauptsächlich durch geringere Heizkosten.

Die Dauer bis zum Amortisations-Kipppunkt hängt von zwei variablen Hauptfaktoren ab: der zukünftigen Entwicklung der Energiepreise und der Höhe der erhaltenen staatlichen Förderungen. Bei stabilen oder nur leicht steigenden Energiepreisen kann die Amortisationszeit 20 bis 25 Jahre betragen. In einem Szenario mit stark steigenden Energiekosten, wie es in den letzten Jahren zu beobachten war, kann sich dieser Zeitraum jedoch drastisch auf 10 bis 15 Jahre verkürzen. Der EH40-Standard fungiert hier als eine Art Versicherung gegen Preisexplosionen am Energiemarkt.

Weitwinkelaufnahme eines modernen Effizienzhauses mit sichtbarer Energieeinsparung durch Wärmebildtechnik

Entscheidend für die Berechnung ist jedoch, nicht nur die reinen Heizkosten zu betrachten. Die KfW-Förderung, insbesondere der höhere Tilgungszuschuss für den EH40-Standard, verkürzt die Amortisationszeit erheblich. Addiert man den bereits diskutierten, höheren Wiederverkaufswert hinzu, verschiebt sich die Perspektive: Die Frage ist nicht mehr nur, wann sich die Investition amortisiert, sondern wie hoch die Gesamtrendite über den Lebenszyklus der Immobilie ist. Der Aufpreis für EH40 ist somit weniger ein Kostenfaktor als eine Investition in Wertstabilität und Unabhängigkeit.

Warum Ihnen die KfW bis zu 45.000 € Ihrer Schulden erlässt, wenn Sie „Seriell Sanieren“?

Neben den bekannten Förderungen für Neubau und Einzelsanierungen hat die KfW einen besonders attraktiven Bonus für eine innovative Sanierungsmethode geschaffen: das serielle Sanieren. Diese Methode zielt darauf ab, insbesondere Mehrfamilienhäuser aus den 1950er bis 1970er Jahren schnell und effizient auf einen hohen energetischen Standard zu bringen. Der Clou dabei ist der Einsatz industriell vorgefertigter Fassaden- und Dachelemente, die passgenau am Gebäude montiert werden. Dieser Ansatz minimiert die Bauzeit vor Ort und erhöht die Qualität der Ausführung.

Die KfW belohnt diesen Ansatz mit einem speziellen „SerSan-Bonus“ in Höhe von 15 % Tilgungszuschuss. Dieser Bonus kommt zusätzlich zur regulären Förderung für die erreichte Effizienzhaus-Stufe. Wenn beispielsweise ein Gebäude durch serielle Sanierung den EH55-Standard erreicht, kann der Bauherr den regulären Tilgungszuschuss plus die 15 % SerSan-Bonus erhalten. Bei einer maximalen Kreditsumme von 150.000 € pro Wohneinheit können so erhebliche Summen an Schulden erlassen werden, was die Wirtschaftlichkeit solcher Projekte massiv steigert.

Fallbeispiel: Deutsche Pilotprojekte der seriellen Sanierung

Leuchtturmprojekte von spezialisierten Unternehmen wie Ecoworks und Renolution demonstrieren das enorme Potenzial dieser Methode. Sie zeigen, wie durch vorgefertigte, oft mit integrierter Lüftung und Fenstern ausgestattete Fassadenelemente die Sanierung von typischen Mehrfamilienhäusern revolutioniert wird. Die Bauzeit pro Gebäude wird oft auf wenige Wochen reduziert. Der 15%ige SerSan-Tilgungszuschuss der KfW ist dabei ein entscheidender Faktor, um diese industrialisierte und hochgradig effiziente Bauweise wirtschaftlich attraktiv zu machen und im großen Stil auszurollen.

Für Bauherren, die vor der Sanierung eines entsprechenden Gebäudetyps stehen, ist die Prüfung dieser Option unerlässlich. Die Kombination aus hoher Ausführungsqualität, kurzer Bauzeit und einem erheblichen finanziellen Bonus macht die serielle Sanierung zu einer der intelligentesten Strategien auf dem Weg zu einem Effizienzhaus.

Ihr Plan zur Nutzung des SerSan-Bonus

  1. Gebäudetyp prüfen: Stellen Sie sicher, dass Ihr Objekt in die typische Zielgruppe fällt (z. B. Mehrfamilienhäuser der Baujahre 1950-1970).
  2. Zertifizierten Anbieter finden: Recherchieren und kontaktieren Sie Unternehmen, die auf serielle Sanierung spezialisiert sind.
  3. Energieberater einbinden: Ein zertifizierter Energieeffizienz-Experte muss den Antrag für die KfW vorbereiten und bestätigen.
  4. Vorgefertigte Elemente nutzen: Die Sanierung muss nachweislich mit industriell vorgefertigten Fassaden- und/oder Dachelementen erfolgen.
  5. 15% Tilgungszuschuss beantragen: Stellen Sie sicher, dass der SerSan-Bonus zusätzlich zur regulären Effizienzhaus-Förderung im KfW-Antrag vermerkt ist.

Warum der iSFP-Bonus von 5% oft Tausende Euro geschenktes Geld bedeutet?

Ein weiterer, oft übersehener Hebel zur Maximierung der staatlichen Förderung ist der Bonus für einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP). Dabei handelt es sich um ein detailliertes Gutachten eines zertifizierten Energieberaters, das den energetischen Ist-Zustand eines Gebäudes analysiert und einen schrittweisen Plan zur Sanierung aufzeigt. Allein für die Erstellung dieses Plans gewährt der Staat bereits eine Förderung von 80 % der Beraterkosten (bis zu 1.300 € Zuschuss). Der eigentliche finanzielle Vorteil liegt jedoch woanders.

Setzt man eine der im iSFP empfohlenen Maßnahmen um, erhält man einen zusätzlichen Förderbonus von 5 % auf die förderfähigen Kosten dieser Maßnahme. Dieser iSFP-Bonus ist mit anderen Förderungen kumulierbar und stellt in der Praxis oft „geschenktes Geld“ dar. Die Kosten für den Energieberater werden durch die 80-%-Förderung auf einen geringen Eigenanteil reduziert, während der 5-%-Bonus bei größeren Maßnahmen wie einem Heizungstausch oder einer Komplettsanierung Tausende von Euro an zusätzlicher Ersparnis bringt.

Die folgende Kosten-Nutzen-Rechnung verdeutlicht den Netto-Vorteil am Beispiel eines Heizungstauschs und einer Komplettsanierung:

Kosten-Nutzen-Rechnung für den iSFP-Bonus
Maßnahme Kosten ohne iSFP Mit iSFP-Bonus (5%) Ersparnis
Heizungstausch (30.000 €) 30.000 € 28.500 € 1.500 €
Komplettsanierung (100.000 €) 100.000 € 95.000 € 5.000 €
Energieberater-Kosten ca. 500 € (nach 80% Förderung) Eigenanteil ca. 100-300 €
Netto-Vorteil Heizungstausch ca. 1.200 €

Die Beauftragung eines Energieberaters für einen iSFP ist somit nicht nur ein notwendiger Schritt für eine fundierte Planung, sondern eine hochprofitable Investition. Der Plan schafft nicht nur Klarheit über die sinnvollen Sanierungsschritte, sondern schaltet auch einen direkten finanziellen Bonus frei, der die Gesamtkosten des Projekts spürbar senkt. Auf diesen Vorteil zu verzichten, wäre wirtschaftlich unklug.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Entscheidung für EH40 ist eine strategische Wette auf steigende Energiepreise und einen höheren Wiederverkaufswert, der die Mehrkosten überkompensieren kann.
  • Technologie-Synergien wie die Kombination aus PV-Anlage, Wärmepumpe und Energiemanagement sind entscheidend für die Wirtschaftlichkeit und den niedrigen Primärenergiebedarf von EH40.
  • Versteckte Risiken wie Schimmel durch fehlende Lüftung und die Nichtausschöpfung von Förder-Boni (iSFP, SerSan) stellen größere finanzielle Gefahren dar als die reinen Baukosten.

Lohnt sich der KfW-Kredit 261 trotz strenger Auflagen im Vergleich zum Bankdarlehen?

Die Finanzierung eines Effizienzhauses erfolgt in Deutschland klassischerweise über das KfW-Programm „Wohngebäude – Kredit (261)“. Dieses Förderinstrument bietet zwei entscheidende Vorteile gegenüber einem herkömmlichen Bankdarlehen: einen stark vergünstigten Zinssatz und einen Tilgungszuschuss, also einen Teilschuldenerlass nach Abschluss des Bauvorhabens. Gerade dieser Zuschuss macht den KfW-Kredit trotz der strengen technischen Auflagen und des bürokratischen Aufwands oft unschlagbar.

Die Höhe des Tilgungszuschusses ist direkt an die erreichte Effizienzhaus-Stufe gekoppelt. Je besser der Standard, desto höher der Zuschuss. Für ein Effizienzhaus 40 erhalten Bauherren bis zu 25 % Tilgungszuschuss auf die Kreditsumme (max. 150.000 €), während es für EH55 nur 20 % sind. Diese 5 % Unterschied bedeuten bei voller Ausschöpfung der Kreditsumme einen direkten finanziellen Vorteil von 7.500 €. Dieser Betrag allein deckt bereits einen erheblichen Teil der Mehrkosten für den EH40-Standard ab.

Bei der Gegenüberstellung mit einem Bankdarlehen muss dieser Schuldenerlass als negatives Zinsäquivalent betrachtet werden. Selbst wenn der Zinssatz eines Bankdarlehens auf den ersten Blick minimal günstiger erscheinen sollte, kann es den Effekt des Tilgungszuschusses in der Regel nicht ausgleichen. Der KfW-Kredit reduziert die Gesamtkosten des Bauvorhabens effektiv und nachhaltig. Die strengen Auflagen, die mit dem Kredit verbunden sind (z. B. Baubegleitung durch einen Energieeffizienz-Experten), dienen zudem der Qualitätssicherung und helfen, teure Baufehler zu vermeiden. Sie sind somit weniger als Bürde, sondern vielmehr als Absicherung der Investition zu sehen.

Die Analyse der Finanzierung ist der letzte, entscheidende Schritt. Die Konditionen des KfW-Kredits im Detail zu prüfen, ist für die Gesamtwirtschaftlichkeit unerlässlich.

Um die Rentabilität Ihres Projekts zu maximieren, ist der nächste logische Schritt eine detaillierte, individuelle Fördermittelanalyse. Nur so können alle verfügbaren Boni und Zuschüsse identifiziert und optimal kombiniert werden, um die Investitionskosten signifikant zu senken.

Häufige Fragen zu Lüftungsanlagen in Effizienzhäusern

Reicht manuelles Fensterlüften in einem EH40/EH55 aus?

Nein, manuelles Lüften reicht physikalisch nicht aus, um die Anforderungen der DIN 1946-6 zu erfüllen und Bauschäden wie Schimmel zu vermeiden. Eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung ist zur Sicherung des Mindestluftwechsels und zum Schutz der Bausubstanz unerlässlich.

Welche Wartungskosten entstehen bei Lüftungsanlagen?

Die Wartungskosten sind ein wichtiger Teil der Lebenszykluskosten-Betrachtung. Regelmäßige Filterwechsel und professionelle Wartungen summieren sich über einen Zeitraum von 20 Jahren zu erheblichen Beträgen. Diese müssen bei der Entscheidung für ein bestimmtes System (zentral vs. dezentral) einkalkuliert werden.

Zentrale oder dezentrale Lüftung bei Sanierung?

Bei Kernsanierungen sind dezentrale Lüfter mit Wärmerückgewinnung oft die praktischere und kostengünstigere Lösung. Sie erfordern keine aufwendige Installation von Lüftungskanälen im gesamten Gebäude und können raumweise nachgerüstet werden, was die Installation deutlich flexibler und günstiger macht als bei zentralen Anlagen.

Geschrieben von Dr. Sabine Klein, Zertifizierte Energieeffizienz-Expertin (dena-gelistet) und promovierte Maschinenbauingenieurin mit Schwerpunkt auf regenerativen Heizsystemen und Bauphysik. Über 12 Jahre Praxis in der energetischen Fachplanung und Fördermittelberatung.